FLÖRSHEIM – Die Überflutungen im Ahrtal und die damit verbundenen Verheerungen haben aufs Neue sehr eindrücklich vor Augen geführt, welche Gefahren von Hochwasser und Starkregen ausgehen können. Darauf gut vorbereitet zu sein und Schäden so weit als möglichst zu verhindern, ist eine wichtige Aufgabe, mit der öffentliche Verwaltungen betraut sind. Auch für die Stadtverwaltung Flörsheim am Main gestaltet sich diese Aufgabe durchaus vielfältig und facettenreich, berührt viele verschiedene Bereiche und Aspekte.
Mit Hochwasser sind die Flörsheimerinnen und Flörsheimer gut vertraut, tritt doch der Main recht regelmäßig über seine Ufer. Der Deich, der von Eddersheim bis zum Flörsheimer Bootshaus führt, soll die Wohnlagen schützen, ist allerdings in die Jahre gekommen und stark erneuerungsbedürftig. Das Land Hessen hat zugesagt, die nötige Deicherneuerung vorzunehmen, das Regierungspräsidium Darmstadt kümmert sich federführend um die Umsetzung des Projektes, das sich derzeit in der Planungsphase befindet. Vorgesehen ist es, dass dabei ein neuer Querdeich gebaut und eine Retentionsfläche geschaffen wird, die mit rund 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser geflutet werden und den rapiden Anstieg eines Hochwassers verlangsamen kann. Der sanierte Deich soll dann einem 100jährigen Hochwasser standhalten können. Baubeginn wird voraussichtlich frühestens Ende 2024 sein, Fertigstellung Ende 2027. Die Kosten betragen rund acht Millionen Euro, die von Bund und Land voll übernommen werden.
Bei Hochwasser setzt die Stadt Flörsheim am Main zur Sicherung des Maindeichs eine Wasserwehr ein, die aus Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehren und des städtischen Baubetriebshofs gebildet wird. Die Deichmeisterei Biebesheim steht der Flörsheimer Wasserwehr mit fachlicher Beratung, sofern vonnöten, zur Seite.
Zu den Aufgaben der Deichwehr gehört es, die Höhe des Wasserspiegels am Deich, den Deich selbst, die Deichböschung und das Hinterland ständig im Auge zu behalten und auf mögliche Veränderungen – zum Beispiel Risse, Rutschungen, Verformungen, Setzungen, Aufwölbungen oder Wasseraustritt – zu achten. Entsprechende Beobachtungen werden der Einsatzleitung gemeldet und die schadhaften Stellen markiert. Undichte Stellen im Deich werden mit großen Planen – sogenannten Lecksegeln – abgedichtet. Tritt hinter dem Deich Wasser aus dem Boden aus, dann wird die Stelle mit Sandsäcken umbaut und am Abfließen gehindert. So wird die Unterspülung und Beschädigung des Deichs durch ständigen Wasserfluss unterbunden.
Bei steigendem Pegel setzt die Wasserwehr stufenweise Maßnahmen zur Hochwasserabwehr um. Beispielsweise werden ab Pegelstand 3,60 Meter die Straßeneinläufe am Konrad-Adenauer-Ufer verschlossen, ebenso die Einleitungen der Regenwasserkanäle, um den Rückfluss des Mains in diese Kanäle zu verhindern. Ab 4,20 Meter werden in der Obermainstraße die Spundwände eingesetzt und die Pfarrer-Münch-Straße mit mobilen Barrieren verschlossen, außerdem werden Sandsäcke gefüllt und verteilt. Ab 4,50 Meter errichtet die Wasserwehr Stege am Konrad-Adenauer-Ufer und zum Bootshaus hin.
Überflutungen können sich in der Stadt Flörsheim am Main aber nicht allein dann ereignen, wenn der Main Hochwasser führt. Auch die übrigen, kleinen Wasserläufe in der städtischen Gemarkung bergen ein gewisses Gefahrenpotential. So wurden in der Vergangenheit die unmittelbar am Weilbach gelegenen Häuser bereits von Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen. Auch in Keramag/Falkenberg hat der Wickerbach schon die nahen Wohngebiete beeinträchtigt.
