INGELHEIM – Ein weiteres Puzzle-Teil aus der Geschichte, die Ingelheim betrifft, ist vor Kurzem in Polen gefunden worden. Die bislang als verschollen geltende Practick von Sebastian Münster wurde kürzlich an der Maria-Curie-Sklodowska-Universität in Lublin wiederentdeckt.
Das teilte der Historische Verein Ingelheim, der zugleich zu einem Vortrag von Hartmut Geißler und Reiner Letzner zum Thema einlädt. Der Vortrag mit dem Titel „Sebastian Münsters Practick in Lublin entdeckt“ findet am Montag, 7. Oktober, um 19 Uhr im Weiterbildungszentrum Ingelheim (Fridtjof-Nansen-Platz 3) statt.
Die Entdeckung gelang mit tatkräftiger Unterstützung von Dr. Jakub Gortat von der Universität Lodz und Letzner. Das einzige erhaltene Exemplar wurde erstmals 1893 auf einem internationalen Meteorologenkongress in Chicago von Gustav Hellmann erwähnt. Hellmanns Nachlass gelangte Ende der 1920er Jahre in die Preußische Staatsbibliothek in Berlin, wo er als Kriegsverlust galt.
Die Practick, die 1532 von Heinrich Petri gedruckt wurde, enthält astrologische Befunde und Vorhersagen für das Jahr 1533. Münster prognostizierte unter anderem die Auswirkungen von Planetenstellungen auf Wetter, Krankheiten und Kriege, berechnete astronomisch die Mondphasen und sagte eine totale Mondfinsternis für den 4. August 1533 voraus. Zudem kündigte er seine berühmte „Cosmographia“ an, die erstmals 1544 erschien.
Hartmut Geißler wird die Practick und deren Transkription ins heutige Deutsch vorstellen und das Vorwort sowie die astrologischen Prognosen für 1533 kommentieren. Reiner Letzner beleuchtet die astronomischen Inhalte der Practick und geht der Frage nach, warum sich der erfahrene Astronom Sebastian Münster offensichtlich von der Astrologie beeinflussen ließ.
Der Besuch der Veranstaltung ist kostenlos, Gäste sind herzlich willkommen.