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„Wir wollten der Gemeinde mit der ‚Dorfschatzkammer‘ ein angemessenes Geschenk machen“ Gespräch mit Peter J. Klein, Ortsmuseum Nackenheim

Freut sich über das Zustandekommen der Nackenheimer „Schatzkammer“: Ko-Projektleiter Peter J. Klein - Foto: Ingrid Wiese

NACKENHEIM – Rechtzeitig zum 1250-jährigen Ortsjubiläum wurde im vergangenen März die außerordentlich sehenswerte Dauerausstellung „Dorfschatzkammer – Nackenheims Geschichte in Objekten“ im Ortsmuseum eröffnet. Wir berichteten. Diese dritte Dauerausstellung im „Muxum“ erzählt in 42 Vitrinen die Entwicklung der Region und der Gemeinde, von der Urzeit bis zur Gegenwart. Journal LOKAL suchte das Gespräch mit Peter J. Klein, zusammen mit Thomas Flügen Projektleiter der Ausstellung.

Herr Klein, liest man „Schatzkammer“, so ist man versucht, an das Dresdener „Grüne Gewölbe“ zu denken. Was wird in der neuen Dauerausstellung des Ortsmuseums präsentiert?

Selbstverständlich können wir nicht mit Edelsteinpreziosen aufwarten wie das „Grüne Gewölbe“. Aber die Objekte sind schon wertvoll, sei es, weil sie einzigartig sind wie zum Beispiel drei Backenzähne eines Wollhaarnashorns an einem Stück Unterkiefer, sei es, weil sie für Nackenheim besonders wichtig sind, wie z.B. die Hinsberg-Exponate. Immerhin war Otto Hinsberg der Pionier des europäischen Pflanzenschutzes.

Urzeitliche Tierfunde, eine Besonderheit der Nackenheimer „Schatzkammer“ – Foto: Ulrich Nilles

In welchem Rahmen, wann und wie entstand die Idee zu dieser Erweiterung des Museums?

Bereits vor Jahren war uns klar, dass wir die vorhandenen Objekte attraktiver präsentieren wollen. So arbeiteten wir auf das Jubiläumsjahr 2022 hin. Und wir wollten der Gemeinde mit der „Dorfschatzkammer“ ein angemessenes Geschenk machen.

Das gesamte Team – Foto: Nilles

Gab es bei der Zusammenstellung der Objekte Auswahl- bzw. Ausschlusskriterien?

Wir wollten Objekte zeigen, die mit der Gemeinde und mit der Region konkret zu verknüpfen sind und die sozusagen eine eigene Geschichte haben. Diese wird ja auch über die QR-Codes neben den Vitrinen in Form von Audiofiles erzählt.

Die Bandbreite der gezeigten Objekte ist enorm groß. Wie gelangt ein so kleines Museum an solch einzigartige Sammlungsstücke?

Die Sammeltätigkeit begann vor gut 70 Jahren. Damals gründete mein Großvater Wilhelm Klein mit Werner Lang und Josef Struck den Vorläufer des jetzigen Heimat- und Verkehrsvereins. Und so gab es in der Folge immer Engagierte, die sich für die Dokumentation der Ortsgeschichte einsetzten. Zudem haben wir einige Leihgaben von Mainzer und Wiesbadener Museen sowie von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE).

Zum Stemmen eines solchen Projekts gehören Menschen …

…die glücklicherweise voll dabei sind! Und ich bin sehr froh, dass sich im Museumsausschuss mit rund einem Dutzend Ehrenamtlicher ein gut harmonisierendes Team gefunden hat.

… und natürlich eine solide Finanzierung…

…die einerseits von der Gemeinde gewährleistet wird, wenn es um die Basis geht, also Strom, Heizung etc. Andererseits hatten wir das Glück, dass Bund und Land wegen Corona diverse Förderprogramme speziell für kleine Museen aufgelegt hatten und wir davon profitieren konnten. Aber auch regionale Sponsoren wie der Kulturfonds Peter E. Eckes haben uns unterstützt. Sonst hätten wir die 12.000.- Euro für die „Dorfschatzkammer“ schwerlich zusammen bekommen. Denn normalerweise sind wir auf Spenden angewiesen.

Querverbindung zu Zuckmayer – Foto: Nilles

Das Ortsmuseum beherbergt nun drei Dauerausstellungen unter einem Dach. Gibt es außer dem lokalen Bezug Verbindendes, Querbezüge?

Nun ja, Carl Zuckmayer findet man als Ehrenbürger in einer Vitrine der „Dorfschatzkammer“ und ausführlich in der Zuckmayer-Ausstellung. Die Berufe am Rhein tauchen auch wieder in einer Vitrine auf. Ich denke, man kann schon hin und her pendeln und seine Eindrücke vertiefen.

Die räumlichen Kapazitäten des Alten Schulhauses scheinen nun erschöpft zu sein. Gibt es noch Platz für Erweiterungen?

Ja, wir planen aktuell im Hof ein „Lapidarium der Nackenheimer Sepulkralkultur“. Wir möchten die historischen Grabsteine unter dem Vordach so präsentieren, dass ihre Jahrhunderte alte Geschichte, die Inschriften und die familiären Verknüpfungen vermittelt werden können. Das ist unser aktuelles Projekt. Daneben wollen wir langfristig die Museumsbestände digital erfassen. Es gibt also noch einiges zu tun.

Herr Klein, Journal LOKAL bedankt sich herzlich für Ihre Ausführungen.

Das Gespräch führte Ulrich Nilles

 


Demnächst im „Muxum“: So., 15. Mai 2022 – 18:00 Uhr, Filmabend „Als die Franzosen in den Südwesten kamen“, SWR-Dokumentation über die französische Besatzung nach 1945. Weitere Informationen unter www.ortsmuseum-nackenheim.de