EBERSHEIM – Samstagvormittag, um 11 Uhr schon über 30 Grad, doch die Themen waren noch drängender als das Wetter heiß. Die 15 Mitglieder des grünen Stammtischs Mainz-Ebersheim hatten erneut zum „Straßenfrühstück“ eingeladen. Bereits zum dritten Mal wurde die Neugasse für den Autoverkehr gesperrt, um Raum für Begegnung, Austausch und politische Impulse zu schaffen.
Mit dem Ebersheimer Straßenfrühstück verfolgen die Organisatorinnen und Organisatoren ein klares Ziel: Sie wollen die Vision einer lebendigen, grünen Dorfmitte in Ebersheim greifbar machen. Gleichzeitig soll die Aktion ein sichtbares Zeichen setzen für den Stadtratsbeschluss von 2021, der vorsieht, in allen Stadtteilen sogenannte Grünachsen einzurichten. Dass diese Idee nun auch in der Lokalpolitik auf fruchtbaren Boden fällt, zeigt sich in einem fraktionsübergreifenden Antrag im Ortsbeirat vom 5. Juni 2025. Darin wird die Entwicklung eines stadtplanerischen Konzepts für den Ortskern gefordert – ein deutliches Signal, dass Ebersheim bereit ist, seine Mitte neu zu denken.

Ulrike Maier von den Ebersheimer Grünen betont gegenüber dieser Zeitung die Bedeutung des Straßenfrühstücks als praktisches Beispiel für gelebten Klimaschutz. Verkehrsberuhigung, so sagt sie, sei ein wesentlicher Beitrag zur Senkung von Treibhausgasemissionen und damit ein zentrales Element im Kampf gegen die Klimakrise. Eine begrünte, entsiegelte Dorfmitte könne darüber hinaus das Mikroklima verbessern und neue Aufenthaltsqualität schaffen – ein Gewinn für Umwelt und Zusammenleben gleichermaßen.
Am „Frühstückstisch“ in der Neugasse trafen sich an diesem Samstag Bürgerinnen und Bürger, politische Initiativen und engagierte Gruppen aus der Region. Auch der ADFC war vor Ort und bot die Codierung von Fahrrädern an.
Die Straße wurde an diesem Vormittag zur offenen Plattform für Klimathemen, soziale Initiativen und politische Fragen. Der Nabu-Arbeitskreis Ebersheim brachte seinen Einsatz für den Schutz lokaler Artenvielfalt ein, während der BUND-Kreisverband Mainz mit seiner Expertise zu nachhaltiger Landwirtschaft und Umweltpolitik vertreten war. Die Gruppe Foodsharing Mainz informierte über Möglichkeiten, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden – ein Thema, das gerade in Zeiten knapper Ressourcen aktueller denn je ist. Mainz Zero wiederum stellte seine Vision einer klimaneutralen Stadt bis 2030 vor und rief zum gemeinsamen Engagement auf. Auch die Parents4Future waren dabei und gaben Einblicke, wie Eltern und Großeltern sich in der Klimabewegung für die Zukunft ihrer Kinder einsetzen können.

Ergänzt wurde „die Tafel“ durch die Umweltinitiative GAIA, die sich weltweit gegen Plastikmüll und für ein gerechtes Ressourcenmanagement starkmacht, sowie durch GEDEA, ein lokales Netzwerk, das nachhaltige Entwicklung auf kommunaler Ebene fördert. Die Piratenpartei beteiligte sich mit selbst gemachter Suppe am Frühstücksangebot und brachte digitale Demokratie- und Bürgerrechtsfragen ins Spiel. Für die jüngsten Besucherinnen und Besucher sorgte die Kita Wolkenburg mit einem kleinen, liebevoll gestalteten Kinderprogramm, das sichtlich große Freude bereitete. Für das leibliche Wohl sorgten sowohl einige Standbetreiber als auch die Wein-Manufaktur und Rheinhessenbräu.
Für die Mainzer Grünen waren als politische Ansprechpartner Landtagsabgeordneter Fabian Ehmann und Vorstandsmitglied Teresa Bicknell vor Ort. Zugegeben, das Wetter verführte die meisten Besucher zunächst dazu, sich ein schattiges Plätzchen vor der WeinManufaktur zu sichern, zumal sie dort auch von der Live-Band „Musica-è“ in italienische Sommerstimmung versetzt wurden. Aber auch die Informationen an den Ständen waren gefragt.

So entstand mitten in Ebersheim ein Ort, an dem nicht nur gefrühstückt, sondern auch diskutiert, vernetzt und inspiriert wurde. Trotz der hohen Temperaturen blieb die Stimmung entspannt – und der Wunsch spürbar, gemeinsam an einer grüneren, lebenswerteren Ortsmitte zu arbeiten.
Sabine Longerich