NACKENHEIM Seit über zwei Jahrzehnten gehört er zum lebendigen und irgendwie unverzichtbaren Inventar einer jeden CVE-Kostümsitzung: Gerd Zimmermann, 2. Vorsitzende des Vereins, Sitzungspräsident und Chef des Protokolls der Entenbrüder. Und nun, im ersten Jahr und der ersten Sitzung nach der scheinbar überwundenen Corona-Krise, hatte das verdammte Virus genau ihn erwischt. Viele haben sich in diesem Augenblick mit Sicherheit gefragt: eine Sitzung ohne Gerd Zimmermann, geht das überhaupt?
Es ging – und es ging grandios. Denn mit Moritz Mergen, der sich bereits als Conférencier der CVE-Ordensmatinee erste Meriten auf der närrischen Bühne verdient hatte, wurde eine alternative, vereinseigene Lösung gefunden, die absolut überzeugen konnte. „Waren Sie schon einmal Ersatz?“ waren seine ersten Begrüßungsworte, mit denen er nicht nur erste Lacher sondern auch sofort die Sympathien des Saalpublikums gewinnen konnte. Und diesen Schwung mitnehmend führte er gekonnt, souverän und locker durch das gut fünfstündige, von Gerd Zimmermann zusammengestellte Programm. Und das hatte es in sich.
Angefangen mit dem Protokoll, auch dies eine Premiere von Moritz Mergen, konnte das politische Fach voll überzeugen. Ob Bernhard Knab in seiner Paraderolle des „Deitschen Michels“ mit tagesaktuellen Bezügen oder Rüdiger Schlesinger, dieses mal wieder als „Advokat des Volkes“, die Spitzen ihrer Vorträge in Richtung internationaler, nationaler oder regionaler Politik trafen punktgenau ins Ziel und manch ihrer pointierten Aussagen ließen dem Publikum das Lachen im Hals stecken bleiben. Politisch-literarische Fastnacht vom Feinsten.
Vom Allerfeinsten auch die Besetzung der Abteilung Kokolores: „Glückspilz“ Ernst Lustig alias Jürgen Wiesmann wusste mit seinen Familienerlebnissen um Sören und Malte ebenso zu überzeugen, wie „Apolonia“ Gaby Elsener mit ihren geschilderten Versuchen, einen gendergerechten Fastnachtsvortrag zu schreiben oder „Hobbes“ Hansi Greb als „Second Hand Opa“. Aus Marienborn war „Gardist“ Marcus Schwalbach angereist, der aus dem bewegten und kuriosen Innenleben einer Mainzer Garde berichtete, während die Nackenheimer „Herpes House Band“, mein persönliches Highlight in der ohnehin schon hochkarätigen Kokolores-Abteilung, das Publikum als spitzzüngige Bäume, „Vorletzte Generation“ oder „Mark Förster“ begeisterte. Ihr Schluss-Song“ „Der Bus fährt nach Lörzweiler“ wurde bis Aschermittwoch zum absoluten Fastnachts-Hit der närrischen Tage in Nackenheim.
Natürlich kam auch die Musik und der Tanz bei der CVE-Kostümsitzung nicht zu kurz: Ob Tugendbolde, Altrheinstromer, „Handkäs‘ un soi Musik“ oder Oliver Mager – sie alle wussten das Publikum zu begeistern und zum Mitsingen zu animieren. Einfach schön anzuschauen waren die „Magic Rhythm“ aus Harxheim, die „Sweet Honeys“ aus Dienheim und das Gardeballett der HGK. Und last but not least muss natürlich noch die langjährige Sitzungsband des CVE „Sound-Check“ unter Leitung von Fred Hawryluk erwähnt werden, die immer den richtigen Ton trafen und die Gruppen und Solisten fantastisch musikalisch unterstützten.
Autor: Michael Türk