Laubenheim – Der Laubenheimer Organist Tobias Keil setzte Ende Oktober seine romantische Orgel-Reise in der katholischen Kirche in Mariae Heimsuchung Laubenheim fort, eine Woche zuvor konzertierte er auf dem Lerchenberg, in der katholischen Kirche St. Franziskus, ebenfalls auf einer neuen Fasen-Orgel. Der Hausherr der Kirche, Pfarrer Gerold Reinbott, begrüßte Musiker und Publikum: „Ich hoffe, dass Sie nach dem umfangreichen Orgelkonzert alle zusammen fasziniert sind und auf den Kirchenstufen ein Glas heimischen Weins trinken“.
Johannes Christ, Kammermusiker aus Laubenheim, schlüpfte in die Rolle des Erzählers und stellte die von Keil ausgesuchten Komponisten und Kompositionen vor, er hatte dabei die Gabe, den manchmal trockenen Stoff anschaulich locker darzustellen. Der erst 22 Jahre alte Tobias Keil wurde bei seiner verdienten Zugabe „Sonata finale“, geschrieben vom überragenden Virtuosen und Improvisator Vincenzo Antonio Petrali, 1830-1889, begleitet von zwei Musikkollegen mit Becken und Triangel. Petrali reformierte die sakrale Musik mit Orchestermusik, damit eckte der Erneuerers der italienischen Orgelmusik bei seinem damaligen Publikum allerdings an, die Zeit dafür war noch nicht reif. Für Keil allerdings inzwischen schon, stehend applaudierten seine Fans auch nach dieser Zugabe.
Alles begann mit einem Werk von Jacques-Nicolas Lemmens 1823-1881, der „Fanfare“ aus Ecole d’orgue basee sur le Plain-Chant Romain, 1862. Der nächste bekannte Zyklus stammte von Marco Enrico Bossi, 1861-1925, „Five pieces“, op. 104, 1895. Nur von Charles-Marie Widor, 1844-1937, wählte Keil zwei Werke aus, einmal das „Andante cantabile“ aus der vierten Orgelsinfonie, op. 13, 1872 und das „Adagio“ aus der sechsten Orgelsinfonie, op. 42, 1878. Ersteres ist einer der liebenswürdigsten langsamen Sätze des Komponisten, er wurde in Liedform gestaltet. Dieses Andante war eines von Widors persönlichen Favoriten gewesen, so wurde es 1937 bei seinem Requiem gespielt.
Johannes Brahms, 1833-1897, „Fuge in as-moll“, WoO 8, 1846, stellte ein Klangbild tiefster Trauer um Clara Schuhmann dar. Die Tonart mit den sieben b-Vorzeichen ist ein echtes Wehklagen, daher lässt Keil in seinem Spiel hörbar den Schmerz fließen, in schöntraurige Registerklänge gehüllt. Vom Franzose Léon Boëllmann, 1862-1897, wählte er sein letztes Werk an diesem Abend, die „Suite Gothique“ op. 25, 1895, diese bestand aus vier Teilen. Die Suite entstand zwei Jahre vor seinem Tod zur Einweihung der neuen Orgel in der Kathedrale Notre-Dame in Dijon. Die darin enthaltene Toccata gehört zum Repertoire jedes Virtuosen.
Der Organist begann die Toccata zunächst etwas zurückhaltend dann endete sie in einem furiosen Finale. Das Publikum war davon überwältigt und manchen hielt es es nicht mehr auf den Bänken. Auch wenn die Orgel schon 2017 geweiht wurde, bis sie endgültig bezahlt ist, werden noch ein paar Jahre ins Land gehen.
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