Wenn die Diskussion – in den Medien oder auch einfach im Freundeskreis – auf Klimaschutz kommt, dann ist man ganz schnell bei internationalen Verträgen, europäischen „Green Deals“ oder der Bundespolitik in Berlin. Und ohne Frage: Da ist man auch ganz richtig und an all diesen Stellen müssen wir Druck machen, um noch mehr für Klima und Umwelt zu erreichen. Aber klar ist auch: Klimaschutz fängt auch bei uns in Mainz an.
Wenn wir in den letzten Jahren immer mehr heiße Tropennächte erleben, die uns den Schlaf rauben, merken wir den Klimawandel ja auch ganz konkret vor Ort – und ebenso konkret können wir vor Ort einen Beitrag dazu leisten, ihn zu bekämpfen. Mainz hat deshalb 2019 den Klimanotstand ausgerufen: mit dem Ziel, alles, was wir in der Stadtpolitik tun, auf Auswirkungen auf das Klima zu prüfen, um dann nach Möglichkeit die Alternative zu wählen, die den Klimaschutz voranbringt.
Bis 2050 – so hatte es der Stadtrat 2019 beschlossen – sollte Mainz klimaneutral werden. Und weil Mainz eine von 40 sogenannten Masterplan-Kommunen in Deutschland ist, wird der Mainzer Klimaschutz seit 2016 im Rahmen einer Exzellenzinitiative des Bundesumweltministeriums wissenschaftlich, methodisch und finanziell unterstützt. Jetzt liegt der Zwischenbericht vor – und er zeigt: Wir sind auf einem guten Weg, bis 2050 den Energieverbrauch gegenüber 1990 um 50 Prozent und die Treibhausgasemissionen um 95 Prozent zu senken. Gleichzeitig zeigt der Bericht auch: Wir dürfen jetzt nicht nachlassen und müssen uns weiter anstrengen.
Aber dieser Weg ist angesichts der dramatischen Klimaveränderungen nicht schnell genug. In diesen Tagen ist eine Beschlussvorlage im Stadtrat, mit der wir uns zu noch ambitionierteren Zielen bekennen wollen. Wir wollen die Klimaneutralität damit nicht erst 2050, sondern schon viele Jahre früher anstreben, idealerweise schon 2035. Dafür müssen das Land, der Bund und die EU selbstverständlich das ihrige tun, um die gesetzlichen Rahmenbedingungen anzupassen. Aber was wir in Mainz tun können, das wollen wir auch tun. So sollen die Stadtverwaltung und die städtischen und stadtnahen Gesellschaften schon bis 2035 klimaneutral werden, Klimaschutz soll als Querschnittsaufgabe der Stadtverwaltung implementiert werden. Mit dieser Selbstverpflichtung will die Stadt Vorbild sein. Auch die Verkehrswende und die Begrünung der Stadt werden wir weiter vorantreiben. Und was mir wichtig ist: Wir wollen alle mitnehmen. Deshalb gibt es einen Beteiligungsprozess für die Bürgerinnen und Bürger, wenn wir den Masterplan fortschreiben und auch Wirtschaft und Stadtgesellschaft wollen wir mit ins Boot holen. Denn ich bin überzeugt: Nur, wenn wir alle an einem Strang ziehen, kann Mainz schon 2035 klimaneutral sein. Deshalb geht die Stadt den eingeschlagenen Weg konsequent weiter.
Michael Ebling
Oberbürgermeister der Stadt Mainz