MAINZ – Deutlich weniger als 2018 und etwas weniger als in einem Durchschnittsjahr: nicht nur rheinhessischen Winzer müssen beim Weinertrag 2019 Abstriche machen. Wie das Deutsche Weininstitut (DWI) auf Basis einer ersten Ertragsschätzung mitteilt, wird die bundesweite Weinmosternte 2019 mit voraussichtlich 8,6 Millionen Hektolitern 17 Prozent unter der Vorjahresmenge und zwei Prozent unter dem zehnjährigen Mittel von knapp 8,8 Millionen Hektolitern liegen.
„2018 war ein absolutes Ausnahmejahr gewesen“, sagt Andreas Köhr vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd. „Die Winzer haben die größte Ernte der vergangenen 20 Jahre eingefahren“. Obwohl das Jahr so trocken war. Der Grund: „Der Winter davor ist sehr feucht gewesen.“
Die tiefen Bodenschichten speicherten reichlich Wasser, das für die bis zu zehn Meter langen Wurzeln problemlos erreichbar war. Doch der folgende regenärmere Winter und der heiße Sommer ließen die Wasservorräte im Boden schrumpfen. So überraschte die 2019er Weinmosternte die Branche nicht ganz, die laut Köhr, jene der Durchschnittsjahre unterschreitet.
Er spricht zudem vom „neidischen Herbst“, einer Redewendung, die die Winzer für solche Fälle gerne nutzen. „Die Erntemengen bei den Trauben sind in Rheinhessen sehr ungleichmäßig verteilt.“ Köhr erläutert: „Den charakteristischen Landregen, bei dem es überall gleichmäßig regnet, gibt es fast nicht mehr.“ Stattdessen Regenfälle, die sich über einem Dorf ergießen und gleichzeitig zwei Nachbargemeinden weiter aber schon nicht mehr.
Der Winzerhof, dem der Regen die größere Ernte beschert, wird neidvoll beäugt. Natürlich hat die Redewendung einen symbolischen Charakter. Die positive Denkweise überwiegt. „Die Qualität der Trauben fanden wir dies Jahr sehr gut“, sagt Andreas Dörrschuck. Der Winzer aus Lörzweiler bestätigt den Befund seines Verbandes: „Die Moste, die wir gelesen haben, sind supertoll. Alle weit über 90 Grad Oechsle, ich glaube, es wird qualitativ ein ähnlich guter Jahrgang wie 2018. Nur die Menge ist viel weniger geworden.“
Auch seinen Weinlagen fehlt sehr viel Grundwasser. Von gleichen Erfahrungen berichten die Winzer in Gau Bischofsheim, die eine vergleichbare Qualität der Weine mit dem 2019-er Jahrgang versprechen. Doch auch hier fällt die Ernte geringer aus, die zum Glück, wie es heißt, rechtzeitig geerntet wurde, und zwar bevor Mitte Oktober die regnerischen Tage einsetzten.
„Jetzt brauchen wir einen feuchten Winter, damit sich das Wasserreservoir füllt“, sagt Dörrschuck. Panik herrsche noch keine, betont Köhr. Sollte der Regen aber ausbleiben, werde es schwierig. „Die Weinberge zu bewässern ist zwar möglich, aber in Rheinhessen nur in einem geringeren Prozentsatz möglich.“