Start Kultur Zauberhafte „Saitenträume“ in der Katharinenkirche Musikalische Reise durch Renaissance und Frühbarock

Zauberhafte „Saitenträume“ in der Katharinenkirche Musikalische Reise durch Renaissance und Frühbarock

Saitenträumer: Duo Martina und Lutz Kirchhof in der Katharinenkirche in Oppenheim Foto: Sabine Longerich

OPPENHEIM – Unter dem klangvollen Titel „Saitenträume – Tänze und Fantasien einer verfeinerten Welt“ präsentierte das Duo Martina und Lutz Kirchhof in der Katharinenkirche in Oppenheim eine Sommermatinée der besonderen Art: eine musikalische Reise durch die Renaissance und den Frühbarock, mit Ausflügen nach Spanien und Schottland. Der Veranstalter, KulturSinn Rhein-Seltz, schuf mit dieser Matinée ein einzigartiges Erlebnis, das sowohl Liebhaber alter Musik als auch neugierige Entdecker gleichermaßen begeisterte.

Martina und Lutz Kirchhof, beides Musiker von außergewöhnlicher Virtuosität, verzauberten das Publikum mit ihren historischen Instrumenten und leisen Tönen: der Viola da Gamba in zwei verschiedenen Ausführungen und der fragilen Laute. Die Viola da Gamba, gespielt von Martina Kirchhof, bestach durch ihren warmen, melodiösen Klang, der die Zuhörer sanft umhüllte. Lutz Kirchhof brachte die zarte, klangvolle Stimme der neunzehnsaitigen Laute wunderschön zur Geltung, ein Instrument, das durch seine Vielseitigkeit und feine Ausdruckskraft besticht. Zusammen interpretierten sie Werke von Santino Garsi da Parma, Nicolas Vallet, John Dowland und Diego Ortiz, wobei sie eine breite Palette an Emotionen und Stimmungen einfingen, von freudigen Tänzen bis hin zu tiefen, kontemplativen Fantasien.

Musiker von außergewöhnlicher Virtuosität verzauberten das Publikum mit ihren historischen Instrumenten und leisen Tönen: der Viola da Gamba in zwei verschiedenen Ausführungen und der fragilen Laute. Foto: Sabine Longerich

Als Solistin begeisterte Martina Kirchhof das Publikum unter anderem mit der Suite in a-Moll von Le Sieur de Machy, bestehend aus Prelude, Courante, Gigue und Menuet. Die weichen, doch klaren Töne der Bass Viola da Gamba traten hierbei besonders hervor und spiegelten die Komplexität und Feinheit der Barockmusik wider. Die virtuose Gambistin hat ihre Kunst bei renommierten Lehrern, zum Beispiel bei Wieland Kuijken am Königlichen Konservatorium in Den Haag, verfeinert. Sie ist bekannt für ihre ausdrucksstarke Spielweise, die dem Klang der Viola da Gamba eine rhythmische Prägnanz und manchmal wohl auch jazzähnliche Lebendigkeit verleiht.

Lutz Kirchhof brillierte als Solist – trotz großer Einschränkungen seines Bewegungsapparats wegen einer Borreliose-Erkrankung – auf seiner neunzehnsaitigen Laute – in der Renaissance als „Königin der Instrumente“ bezeichnet. Sie genoss im 16. und 17. Jahrhundert große Beliebtheit und stellt heute eine Rarität dar. Die grazile Laute zeichnet sich durch ihren klaren, perlenden Klang aus, der durch die Vielzahl der Saiten eine immense klangliche Vielfalt ermöglicht. Auf die Fingerfertigkeit und Virtuosität des Musikers zeigte die Krankheit glücklicherweise keine Auswirkungen, was sein Solo aus dem Rowallen Lute Book, „Drei schottische Tänze“, eindrucksvoll bewies. Lutz Kirchhof genießt als Lautenist weltweite Anerkennung, nicht zuletzt durch seine Wiederentdeckung alter Spieltechniken. Die Solodarbietungen unterstrichen die außergewöhnliche Musikalität und technische Meisterschaft von Martina und Lutz Kirchhof, die es verstanden, die historischen Kompositionen mit Leben zu füllen und dem Publikum eine eindrucksvolle Klangwelt zu eröffnen.

Die neunzehnsaitigen Laute wurde in der Renaissance als „Königin der Instrumente“ bezeichnet. Foto: Sabine Longerich

Die Katharinenkirche, eine der bedeutendsten gotischen Kirchen im Rhein-Main-Gebiet, bot mit ihrem prächtigen Westchor eine beeindruckende Kulisse für das Konzert. Das Sonnenlicht, das durch die farbenprächtigen Fenster fiel, tauchte den Raum in ein warmes, gedämpftes Leuchten und unterstrich die musikalischen Darbietungen auf eindrucksvolle Weise.

Die rund 100 Zuschauerinnen und Zuschauer waren spürbar ergriffen von der Magie des Augenblicks. Die fein gesponnenen Melodien und die historischen Klänge versetzten das Publikum in eine andere Zeit und weckten bei vielen eine tiefe emotionale Resonanz. Viele Besucher saßen in stillem Staunen, während andere die Augen schlossen, um sich ganz der Musik hinzugeben. Nach jedem Stück erfüllte herzlicher Applaus den Raum und der begeisterte Schlussapplaus galt nicht zuletzt Lutz Kirchhof, der sich von körperlichen Einschränkungen nicht beirren ließ.

Diese Veranstaltung war daher nicht nur ein Fest für die Ohren, sondern auch ein tief bewegendes Erlebnis, das die zeitlose Schönheit alter Musik in den Vordergrund rückte. Das Duo Kirchhof zeigte eindrucksvoll, dass historische Instrumente und Kompositionen auch heute noch eine starke emotionale Wirkung haben können.

Weitere Informationen über die Künstler und ihre Instrumente finden sich auf dieser Website.