Start Hessen Nur vermeintlich hilflos – Junge Wildtiere nicht anfassen oder mitnehmen

Nur vermeintlich hilflos – Junge Wildtiere nicht anfassen oder mitnehmen

Zwei Frischlinge im Wildpark am Kapellenberg - Archivfoto: Wildparkretter Alexandra Djakeli

HOFHEIM – In dieser Jahreszeit ziehen zahlreiche Wildtiere ihren Nachwuchs groß. Bis auf wenige Ausnahmen gilt: Wer in der Natur unterwegs ist, sollte Wildtiere in Ruhe lassen, auch wenn die Kleinen verlassen und hilflos wirken. Diese Faustregel für Rehe, Vögel, Fledermäuse, Füchse und Wildschweine legt der Hofheimer Förster Karlheinz Kollmannsberger allen Besucherinnen und Besuchern ans Herz, die im Wald unterwegs sind.

Stadtrat Bernhard Köppler bittet alle Spaziergänger und Jogger, auf den Waldwegen zu bleiben. Hundebesitzer sind gebeten, ihre Vierbeiner nicht von der Leine zu lassen. „Helfen Sie mit, dass unsere Wildtiere ihren Nachwuchs so stressfrei wie möglich aufziehen können. Der Wald ist ihr Zuhause, und wir sollten rücksichtsvolle Gäste sein“, appelliert Köppler an die Besucherinnen und Besucher.

Hier die Tipps für das Verhalten gegenüber Jungtieren.
Beispiel Rehe: Eine Rehgeiss legt ihr Kitz ab, geht auf Nahrungssuche und kommt zwischendurch zum Säugen zurück. Die Kitze strömen keinen Geruch aus, damit sie von anderen Tieren nicht erschnuppert werden können. Bei Gefahr laufen die ganz jungen Kitze nicht weg, sondern ducken sich flach am Boden. Wer so ein Kitz sieht, sollte es liegen lassen. „Bloß nicht anfassen und schon gar nicht auf den Arm nehmen und wegtragen“, sagt Kollmannsberger. Wer ein Kitz anfasst, bringt es in Lebensgefahr, weil der menschliche Geruch, der Geruch eines Feindes übertragen wird. Die Rehgeiss wird ihr Kitz nicht mehr annehmen, es wird verhungern. Wer trotzdem meint, dass ein Kitz in Gefahr ist, kann den Jagdpächter verständigen.

Wenn Vögel flügge werden, kommt es vor, dass sie eine Zeitlang vermeintlich hilflos auf dem Boden herumlaufen, bevor es mit dem Fliegen richtig klappt. Die Vogel-Eltern kümmern sich aber weiter um ihren Nachwuchs. Daher gilt auch für diese Tiere: Bitte nicht einsammeln und mitnehmen. Eine Ausnahme sind federlose Jungvögel, die aus dem Nest gefallen sind. Sie dürfen angefasst werden und sollten nah am Fundort an einen geschützten Platz gesetzt werden. Die Eltern versorgen es dort. Wer einem sichtbar verletzten Vogel helfen möchte, sollte ihn in eine Vogelauffangstation bringen. Für Greifvögel gibt es eine Auffangstation am Feldberg. Mehr dazu im Internet: https://www.falknerei-feldberg.de/

„Fledermäuse, die tagsüber gefunden werden, brauchen in aller Regel Hilfe“, weiß der Förster. Sie dürfen angefasst werden – allerdings sollte das mit Handschuhen geschehen, da sie kräftig zubeißen können. Am besten in einen Pappkarton mit Luftlöchern setzen und die Fledermaus Hotline anrufen: 030 / 2849845000.

Um diese Jahreszeit sind auch Fuchs-Welpen unterwegs. Es sind absolute Fluchttiere. „Wenn ein erwachsener oder junger Fuchs nicht vor einem Menschen flieht, ist er sehr wahrscheinlich krank“, erklärt Kollmannsberger. Sein Rat: Abstand halten, auf keinen Fall anfassen, da viele Krankheiten auf den Menschen übertragbar sind und den Jagdpächter verständigen.

Schließlich haben auch die Wildschweine Nachwuchs. Normalerweise sind die Frischlinge gemeinsam mit der Familie unterwegs. Ein junges Wildschwein, das alleine gesichtet wird, kann unter Umständen Hilfe brauchen – aber Vorsicht: Nur aus sicherer Entfernung beobachten, denn es kann sein, dass die Bache um die nächste Ecke kommt. Bleibt der Frischling längere Zeit allein, am besten den Jagdpächter verständigen.

Der zuständige Jagdpächter kann bei der Stadtverwaltung Hofheim, beim Team Umwelt und Natur, Telefon 06192 / 202-243 erfragt werden oder per Email an dkreddig@hofheim.de.

Magistrat der Kreisstadt Hofheim am Taunus