In Weilbach hat die Stadt deshalb ein Regenrückhaltebecken mit 26.000 Kubikmeter Fassungsvermögen angelegt. Im kommenden Jahr stehen dort Arbeiten zur Instandsetzung der um 40 Zentimeter abgesackten Überlaufschwelle und im Jahr 2023 außerdem das Ausbaggern von Schlammablagerungen an. Dadurch soll das vorgesehene Beckenvolumen wieder vollständig nutzbar gemacht werden.
In Keramag/Falkenberg hat die Stadtverwaltung die Lage im Jahr 2012 entschärft, indem sie die marode Brücke über den Wickerbach erneuert und dabei mit einem wesentlich größeren Durchlass ausgestattet hat, so dass es dort nicht mehr zu Stauungen und Überschwemmungen kommt.
Die Kläranlage in Keramag/Falkenberg ist von vornherein so konstruiert, dass sie durch von der Kanalisation herangeführtem Wasser nicht voll- und überlaufen kann. Auch die Betriebsgebäude sind hochwassersicher konstruiert.
Schon seit vielen Jahren wird im Zusammenhang mit Baumaßnahmen zur Sanierung oder Erneuerung von Kanälen geprüft, ob eine Vergrößerung der Kanäle sinnvoll ist, um ein größeres Volumen zu erhalten. Die Abwasserpumpstationen der Stadtwerke sind seit Jahrzehnten mit Regenwasserpumpen ausgestattet, die große Abwassermengen weiterbefördern können. Allerdings gilt für die Flörsheimer Kanalisation wie für jede andere auch, dass sie nicht unbegrenzt Wassermassen aufnehmen und ableiten kann.
Bei Überschwemmungen kann es zu Überflutungen von Umspannwerken kommen, wodurch unter Umständen ein großflächiger Stromausfall ausgelöst werden könnte. Für einen solchen Fall haben die Stadtwerke sowohl die zentrale Abwasserpumpstation in der Bürgermeister-Lauck-Straße als auch das Wasserwerk Weilbach mit einer Notstromanlage ausgerüstet. Somit wird das Abwasser aus einem großen Teil der Stadt sicher weitergepumpt.
Die Versorgung mit Trinkwasser ist ebenfalls gesichert, da auch die Einrichtungen des Wasserversorgungsverbandes entsprechend ausgerüstet sind.
Um Hochwasser in den Bächen vorzubeugen, kümmert sich die Stadtverwaltung um die Pflege der Bachläufe. Hierbei ist wichtig, dass der Böschungsbewuchs regelmäßig gemäht, Schwemmgut herausgenommen und die Bachböden ausgebaggert sowie von Schlamm befreit werden, wenn nötig.
Die Stadtverwaltung hat jetzt die Anschaffung von Fließpfadkarten, die aufzeigen, welche Bereiche im Stadtgebiet bei Starkregen besonders betroffen sein können, beschlossen. Die Karten erstellt das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie. Dafür müssen eigens Berechnungen angestellt werden, entsprechend werden sie erst in einem Jahr vorliegen.
Im Bereich der Bauleitplanung achtet die Stadt Flörsheim am Main verstärkt darauf, dass bei der Ausweisung neuer Wohn- und Gewerbegebiete ausreichend Versickerungsfläche auf den Grundstücken vorgesehen ist. Dies kann beispielsweise geschehen, indem das Pflaster auf Stellplätzen mit ausreichendem Fugenanteil zur Versickerung ausgeführt wird oder die Möglichkeit des Einbaus von Rigolen, Zisternen oder anderen Rückhaltemöglichkeiten sowie von Dachbegrünung geprüft wird. Ziel ist es in jedem Fall, dass möglichst wenig Oberflächenwasser in die Kanalisation eingeleitet wird.
Magistrat der Stadt Flörsheim am Main