
ALTSTADT – Es gibt in Mainz etwas wirklich Großes zu feiern: Das Mainzer Dom- und Diözesanmuseum begeht sein 100-jähriges Jubiläum mit einem umfangreichen Festprogramm, das über ein Jahr hinweg zahlreiche besondere Höhepunkte verspricht. Die Feierlichkeiten umfassen mehrere Sonderausstellungen, wie Dr. Winfried Wilhelmi, Direktor des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums Mainz, und Domdekan Henning Priesel bei der Programmvorstellung erklärten. Sie betonten nicht nur die fortschreitende Entwicklung des Museums, das heute die Museumspädagogik als Kernaufgabe begreift, sondern verdeutlichen auch die enge Verbundenheit des Museums mit der Stadt Mainz.
Den Auftakt der fünf Jubiläumsausstellungen bildet „Innenansichten Mainzer Kirchen um 1800“, die ab 30. Oktober das Publikum in verloren geglaubte oder vergessene Fragmente der Stadtgeschichte eintauchen lässt. Dr. Wilhelmi erläuterte in diesem Zusammenhang die rasche Entstehung des Museums: Bereits am 28. Oktober 1924 wurde der Entschluss zur Gründung gefasst, und nur sieben Monate später, im Juni 1925, öffnete das Museum seine Türen. „Eine Museumsgründung in sieben Monaten – das wäre heute kaum denkbar“, merkte Wilhelmi schmunzelnd an.
Während des Zweiten Weltkriegs erlitt das Museum schwere Schäden, so Priesel. „Das Obergeschoss des Kreuzgangs aus dem 14. Jahrhundert brannte mitsamt den Lagerbeständen ab.“ Nach dem Krieg erfolgte der Wiederaufbau, und das Gebäude wurde um historische Räume wie die Nikolauskapelle erweitert, die heute das Museumsensemble ergänzen.
Mittlerweile beherbergt das Museum über 30.000 Exponate und gehört zu den bedeutendsten kirchlichen Museen Deutschlands. Ein zentrales Anliegen ist die Arbeit mit jungen Menschen. „Unsere museumspädagogische Arbeit ist das Herzstück unseres Hauses“, betont Priesel. Kindergeburtstage sind dabei längst fester Bestandteil des Programms, doch können die Anfragen aufgrund begrenzter Kapazitäten nicht immer sofort bedient werden. Im Jubiläumsjahr soll das Angebot an Programmen und Führungen für Kinder und Jugendliche erweitert werden. Wilhelmi bemerkte dazu: „Ich glaube kaum, dass die Gründungsväter sich Kindergeburtstage in diesen ehrwürdigen Hallen vorgestellt haben, doch genau dies hätte ihnen gefallen. Ihr Ziel war ein lebendiges, nach außen wirkendes Museum.“
Nach der Eröffnungsausstellung folgen die Schauen: ab 8. November „Die ganze Welt auf Pergament. Die Chorbücher aus dem Mainzer Karmeliterkloster“, ab 25. Februar 2025 „Vom Bombenkrieg gezeichnet. Vergessene Fragmente erzählen Geschichte“, und ab 26. April „Von der Samenhandlung zum Kindergeburtstag. 100 Jahre Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum“. Besucher sind zur Eröffnung dieser Ausstellung auch in historischer Kleidung willkommen, wie Dr. Wilhelmi vorschlägt: „Sei es im Schalkleid der 1920er oder in Schlaghosen der 1970er Jahre.“ Den Abschluss des Jubiläums bildet ab 12. September die Schau „Von Albrecht von Brandenburg zu Abraham Röntgen – Meisterwerke aus Renaissance und Barock“.
Gregor Starosczyk-Gelach