Start Mainz-Hechtsheim Zeitzeugen der Eingemeindung erinnern sich

Zeitzeugen der Eingemeindung erinnern sich

HECHTSHEIM – Vernunftehe oder Zwangsfusion? Die Hechtsheimer Eingemeindung von 1969 war nun Thema einer Diskussion mit Zeitzeugen aus Politik und Gesellschaft, zu der der Verein Hechtsheimer Ortsgeschichte ins evangelische Gemeindezentrum eingeladen hatte. Vorsitzender Ottmar Schwinn und Moderator Dr. Horst Schwinn begrüßten rund 60 Interessierte, darunter den noch amtierenden Ortsvorsteher Franz Jung (CDU) und seine Nachfolgerin Tatiana Herda Munoz (SPD).

„Ziel war damals, mit einer neuen Verwaltungsstruktur die kleinen Gemeinden zu bündeln“, erläuterte Ottmar Schwinn den historischen Hintergrund. „Alle drei damals im Landtag vertretenen Parteien zogen an einem Strang.“

Bei einer Bürgerbefragung sprachen sich damals 92 Prozent der Hechtsheimer für eine weitere Selbstständigkeit aus, was allerdings die Eingemeindung nicht verhindern konnte. Von „Enteignung“ und „Zwangseingemeindung“ sprach in der folgenden Diskussion daher der politische Zeitzeuge Nikolaus Kerz (CDU), der von 1969 bis 1994 dem Ortsbeirat angehörte. „Leute wie ich, die vorher im Gemeinderat tätig waren, haben das nie verwunden.“

Auf die Hechtsheimer Errungenschaften wie die stabile Landwirtschaft und den starken Weinbau sowie das in der Region einmalige Lehrschwimmbecken der Grund- und Hauptschule ging Martin Peter (FDP) ein, der 17 Jahre lang stellvertretender Ortsvorsteher war. „Warum sollte man in eine Eingemeindung gehen, wenn man das alles hat?“, fragte er rhetorisch in die Runde. Martin Peter möchte die Zeit vor der Eingemeindung nicht missen. „Damals konnten wir selbst entscheiden, heute können wir nur Wünsche äußern.“

Mainz habe nach dem Krieg die Hälfte seines Gebietes verloren, erläuterte Heinz Laubach (CDU), von 1956 bis 1988 im Stadtrat, den Hintergrund. „Es waren schwierige Bedingungen für die Stadt, die Gebietsreform war eine notwendige Sache.“

Auf schulische Aspekte ging Lehrerin Ute Endres ein, die 27 Jahre an der Frühlingsschule unterrichtete. Damals seien die ersten Betriebspraktika eingeführt worden. Auch Richard Heller (SPD), von 1969 bis 1989 im Ortsbeirat, unterstrich die Notwendigkeit der Eingemeindungen. „Die Hälfte des Mainzer Stadtgebietes war nach dem Krieg weg. Es war logisch, dass sich Mainz ausdehnen musste.“