INGELHEIM – Ein Wackernheimer Bauer lieh einem jungen Bauern eine Kelter, damit er während der Weinlese Trauben pressen könne. Der Kelterbaum wurde zerbrochen. Nun fordert der Bauer Ersatz – entweder in Gulden oder einen gleichwertigen Kelterbaum.
Solcherlei „Hader“ oder Streit wurde in den Ingelheimer Gerichtbüchern niedergeschrieben, die für die Wissenschaft einen unschätzbaren Fundus an Informationen über das Leben im Mittelalter darstellen.
Nun haben sich die Wissenschaftler an das Wackernheimer Haderbuch gemacht, das einzige, das bekannt ist. Es berichtet über die dortigen Streitigkeiten und zeichnet ein Bild vom Leben eines Dorfes um die Wende vom Mittelalter zur Neuzeit.
Jetzt kann man nun nach den Ober-Ingelheimer, Nieder-Ingelheimer und Großwinternheimer auch die Wackernheimer Beleidigungsklagen, Ehebrüchen, Erbrechtsstreitigkeiten, tätlichen Angriffen, Betrugsdelikten, Nachbarschaftszwisten oder Wirtshausschlägereien über den Internetaufritt www.haderbuecher.de recherchieren.
Das nun digitalisierte Buch aus Wackernheim deckt den Zeitraum von 1472 bis 1501 ab. In modernem Webdesign und Weblogik gestaltet, bietet das Haderbuch nun jede Menge Such- und Nachschlagefunktionen, auch zu weiteren Internetseiten wie Google Maps, Wikipedia oder dem Deutschen Wörterbuch. Man sieht neben dem eingescannten Original die Transkription und die Übersetzung in heutiges Deutsch.
Daneben haben Dr. Stefan Grathoff und sein Team akribische Feinarbeit geleistet, so dass ein Register alphabetisch etliche Worte erklärt und gleichzeitig zu den jeweiligen Seiten verschlagwortet ist. Und mit allen gängigen Suchmaschinen ist die Seite schnell zu finden, also für Historiker und interessierte Bürger gleichermassen interessant.