
HAMÜ – Rund 20 Menschen folgten vor Kurzem dem Aufruf des Umwelt-Teams HaMü und erkundeten bei einer etwa fünf Kilometer langen ökologischen Begehung den Hartenberg. Im Rahmen der „Woche der Artenvielfalt in Mainz“ führten Lydia Beck, Gründerin des Umwelt-Teams, und Mitstreiterin Janina Schreiber die Teilnehmer zu neun Stationen. Sie zeigten, dass Naturschutz niedrigschwellig, kreativ und gemeinschaftlich sein kann.
Der Parcours begann vor dem Gemeinschaftsraum des Quartiers „Wohnen am Hartenberg“. Hier hat das Umwelt-Team zwei Pflanzkübel mit Blühpflanzen aufgestellt, die Bienen Nahrung bieten. Ein weiterer Kübel wurde von der „Wohnbau Mainz“ initiiert und wird von der Kita auf dem Gelände betreut.
An der zweiten Station berichtete Janina Schreiber von den Nistkästen, die sie mit dem Umwelt-Team aufgehängt hatte. Vier neue Kästen ergänzten die bestehenden und wurden bereits angenommen. „Wir waren gestern noch einmal da und haben gesehen, dass viele Kästen bewohnt sind“, freute sich Schreiber.
Am „Lungenberg“ betreibt eine engagierte Anwohnerin einen großen naturnahen Garten, in dem auch eine Wildtierauffangstation der „Wildtierhilfe Rhein-Nahe“ untergebracht ist. Hilfe erhält sie von der Gartengruppe des Wohnprojekts „stattVilla“.
Die nächste Station führte zur Alten Patrone, wo das Team den Verein „Freunde der Alten Patrone“ die Hochbeete sporadisch unterstützt. Im Herbst und Winter wurde die Schotterfläche vom Laub befreit, damit Blühpflanzen genug Licht bekommen.
Unterstützung findet das Umwelt-Team bei Wohnungslosen, berufsbildenden Schüler und Bewohner der Flüchtlingsunterkunft. „Ich habe dort gezielt nach Unterstützung gefragt, weil die Arbeit oft körperlich anstrengend ist“, erzählte Beck. Und das mit Erfolg.
An der Osttribüne des Bruchwegstadions und an den Zäunen des Trainingsgeländes von Mainz 05 wurden von „bgrün²“ zusammen mit Mainz 05ern und dem Umweltteam etwa 40 Rankpflanzen gesetzt, die die Stadt und der Fußballverein finanziert haben. Die Pflege erfordert großen organisatorischen Aufwand: Wasser muss in Kanister gefüllt und mit Schubkarren transportiert werden. Unterstützung kommt auch von Vätern, die während des Trainings auf ihre Kinder warten. „Ich frage sie einfach, ob sie kurz anpacken können“, so Beck. Beim Postsportverein können die Umweltengagierten Geräte lagern.

Foto: Karsten Hönsch
Am Ende der Fritz-Bockius-Straße hatte eine Gruppe in zwei Arbeitseinsätzen Zackenschoten ausgestochen und 20 große Müllsäcke gefüllt, die die Stadt Mainz entsorgte. Als nicht heimische Pflanze verhindert die Zackenschote das Wachstum anderer Pflanzen. Auf dem angrenzenden Sport- und Freizeitgelände setzte das Team 400 Blumenzwiebeln, gesponsort durch den Ortsbeirat von HaMü. Die stark zugewachsene Natursteinmauer dort wurde in Absprache mit dem Grün- und Umweltamt wieder freigelegt.
Ein wichtiger Partner des Umwelt-Temas ist die Initiative „bgrün²“. Beide Gruppen sind sich einig, dass es in Mainz zu wenig Flächen zur Begrünung in die Breite gibt. Deshalb gehen sie in die Höhe. Passend dazu kam zur Begehung eine frohe Botschaft: Die Wohnbau Mainz hat der Begrünung eines Hochhauses in der Jakob-Steffan-Straße zugestimmt.
2023 ermutigte Ortsvorsteherin Christin Sauer (Grüne) Lydia Beck zur Gründung einer Umweltgruppe – bewusst ohne Vereinsstruktur, um den Einstieg niedrigschwellig zu halten. Inzwischen zählt das Team 40 Mitglieder und ist fest im Stadtteilleben verankert. Es organisiert sich über Social Media und beteiligte sich dieses Jahr erstmals an der „Woche der Artenvielfalt“ – gemeinsam mit dem BUND, dem Evangelischen Dekanat und der Nachhaltigkeits-Gruppe in Bretzenheim. „Wir konnten unsere Arbeit vorstellen und neue Unterstützer gewinnen“, so Beck. Ziel ist es, mit einfachen Maßnahmen die Artenvielfalt zu fördern.
Ulrich Nilles