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Große Herausforderungen zur grünen Zukunft Energiewendeforum der Stadtwerke zeigt: Transformation ist technisch möglich, aber teuer

Von links Hans-Peter Scheerer, Maik Landwehr und Jan-Frederick Zöckler. Hans-Peter Scheerer ist der vorherige, Maik Landwehr der neue Geschäftsführer der Stadtwerke Rüsselsheim, Jan-Frederick Zöckler war einer der externen Referenten und arbeitet als Berater bei der Pricewaterhouse Coopers Gmbh (PwC) - (Bildquelle: Stadtwerke/Möbus).

RÜSSELSHEIM – Die Herausforderungen der Energiewende zu stemmen, ist kein technisches Problem – eher ein finanzielles. Dieses Fazit zogen der ehemalige Geschäftsführer der Stadtwerke Rüsselsheim, Hans-Peter Scheerer, und sein Nachfolger Maik Landwehr beim Energiewendeforum. Zu dieser Fachtagung hatten die Stadtwerke Experten aus den Bereichen Wärme- und Stromversorgung, Gasnetz und Wasserstoff sowie Finanzen eingeladen. Scheerer, 18 Jahre lang Geschäftsführer bis Juli 2024, war noch bis Ende September als Berater für die Stadtwerke tätig.

In der „Werkhalle“ auf dem früheren Opel-Gelände erklärte Scheerer zunächst, um was es bei dem Forum ging: Eine Bestandsaufnahme, also einem Blick unter die Motorhaube der Energiewende und dem konkreten Status in Rüsselsheim am Main.

Scheerer sprach von einem Investitionsbedarf von 368 Millionen Euro binnen zehn bis zwanzig Jahren, um Rüsselsheim mit grüner Energie zu versorgen, sprich die entsprechende Infrastruktur dafür zu schaffen. 50 Millionen Euro können die Stadtwerke aus Eigenmitteln bewältigen. Insgesamt 270 Millionen Euro könnten mit Bank- und Investorenkapital finanziert werden. Nach dieser Rechnung bleibt eine Lücke von 50 Millionen Euro: „Mir fehlt die Fantasie, wo die mit bisherigen Finanzierungsmethoden herkommen sollen“, sagte Scheerer.

In Sachen Versorgungssicherheit im Stromnetz ist man in Rüsselsheim bisher gut aufgestellt. Je nachdem welche Leistungsbedarfe sich aus dem Neubaugebiet Eselswiese, der zunehmenden Elektromobilität, der Wärmewende oder dem Anschluss des Opelgeländes ergeben, sieht es in Zukunft anderes aus. Um hier das Netz resilienter und zukunftsfähig aufzustellen, wird an einem weiteren Umspannwerk gearbeitet, durch das die Bedarfe gedeckt und eine Redundanz geschaffen werden kann.

Neben dieser technischen Maßnahme kann auch das Smart Grid zur Netzstabilität wesentlich beitragen, wie Maik Landwehr erläuterte. „Ein solches intelligentes Stromnetz braucht es, um die gleichzeitige Nutzung von Elektro-Autos, Wärmepumpen und Fotovoltaikanlagen zu ermöglichen“, sagte der Geschäftsführer.

Auch in Sachen Wärmewende wurde diskutiert. Klar ist, dass in Neubaugebieten keine Erdgasnetze aufgebaut werden. Die Frage ist allerdings, wie alternative Wärmenetze aussehen können. Die kommunale Wärmeplanung wird hierfür den notwendigen Rahmen geben, für den die Stadtwerke mit ihrer Wärmemarktstrategie die Datengrundlagen liefern. In diesem Ansatz werden Verbrauchs- und Gebietsdaten aufbereitet und der jeweilige Wärmebedarf von Gebäuden ermittelt.  Das eine Wasserstoff-Infrastruktur Erdgas flächendeckend ablösen kann ist laut Scheerer ein unrealistisches Szenario. Es wird vielmehr ein Mix an Lösungen geben müssen.

Neben der Bestandsaufnahme der Energiewende in Rüsselsheim war das Event gleichzeitig eine Verabschiedung von Hans-Peter Scheerer nach 21 Jahren bei den Stadtwerken Rüsselsheim. Oberbürgermeister Patrick Burghardt (CDU) nutzte sein Grußwort, um Hans-Peter Scheerer zu würdigen. Der Rathauschef erinnerte an die Anfänge Scheerers im Unternehmen, als sich die Stadtwerke gerade vom städtischen Eigenbetrieb zur GmbH entwickelten. Burghardt hob auch hervor, dass der ehemalige Geschäftsführer als Abschiedsveranstaltung eine Tagung wählte, die sachlich und fachlich in die Zukunft gerichtet war.  Die im Energiewendeforum besprochenen Themenfelder sind Herzensangelegenheiten Scheerers. Der OB dankte ihm für eine zukunftsgerichtete Führung der Stadtwerke.

Jürgen Gelis
Stadtwerke Rüsselsheim GmbH