Mombach – Auf dem Gelände der Lemmchenschule sind inzwischen die ersten Container für das Interimsgymnasium eingetroffen, das Anfang September mit 110 Schülern den Unterricht aufnehmen soll. Das ist der erste Schritt eines sich über rund zwölf Jahre hinziehenden Komplettumbaus des Schulzentrums. Dabei soll nicht nur das neue Gymnasium des Stadtteils ein eigenes Gebäude, sondern es werden während des laufenden Schulbetriebs auch alle Bestandsbauten durch Neubauten an anderer Stelle auf dem Gelände ersetzt – inklusiver zweier neuer Drei-Felder-Sporthallen und einer Mensa (wir berichteten mehrfach).
Der Ortsbeirat Mombach kritisiert nun in einem gemeinsamen Antrag, dass Stadt und Gebäudewirtschaft Mainz die Anwohner und den Ortsbeirat bislang nicht ausreichend über das Großprojekt informiert hat. Das Gremium fordert für die Zukunft regelmäßige Bürgerveranstaltungen, bei denen die Mombacher auch eigene Ideen einbringen können.
Außerdem soll die Verwaltung den jeweils aktuellen Stand der Planungen, etwa zu den Standorten der neuen Gebäude, der Freiflächen, der Parkplätze, des Verkehrskonzepts und der Zeitpläne übersichtlich und für Laien verständlich auf einer Internetseite darstellen. Wichtig sei auch eine Ansprechstelle für Anwohner während der Bauphasen.
Kritik war zudem an den Baumfällungen auf dem Schulgelände laut geworden. Für die Containerschule, den Gymnasiumsbau und eine neue Leitungstrasse für Wasser und Strom sind nach Angaben der Stadt bisher 37 Bäume gefällt worden. Voraussichtlich 105 weitere Bäume müssen nach bisherigen Planungen für die weiteren Bauabschnitte fallen – in einigen Jahren. Für jeden gefällten Baum sollen nach Angaben von Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) im Schnitt mindestens zwei Ersatzbäume angepflanzt werden. Insgesamt 85 dieser Ersatzbäume sollen wieder auf dem Schulgelände stehen.
Der Ortsbeirat fordert nun, die Eingriffe in den Baumbestand zu minimieren und die Planung gegebenenfalls anzupassen. “Bisher haben wir den Eindruck, hier wird gesägt statt abgewägt”, betonte Markus Wetter (Grüne).
Nach Angaben von Baudezernentin Marianne Große (SPD) ist es denkbar, die Neubauten an Stellen zu errichten, an denen bereits Bestandsgebäude stehen, und dadurch die Grünsubstanz zu schonen. Dafür müsste es aber andere Ausweichlösungen für den laufenden Schulbetrieb geben. Bisher war geplant, die bestehenden Gebäude der Grundschule und der Realschule plus für den Unterricht zu nutzen, während die Neubauten der Schulen an anderer Stelle auf den Areal errichtet werden.
Ob eine mehrjährige Nutzung der Containerschule als Ausweichlösung sinnvoll sein könnte, bezweifelte indes Michael Ziegler (FDP). “Dann bezahlen wir 13 Millionen Euro für die Nutzung des Provisoriums, um zum Schluss zehn bis 20 Bäume zu schützen”, sagte er. Bei diesen Summen und diesem Aufwand sei die Verhältnismäßigkeit nicht mehr gewahrt. Diese Mittel seien anderswo ökologisch sinnvoller zu verwenden. Er wies darauf hin, dass es in Mombach laut Stadtverwaltung ingesamt 3180 Bäume auf städtischen Flächen gibt, darunter rund 1690 Exemplare mit einem Stammumfang von mehr als 80 Zentimetern.
Einig waren sich alle die Fraktionen, dass das neue Gymnasium und auch die Neubauten für die übrigen Schulen für Mombach eine große Chance sind. “Was Besseres konnte uns nicht passieren”, sagte Eleonore Lossen-Geißler (SPD). “Wir sollten das Schulprojekt so gut wie möglich begleiten und eine gute Atmosphäre schaffen”, appellierte sie. Auch Ortsvorsteher Christian Kanka (SPD) warnte davor, dass das für Mombach “extrem wichtige Projekt” durch eine schlechte Informationspolitik der Verantwortlichen “in ein schlechtes Licht gerückt” werden könnte.
Er berichtete, dass es nach der in der März-Ortsbeiratssitzung laut gewordenen Kritik an zu geringen Parkflächen inzwischen bei den Planern Überlegungen gebe, auf dem Schulgelände ein Parkdeck zu integrieren, um mehr Parkraum zu schaffen. Horst Böcher (SPD) betonte, dass es jetzt noch möglich sei, einen gewissen Einfluss auf das Projekt zu nehmen. Er kritisierte, dass auch beim Verkehrskonzept vieles noch offen sei, obwohl das Gymnasium nach den Sommerferien bereits den Betrieb aufnehmen werde. “Wie soll die Linienführung der Schulbusse sein, wie die Zuwege für Radfahrer und Fußgänger?”, fragte er.
Autor: red