LAUBENHEIM – Vom 21. bis 23. August 2020 fand unter der Schirmherrschaft von Tabea Rößner die „Kultur im Park“ in Laubenheim statt. Federführende Organisatoren dieses dreitägigen Festivals waren die Brüder Johannes und Manuel Christ von der Privaten Musikschule Laubenheim. Im Nachgang des Events sprach Journal LOKAL mit beiden über das Festival und ihre Zukunftspläne.
Was hat Sie beide bewogen, ein solches Festival in Coronazeiten auf die Beine zu stellen?
Die Idee für ein Open Air Kulturevent schwebte schon länger in unseren Köpfen, weiter verfolgt haben wir sie aber erst durch die Coronakrise, die uns Kulturschaffende vor besondere Herausforderungen gestellt hat. Open Air ist die einzige Möglichkeit, unter den gegebenen Regelungen zur Corona-Bekämpfung ein halbwegs rentables und vor allem sicheres Veranstaltungsformat auf die Beine stellen zu können.
Mit über 1.000 Besuchenden war „Kultur im Park“ sehr erfolgreich. Worauf führen Sie das zurück?
Die Coronakrise hat nicht nur uns, sondern auch vielen anderen gezeigt, was in der Zeit des Lockdowns gefehlt hat: Kultur live! Aber neben dem omnipräsenten Thema „Corona“ hat viele Leute das Konzept von klassischen Konzerten, (Musik-)Kabarett bis hin zum Kindermusical im idyllischen Laubenheimer Park angesprochen, ein Format, das es in dieser Form zuvor noch nie gab in Laubenheim und das gezeigt hat, dass dieser Ort mehr ist. Nicht nur die so schmerzlich vermissten Weinfeste und die Fastnacht, auch hochwertige Kultur und Kulturerziehung.
Die Schirmherrin Tabea Rößner sprach von einem neuen Format, das Sie ins Leben gerufen haben. Beabsichtigen Sie, dieses Format zu wiederholen?
Der Zuspruch während und nach dem Wochenende von Kultur im Park hat uns definitiv dazu bewogen, dass wir versuchen werden, das Format zu wiederholen. Die Gespräche mit den zuständigen Behörden laufen bereits.
„Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. “Mit diesen Worten haben Sie den dreitägigen Kulturmarathon eröffnet. Wie sehen Ihre konkreten Pläne diesbezüglich für die nahe Zukunft aus?
Generell gilt für uns das gleiche wie für viele in der Kulturszene: Wir fahren auf Sicht. In der Musikschule laufen Proben und Unterrichtseinheiten unter Einhaltung aller Vorgaben fast „geregelt“ weiter. Konzerte und Veranstaltungen werden mit fallenden Temperaturen Open Air zunehmend schwieriger.
Die Open Air-Saison 2020 neigt sich dem Ende zu. In Herbst und Winter erwarten die Experten eine zweite „Welle“. Welche konkreten Erfahrungen stellen Sie an, um Menschen auch dann vermehrt Zugang zu kulturellen Live-Ereignissen zu ermöglichen?
Grundsätzlich sind Konzerte auch in entsprechenden und geeigneten Räumen möglich. So hat das KAMEL beispielsweise in der Wiesbadener Kreuzkirche und in der evangelischen Kirche Bad Vilbel zwei erfolgreiche Konzerte gespielt mit Abstand und geregelter Zutrittsbegrenzung. Dazu ist die Kooperation mit örtlichen Kulturpartnern wie z. B. der Kirchengemeinden momentan unabdingbar.
Welche Erfahrungen können Sie Kulturschaffenden und der auch der Veranstaltungsbranche aus den von Ihnen gemachten Erfahrungen weitergeben?
Es braucht Mut, um in diesen Zeiten Veranstaltungen und Konzerte auszurichten. Dennoch gibt es einen recht klaren Vorgabenkatalog der jeweiligen Landesregierungen zu diesen Themen. Unter Einhaltung der Regeln sind Veranstaltungen in kleinerem Rahmen und mit Abstrichen möglich. Man ist auf die Mithilfe des Ortes und auf Förderer und Kulturfreunde angewiesen, damit solche kleineren Veranstaltungen kostendeckend umgesetzt werden können. Ein offener Dialog mit Förderern, (Lokal-)Politikern und Behörden ist unabdingbar.
Darf sich dieser Kreis an Sie wenden, um sich Rat einzuholen?
Wir stehen gerne jedem zur Seite, deswegen haben wir auch eine Agentur gegründet: Mayence Music Management (MaMuMa). Hier wollen wir Künstlerinnen und Künstler, aber auch Veranstaltungstechniker, Musikschulen etc. unterstützen und ihnen bei der Veranstaltungsorganisation helfen.
Journal LOKAL dankt Ihnen für das Interview.
Die Fragen stellte Ulrich Nilles