MAINZ – Mit „Ave, Helau und Gude“ hielt die fünfte Jahreszeit am 11.11. Einzug in Mainz. Dabei zollte man auch dem römischen Erbe der Stadt Tribut: In der Bar „Zum Grünen Kakadu“ trafen sich Freundinnen und Freunde der Initiative Römisches Mainz (IRM), um die „Saturnalien“ zu feiern. Dieses Fest wurde einst zu Ehren des Gottes Saturn begangen und war bekannt dafür, dass man offen seine Meinung äußern durfte, auch gegen die Obrigkeit. Diesem Geist folgte die vierte römische Fastnacht mit einem bunten Programm, das Unterhaltung für jeden Geschmack bot.
Dazu passt das aktuelle Motto der IRM mit der Unsichtbaren Römergarde: „Ob Meenzer oder Utschebebbes: Die Fastnacht ist für jeden ebbes“, erklärte Prof. Christian Vahl als Vorsitzender, der gern als Neptun aus den Fluten des Rheins auftaucht. Das Besondere an diesem Abend: Alle Aktiven traten ohne Gage auf. Der Erlös ging direkt an die IRM, die Interesse wecken möchte an der Geschichte der Stadt und sich dafür einsetzt, das römische Erbe von Mainz sichtbar und erlebbar zu machen. Dazu tragen auch außergewöhnliche Instrumente bei, die denen aus der römischen Zeit nachempfunden sind, darunter das Cornu, ein gewundenes Horn ohne Ventile. Reiner Muellers (Musica Romana) führte mit fanfarenartigen Klängen durch das dreistündige Programm und begeisterte das Publikum mit bekannten Melodien zum Erraten.
Zum Mitsingen, Lachen und Schunkeln luden das Trio Aeterna und die alternativen Bänkelsänger ein. Die Altrheinstromer gaben Stimmungslieder zum Besten, mit Klassikern vom „Fläschchen Flaschebier“ und vom „Schiffsche-Bootsche“ auf dem Rhein. Zum Wasser hatten einst auch die Römersteine im Zahlbachtal einen Bezug, die als antike Wasserleitung dienten, wechselvolle Zeiten erlebten und erhalten bleiben sollen, wie Christian Vahl im Lied an die „Römersteinin“ (Bianca Wagner) sang. Als ihr guter Freund trat Andreas Toschka auf.
Ein Fokus des Abends lag auf politisch-literarischen Vorträgen, mit Humor und kritischem Blick auf das Zeitgeschehen. „Uns kriegen die Krisen nicht kaputt“, betonte Peter Krawietz und stellte verschiedene Typen von Narren vor. Die aktuelle politische Lage in Deutschland und der Welt, speziell nach den Wahlen in den USA, bot auch nachfolgenden Rednern reichlich Stoff: Bernhard Knab rief das Publikum zu Vernunft und Mut auf, Gunther Raupach mahnte mit einer Glocke zum Frieden. Als Advokat des Volkes verglich Rüdiger Schlesinger die „Berliner Welt“ mit einem Zirkuszelt und nahm in einem flotten Rap die Kindererziehung heute aufs Korn.
Der älteren Generation widmete sich Markus Weber in seinen freien Vorträgen, ausdrucksstark in Mimik und Gestik. Zuerst konnte man meinen, dass tatsächlich eine über Hundertjährige auf der Bühne stehen würde. Später trat er als „Mann in den besten Jahren“ auf, mit spitzfindigen Vergleichen zwischen den Geschlechtern und Blick auf die „Schlachtfelder“ in der Küche, wenn dort ein Mann gekocht hat. Anschaulich schilderte er die Tücken eines feuchtfröhlichen Abends und nannte als „Moral von der Geschicht: Im Dunkeln heimgehen lohnt sich nicht.“
Auch eine Bahnfahrt lohnt sich nicht immer, stellte Christian Campe fest, der vollbepackt mit Koffern und Taschen dabei mehr Abenteuer erlebt hatte als gedacht. Was sie im Ruhestand alles ausprobiert hatte, erzählte Hildegard Bachmann: vom Motorradfahren bis zur Ahnenforschung, um ihre römischen Wurzeln zu erkunden. Wer selbst daran interessiert ist, römische Zeugnisse zu erhalten und zugänglich zu machen, ist bei der Initiative Römisches Mainz richtig.
fej