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Hindemith – Vierne – Widor Sinfonie >>>Orgel- und Orchesterkonzert in der Katharinenkirche

Das Sinfonieorchester des Landkreises Kaiserslautern unter Leitung von Alexander Mayer – Foto: Ulrich Nilles

OPPENHEIM – Ralf Bibiella hier vorzustellen, hieße, Eulen nach Athen tragen. Mit dem „Sinfonieorchester des Landkreises Kaiserslautern“ (SOKL) stand dem renommierten Organisten ein ebenbürtiger Klangkörper zur Seite. Unter der Leitung von Alexander Mayer gestalteten beide das Orchesterkonzert am 17. November 2024 in der Katharinenkirche zu Oppenheim.

In den Abend einführend gab Pfarrer Erich Bohn kurze Erläuterungen zum Programm und gedachte der Opfer von Gewalt und Krieg aller Nationen am Volkstrauertag.
Dann eröffnete das SOKL mit zwei Sätzen aus Paul Hindemiths Sinfonie „Mathis, der Maler“. „Diese Sinfonie erschien uns sehr passend für die ungeheuer beeindruckende Architektur der gotischen Katharinenkirche“, äußerte Dirigent Mayer im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Komposition nimmt nämlich Bezug auf Tafeln des ebenfalls gotischen Isenheimer Altars von Matthias Grunewald.

Am Anfang des „Engelskonzert“ überschriebenen ersten Satzes erklingt das Weihnachtslied „Es sungen drei Engel“, dessen lyrische Klänge das Orchester zart und wunderbar unterstützt durch die Akustik des Gotteshauses vortrug. In der Folge führte Alexander Mayer dem aufmerksam lauschenden Publikum das komplexe Themengefüge transparent vor Ohren. Der kraftvolle Dur-Abschluss des Satzes hallte in den aufstrebenden Mauern wider.
Im Kontrast dazu stand die „Grablegung“, der als Trauermusik angelegte zweite Teil der Sinfonie. Auch hier konnte das Ensemble mit pizzicato in den Streichern und über große Passagen mit Dämpfern spielend überzeugen.

Bei Louis Viernes „Adagio“ aus der Orgelsinfonie Nummer 3 opus 28 kam erstmals die wunderbare Woehl-Orgel der Katharinenkirche zum Klingen. In dem 1911 entstandene Werk des Titularorganisten von Notre-Dame, Paris kann man dunklen Stunden und Enttäuschungen des Komponisten in diesem Jahr nachempfinden. Bibiella brachte die aus einem achttönigen Klagemotiv entwickelten romantisch-impressionistischen Klänge im Wechsel- und Zusammenspiel mit Orchester überzeugend zu Gehör. Der überwiegend im Piano (leise) gehaltene Satz endet, wie auch vorher die Grablegung, mit einer Zuversicht und Erlösung verheißenden Dur-Apotheose. Im Programmheft wird dazu ausgeführt, dass es Bibella ein „zentrales Anliegen (ist), Musik als Sprache, die über die Grenzen des Irdischen und Materiellen hinträgt zur Sphäre des Göttlichen“, zu vermitteln.

Charles-Marie Widor gilt als Begründer der Französischen Orgelschule. 1880 einer Konzerteinladung des britischen Königs Eduard VII. in die Royal Albert Hall London folgend, überarbeitete er die beiden Ecksätze seiner sechsten und das Andante aus der zweiten Sinfonie für Orgel solo zu einem raumfüllenden Orgelkonzert mit Orchester, Nummer 6 opus 42 (bis).
Der erste und der dritte Satz stellen höchste Ansprüche an die Finger- und Fußfertigkeit eines Organisten, während der langen Solopartien und im Zusammenspiel mit dem Orchester. Lediglich kurze sangliche Passagen erlauben kleine Ruhephasen. Virtuos bewältigte Bibiella alle Schwierigkeiten mit musikalisch kraftvollem Ausdruck. Im Mittelsatz bestätigte er einmal mehr, dass er das expressive Klanggeschehen auf der Königin der Instrumente beherrscht.

Das 50-köpfige, aus einem breiten Berufsspektrum bestehende Orchester des Landkreises Kaiserslautern musste sich nicht hinter dieser grandiosen Solistenleistung verstecken. Schließlich hatte es sich wenige Tage zuvor die Weiterleitung zum Deutschen Orchesterwettbewerb erspielt.

Beide Akteure wurden nach dem einstündigen Konzert mit stehendem Applaus vom Publikum gefeiert. Ralf Bibella ließ sich nicht lange bitten und krönte den Abend mit Widors Toccata aus der 5. Orgelsinfonie als Zugabe.

Save the Date: Johann Sebastian Bach, Weihnachtsoratorium, Kantaten 1, 3 und 6, 15. Dezember, 17 Uhr, Katharinenkirche Oppenheim

 

Ulrich Nilles