RÜSSELSHEIM – Der Einsatz von Antikörpern zur Diagnostik und Behandlung von Covid-19 ist eine der ganz aktuellen Fragen der internationalen Medizin. An den Grundlagen für solche Immun-Therapien und -Diagnostiken wird auch in der Rüsselsheimer Innenstadt geforscht: Hier befindet sich in der Marktstraße das Steinbeis-Transferzentrum für Biopolymeranalytik und Biomedizinische Massenspektrometrie. Dessen Team arbeitet unter anderem am Einsatz von Antikörpern in Diagnostik und Behandlung von Krankheiten. Das erläuterte jetzt der Leiter des Zentrums, Prof. Dr. Michael Przybylski, bei einem Unternehmensbesuch von Udo Bausch, Oberbürgermeister von Rüsselsheim am Main.
Das ursprünglich an der Universität Konstanz gegründete Zentrum ist seit 2016 in Rüsselsheim ansässig und hat derzeit rund zehn Mitarbeiter. Es ist ein eigenständiges Zentrum in dem weltweiten Steinbeis-Verbund von über 1.000 Unternehmen, der sich dem Wissens- und Technologietransfer aus der Forschung in die Anwendung verschrieben hat. Das Zentrum hat selbst ein Analysegerät entwickelt, das die Massenspektrometrie mit einem Biosensor kombiniert. Seit kurzem ergänzt ein Unternehmen für Analytische Biochemie das Leistungsspektrum des Transferzentrums.
Multifunktionales Zentrum mit Forschung, Wirtschaft und Dienstleistung
„Sie stehen mit an der Spitze der Entwicklung unserer Innenstadt zu einem multifunktionalen Zentrum mit Forschung, Wirtschaft und Dienstleistung“, würdigte Oberbürgermeister Bausch die Arbeit des Zentrums. Das junge Unternehmen stärke die Innenstadt als Innovationsstandort auch wegen des engen Austauschs mit der Hochschule RheinMain in Rüsselsheim und durch seine Kooperationen mit weiteren Ausgründungen aus der Hochschulforschung.
Als Beispiel nannte der Verwaltungschef das aus Darmstadt stammende Start-Up Sulfotools GmbH, das im März 2021 einen neuen Standort im Opel-Altwerk bezogen hat. Professor Przybylski arbeitet mit der Sulfotools GmbH eng zusammen und hat die Ansiedlung des weltweit führenden Gründungsunternehmens für ökologische wasserbasierte Peptidsynthese unterstützt.
Forschung an Epitopen
Zu den aktuellen Projekten des Steinbeis-Transferzentrums in Rüsselsheim gehört die Forschung an neuen Therapien gegen neuronale Erkrankungen, insbesondere die spinale Muskelatrophie, sagte Professor Przybylski im Gespräch mit Oberbürgermeister Bausch. Hier arbeite das Team mit einem Weltunternehmen aus dem Pharmabereich und mit dem Universitätsklinikum Gießen zusammen.
Eine weltweite Spezialität der Rüsselsheimer Forscherinnen und Forscher ist es, die Bindungs-Epitope von Proteinen an Antikörper aufzuklären. Das sind kleine, sehr spezifische Peptid-Strukturen aus wenigen Aminosäuren, die die entscheidenden Bindungsstellen von Antikörpern darstellen „Die chemische Struktur von Epitopen ist in vielen Fällen unbekannt“, erläuterte der Wissenschaftler. Es sei aber entscheidend wichtig, eben diese Strukturen zu kennen, um beispielsweise die Wirkung von Antikörpern auf Viren besser zu verstehen, insbesondere von Virus- Mutanten.
Schnittstellen stärken
Neben den Projekten, unter anderem durch Förderung des Landes Hessen, will das Steinbeis-Zentrum auch die Kooperation mit der Hochschule RheinMain im Fachbereich Medizintechnik weiter ausbauen. So plant Professor Przybylski, im Rahmen der Vorlesung des Masterstudiengangs Medizintechnik Praxisveranstaltungen mit Kleingruppen in den Räumen in der Marktstraße, sobald es die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wieder zulassen. „Solche Angebote sind starke Beispiele für ein Netzwerk der kurzen Wege zwischen Forschung und Anwendung“, freute sich Oberbürgermeister Bausch. Er sagte zu: „Die Stadt Rüsselsheim am Main wird Ihr Engagement gern weiter begleiten – denn das Zentrum ist genau das, was unsere Innenstadt braucht“.
Magistrat der Stadt Rüsselsheim am Main
Fachbereich Zentrales