BRETZENHEIM – „Naye yidishe lider“ heißt die dritte CD des Kieler Duos Schmarowotsnik. Christine v. Bülow (Oboe, Englischhorn und Gesang) sowie Martin Quetsche (Akkordeon und Gesang) waren nun aus dem hohen Norden nach Bretzenheim gereist, um beim Verein „Zusammenarbeit mit Osteuropa“ (ZMO) alte und neue jüdische Volksmusik zu präsentieren. Im ZMO-Saal zeigten sie, was gute Klezmermusik ausmacht.
„Ich bin schon ganz gespannt auf das musikalische Klagen und Schimpfen“, sagte Margret Johst vom ZMO-Kulturteam zu Beginn zu den rund 30 Gästen, die sich im großen Saal coronakonform verteilt hatten. Sie vertrat ZMO-Vorsitzende Jutta Hager, die an diesem Abend ausnahmsweise nicht dabei war. Das Duo legte gleich munter los und präsentierte ein erstes schnelles Instrumentalstück, bei dem Christine v. Bülow mit der Oboe und Martin Quetsche mit dem Akkordeon loswirbelten. Frohsinn, Trauer und Demut seien in der Klezmermusik vereint, erläuterte die Sängerin. Etwa im Lied „Traurigkeit im Mondenschein“, bei dem ein alter jiddischer Text neu vertont wurde. Spezialisiert hat sich das Duo auf Vertonungen jiddischer Gedichte von Moyshe-Leyb Halpern wie etwa „Moin Gorten im Schnee“ aus seinem ersten Gedichtband „In nyu york“ von 1919, bei dem der in den USA lebende Schriftsteller den Central Park beschreibt. Ruhige, melancholische sowie schnelle, fröhliche Lieder wechselten sich in der Folge des Konzertes ab. Beeindruckend neben den abwechslungsreichen Stücken waren auch die historischen Deutungen der Texte, die das Duo dem Publikum zwischen den Liedern lieferte. Für dieses Gesamtpaket gab es viel Beifall. Die ganze Bandbreite seines Könnens zeigte das Duo aus dem hohen Norden Deutschlands dann mit weiteren Stücken in norwegischer und sogar in bosnischer Sprache. Klezmermusik ist eben in der ganzen Welt zu Hause.
Autor: Oliver Gehrig