FINTHEN – In der letzten Sitzung des Ortsbeirates wurde eine Bestandsaufnahme über den Zustand des Feuerwehrhauses in der Kirchgasse erörtert. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass das bestehende Gebäude aktuellen Anforderungen nicht mehr genügt. Der Vorstand des Fördervereins der Freiwilligen Feuerwehr Finthen begrüßt ausdrücklich die Planungen, das in die Jahre gekommene Feuerwehrhaus durch einen Neubau zu ersetzen und so gute Bedingungen für den ehrenamtlichen Dienst bei der Finther Feuerwehr zu schaffen.
Markus Schmitt, Vorsitzender des Fördervereins, sagt dazu: „Das heutige Feuerwehrhaus entspricht nicht mehr den aktuellen Anforderungen und weißt diverse Sicherheitsmängel auf, hier sind wir mit der Politik einig!“ Uneinigkeit herrscht indes bei der Frage eines geeigneten Standortes. Während bei der Bestandsaufnahme der GWM ein alternativer Standort in der Uhlerbornstraße betrachtet wurde, hat der Vorsitzende der Finther CDU, Marco Müller, mehrfach einen Standort im Bereich der Flugplatzstraße (Neue Markthalle) ins Spiel gebracht. „Wir bedauern, dass sich Marco Müller für einen Standort einsetzt, der für Finthen und seine ehrenamtlichen Einsatzkräfte viele Nachteile hat.“ „Ein zentraler Standort ist besser für Finthen“, sagt Schmitt und weist darauf hin, dass bei der Auswahl eines Standortes nicht nur die gute, sondern auch die schnelle Erreichbarkeit eine Rolle spiele. Im Brandschutzgesetz ist vorgesehen, dass die Feuerwehr acht Minuten nach einem Alarm am Einsatzort eintrifft. Da diese Zeit von der Berufsfeuerwehr nicht in allen Teilen des Ortes erreicht werden kann, kommt der Freiwilligen Feuerwehr (anders als in anderen Mainzer Stadtteilen) eine wichtige Bedeutung zu.
Innerhalb dieser acht Minuten müssen die Einsatzkräfte das Feuerwehrhaus erreichen, sich umziehen und mit dem Einsatzfahrzeug an den Einsatzort fahren. „Einen Standort am äußersten Ortsrand erreicht nur schnell, wer über einen eigenen PKW und einen Parkplatz direkt vor der Haustür verfügt“ stellt Schmitt fest.“ Dabei sind auf der vielbefahrenen Flugplatzstraße mehrere Ampeln eher hinderlich für ein schnelles Durchkommen.
Schmitt fügt hinzu, dass das heutige Feuerwehrhaus von etliche Einsatzkräften sogar in kürzester Zeit zu Fuß erreichen werden kann. „Erst wenn mindestens sechs Einsatzkräfte eingetroffen sind, kann das Fahrzeug ausrücken und das wird an diesem Standort definitiv länger dauern.“ Eine Verlagerung des Feuerwehrgerätehauses an den äußeren Ortsrand werde die Ausrücke- und Eintreffzeiten verlängern.
Das müsse allen politisch Verantwortlichen bewusst sein, so Alexander Wenke, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins. Wenke ist selbst auch aktives Mitglied und betreibt einen Gewerbebetrieb im Ort, von wo er bei einem Alarm in 2 Minuten zu Fuß am jetzigen Standort ist. „Man kann nicht sagen, dass es keine Alternativen zu einem Standort am Ortsrand gibt. Das Grundstück des aktuellen Feuerwehrhauses ist zwar für ein neues, zeitgemäßes Feuerwehrhaus zu klein, aber zusammen mit Grundstücksfläche des Schulstandortes in der Lambertstraße, der zeitnah aufgegeben werden soll, wäre auch das möglich, ohne dass man Grundstücke erwerben müsste oder Erschließungskosten hätte.“
Auch für die Kinder- und Jugendarbeit hätte ein Standort an der vielbefahrenden Landstraße zwischen Finthen und Wackernheim viele Nachteile. „Die Kinder und Jugendlichen müssten von ihren Eltern zu den Terminen gebracht und wieder abgeholt werden.“ so Vorsitzender Schmitt. „Ohne Jugendarbeit sehe ich schwarz für den Fortbestand der Freiwilligen Feuerwehr“.
Ohnehin kämpfen die Freiwilligen Feuerwehren in vielen Landesteilen mit sinkenden Mitgliederzahlen. So auch in Finthen, wo in den 90er Jahren noch über 40 Einsatzkräfte bereitstanden, heute sind es noch weniger als 35. „Eines unserer größten Probleme ist, dass wir viele Ehrenamtler verlieren, weil sie nach jahrelanger Mitgliedschaft in der Kinder- und Jugendfeuerwehr und nach Absolvierung diverser Lehrgänge irgendwann keinen bezahlbaren Wohnraum für die Gründung einer Familie hier im Ort finden. Wir sind deshalb insbesondere auf junge Leute angewiesen, die häufig noch nicht über ein eigenes Fahrzeug verfügen.“
Verwundert zeigt sich der Vorstand insgesamt insbesondere über die Rolle des CDU-Vorsitzenden Müller, der in Kenntnis um die Vorbehalte der ehrenamtlichen Einsatzkräfte, dennoch einen Standort am Ortsrand forciert. Politiker anderer Ortsteile von Mainz machen vor, wie es besser ablaufen sollte: Sie suchen zuerst den Dialog mit der Feuerwehr, informieren sich über die Bedürfnisse und arbeiten an der besten Lösung für alle Bürger des Ortes.