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„Die Klangerfahrung im Kirchenraum hat etwas Mystisches“ Organistin Katrin Bibiella übernimmt das Amt in der Niersteiner Martinskirche

Musikerin, Organistin und Lyrikerin Katrin Bibiella. Foto: Hilke Wiegers

NIERSTEIN – Ein Konzertbesucher sagte einmal zu Dr. Katrin Bibiella: „Du kannst mit einer Orgel Geschichten erzählen.“ Diese Worte fassen vieles zusammen, was die Organistin, Kantorin und Lyrikerin ausmacht, schreibt das Evangelische Dekanat Ingelheim-Oppenheim in einem Porträt der Musikerin, die am 1. Dezember in einem Gottesdienst in der Martinskirche Nierstein in ihr Amt als hauptamtliche B-Kirchenmusikerin eingeführt werden soll. Sie wird das Amt mit einer halben Stelle ausüben, so das Dekanat.

Die 1964 in Weimar geborene Musikerin lebt seit 1992 in Rheinhessen. Damals zog sie mit ihrem Mann, dem Kirchenmusiker Ralf Bibiella, nach Oppenheim, als dieser die Position an der Katharinenkirche antrat. Seither unterstützt sie ihn, ob als Organistin, Korrepetitorin oder in der Chorleitung. Auch etablierte sie eine Kinderchortradition und eine jährliche Kinderoper. 1999 übernahm sie eine C-Kirchenmusikerstelle in der evangelischen Martinsgemeinde Nierstein.

In den Jahren erweiterte Dr. Bibiella ihr Tätigkeitsfeld und engagierte sich für den Ausbau der Orgel in der Martinskirche. 2021 gründete sich der Orgelbauverein „Omni“, um das Projekt zu finanzieren, unterstützt durch Fördermittel der EU-LEADER-Stiftung. Dank der Netzwerke des Ehepaars Bibiella startet 2025 das dritte musikalische Jahresprogramm mit Angeboten für alle Altersgruppen.

Besonders am Herzen liegen der Kantorin die Kinderprojekte der Gemeinde: „Kirchenmusiker tragen Verantwortung dafür, dass auch Kinder Musik erleben und einen Zugang zu Schöngeistigem finden können.“ Der hohe Anspruch ihrer Arbeit motiviert sie und ihren Mann, wie beispielsweise die Aufführung von Claudio Monteverdis „Marienvesper“ im Juli in der Katharinenkirche zeigt. „Kirchenmusik“, erklärt die Organistin, „gilt als ein wichtiger Faktor für die Bindung der Menschen an die Kirche.“ Diese Erkenntnis bestätigt auch die jüngste Studie zur Kirchenmitgliedschaft.

Ein Orgelkonzert im Kirchenraum kann die Zuhörer tief berühren.„Der Klang im Kirchenraum ist eine mystische Erfahrung, die nicht nur die Ohren, sondern den ganzen Körper erreicht. Die Erfahrung führt Menschen zu einer intensiven Begegnung mit sich selbst.“ Musik habe die Kraft, den Menschen seelisch zu nähren und in eine Katharsis zu führen, nach der man den Raum verändert verlässt, meint sie

Neben der Musik beschreibt die Kirchenmusikerin die Sprache als ihre zweite Leidenschaft. Sie studierte nach der Kirchenmusik auch Literaturwissenschaft, und Chormusik mit ihrer Verbindung von Musik und Sprache gilt ihr als höchste Ausdrucksform. In der DDR fand sie in der Musik eine Zuflucht vor den staatlichen Zwängen. Trotz der Hürden und einer parallelen Ausbildung zur Gärtnerin ermöglichte sie sich ihren Weg zur Kirchenmusik. Ihre Liebe zur Orgel, der „Königin der Instrumente“, ist bis heute ungebrochen. In Nierstein möchte sie in den kommenden Jahren noch vieles verwirklichen und weitere musikalische Projekte umsetzen.

Der Gottesdienst zur Einführung beginnt um 15 Uhr.