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Wolfgang Stury geht in den Ruhestand: Oberbürgermeister Udo Bausch verabschiedet den Leiter der Stadtkämmerei

Abschied von Kämmereileiter Wolfgang Stury nach 47 Dienstjahren - Foto: Stadt Rüsselsheim am Main

RÜSSELSHEIM – Fast ein halbes Jahrhundert stand er im Dienst der Rüsselsheimer Stadtverwaltung. Nach 47 Dienstjahren ging Wolfgang Stury, Leiter des Fachbereichs Finanzen, nun gestern (30. Juni) in den Ruhestand. Insgesamt stand er der Finanzverwaltung 27 Jahre leitend voran. „Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk, immer zuverlässig und ein großes Gedächtnis auch für die kleinsten Beträge. Keiner kannte die Haushaltszahlen der Stadt besser als Wolfgang Stury. Seine Expertise und langjährige Erfahrung haben der Stadt Rüsselsheim für viele Jahrzehnte große Dienste geleistet. Wir werden ihn sehr vermissen“, sagt Oberbürgermeister Udo Bausch zu seinem Abschied.

Als echter „Rüsselsheimer Bub“, wie er sich selber bezeichnet, hat Wolfgang Stury die wichtigsten Stationen in Rüsselsheim verbracht: 1958 hier geboren, an der damaligen Friedrich-Ebert-Schule das kleine und große Einmaleins gelernt und am 1. September 1975 auch seine Ausbildung für die mittlere Beamtenlaufbahn bei der Stadt Rüsselsheim am Main begonnen. Der erste Tag muss dabei für den Zahlenmenschen Stury prägend gewesen sein. Denn vom damaligen stellvertretenden Kämmereileiter an seiner ersten Ausbildungsstation in Empfang genommen, wusste er bereits einen Tag später: „Die Stadtkämmerei ist es. Auch wenn mich die zweijährige Ausbildung durch viele Ämter des Rathauses geführt hat, die Kämmerei hat mich sofort fasziniert und nicht mehr losgelassen“. So war es kein Wunder, dass er nach seiner Ausbildungszeit seinen Weg zurück in die Finanzverwaltung fand. Ab 1979 begann er dort seine Ausbildung für den gehobenen Dienst und machte sich parallel fit für das komplexe kommunale Haushaltsrecht. Das ständige Lernen sollte ihn nie mehr loslassen. „Während meiner Laufbahn habe ich drei Reformen des Haushaltsrechts begleitet und umgesetzt, einschließlich der Einführung der doppelten Buchhaltung, der sogenannten Doppik“, erinnert sich Stury.

Doch nicht nur die fachlichen Rahmenbedingungen änderten sich während Sturys langer Laufbahn kontinuierlich. Auch die Art des Arbeitens entwickelte sich stetig weiter. Gemeint ist die Digitalisierung. Als Wolfgang Stury in der Stadtverwaltung anfing, war das die Zeit der ersten zentralen Großrechner und die Arbeit wurde noch mit Stift und Papier erledigt. „Zu dieser Zeit tippten wir den Haushalt noch mit der analogen Schreibmaschine. Vier Wochen dauerte allein das Schreiben, heute schaffen wir das, wenn es sein muss, auch in einer Woche einschließlich Druck.“ Stury hat die Digitalisierung in vielen Schritten miterlebt, nicht immer nur positiv, wie er mit einem Schmunzeln berichtet. „Mir ist mal ein großer Satz Lochkarten runtergefallen. Es hat mich Tage gekostet, sie wieder in die richtige Reihenfolge zu sortieren.“ Nach dem Großrechner folgten die Einführung des Personal Computers (PC) am Arbeitsplatz, später die digitale Kommunikation per E-Mail und das Internet. Der digitale Wandel hat den scheidenden Kämmereileiter bis zu Letzt begleitet, und Videokonferenzen und Online-Meetings waren bis zu seinem Ausscheiden selbstverständlicher Teil seiner Arbeit.

Stury hat dieser stetige Wandel nie gestresst. Vielmehr sieht er darin auch den Reiz in seiner Arbeit. Ähnlich reizvoll waren für ihn aber auch immer die Inhalte, für die er seit 1995 verantwortlich war. Zunächst als stellvertretender Leiter der Stadtkämmerei, dann zwei Jahre später als Amtsleiter und ab 2000, nach einer Umstrukturierung, als Leiter des neugeschaffenen Fachbereichs Finanzen. Als „Schatzmeister der Stadt“, wie ihn einst ein ehemaliger Oberbürgermeister nannte, nahm er dabei eine wichtige Querschnittsfunktion wahr, denn so gut wie jeder Sachverhalt hat Berührungspunkte zum städtischen Haushalt. Und jede größere gesellschaftspolitische Entwicklung wirkte sich auch auf die Stadtfinanzen aus, deren Folgen es zu meistern galt. „Die Entwicklung bei Opel, die Euroeinführung, das Platzen der Dotcom-Blase, die Finanzkrise von 2009, die Flüchtlingsströme von 2015 oder heute, und vor allem Corona – alles hinterließ und hinterlässt seine Spuren auch in Rüsselsheim“, so Stury.

Die Stadtfinanzen sind ein Abbild dessen. Als Kämmereileiter hat Wolfgang Stury sich 22 Jahre gegen die klammen Kassen stemmen müssen. Je nach Zählweise hat er sechs bis sieben Haushaltskonsolidierungen mitgetragen. Angesprochen auf die Frage, wie er all die Jahre mit der schwierigen Haushaltslage der 13 Jahre lang unter dem kommunalen Schutzschirm stehenden Stadt umgegangen ist, kommt die Antwort Sturys wie aus der Pistole geschossen: „Immer in der Hoffnung, dass es wieder besser wird.“ Letztlich hat er mit der optimistischen Sichtweise fast Recht behalten: 2020 ist es Rüsselsheim erstmals nach 2000 gelungen, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Seinen Abschied sieht er daher mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn eigentlich hatte er sich vorgenommen, seinen Hut zu nehmen, wenn der Haushalt konsolidiert ist. Doch dann kam das Corona-Virus, dass alles wieder auf den Kopf stellte. Aber Wolfgang Stury weiß: „Auch die jetzigen Herausforderungen wird die Stadt Rüsselsheim schaffen. Es bleibt ein gutes und eingespieltes Team. Meine Aufgaben werden auch künftig kompetent weitergeführt werden.“

Magistrat der Stadt Rüsselsheim am Main
Fachbereich Zentrales