FINTHEN – Evangelische Posaunenchöre haben in der evangelischen Kirche eine lange Tradition und sind in den Gottesdiensten an hohen kirchlichen Feiertagen oder bei evangelischen Kirchentagen nicht wegzudenken. „Wunderbar gespielt“ und „Man merkt, wie sie aufeinander eingespielt sind“, so schwärmten zahlreiche Zuhörer, die am Samstagabend in der evangelischen Kirche in Finthen das Konzert eines Sextetts miterlebt haben. Ein Benefizkonzert „Classic meets Jazz“ des Fördervereins der evangelischen Kirchengemeinde Mainz-Finthen, mit dessen Erlös Tauftaschen angeschafft werden sollen.
Zum Posaunenchor-Ensemble „Bläserkreis in Hessen und Nassau“ (BiHuN) gehören die drei Trompeter Timm Volkenandt, Sönke Haseloh und Frank Schneider, die beiden Altposaunisten: Sandra Schneider und Peter Siefke, Posaunist Dieter Neusel und Bassposaunistin Ulrike Klein sowie Dirigent Johannes Kunkel. Holger Sieck vom Förderverein der Evangelischen Kirchengemeinde Mainz-Finthen sprach ein Grußwort und erinnerte an die Spenden, um Gutes zu tun, damit man genügend Bibeln für die Täuflinge kaufen könne. Er betonte, dass der Bläserkreis seit seiner Gründung 1990 die Gemeinde immer stark begleitet habe.
Mit dem Stück von Samuel Scheidt (1587-1654) aus dem 17. Jahrhundert begann das Bläserkonzert des Posaunenchors. Die „Galliard-Battaglia-Suite“ ist eine der um 1600 besonders beliebten Schlachtmusiken, in denen die Musiker Kampfgeräusche musikalisch nachgeahmt haben. Darauf folgte „Gottes Gegenwart“ von Andreas Hesping-Barthelmes (*1968), einem deutschem Kirchenmusiker, Komponisten und Chorleiter der Gegenwart.
Es ging weiter mit einer Reise durch die musikalische Epoche um 1600, einem Auszug aus dem musikalischen Frankreich zur Zeit des Sonnenkönigs Ludwig XIV. mit Stücken wie „Marche Royale“, die das Leben am Hof von Versailles einfingen und von den Bläsern perfekt interpretiert wurden. Jeder Ton wurde in seiner Klarheit gespielt, geordnet, so wie für einen Hoftanz gedacht. Jean-Baptiste Lully geboren als Giovanni Battista Lulli (1632-1687) war der italienisch-französischer Komponist.
Ganz anders die Interpretation von Franz Biber (1644-1704) „Sonata IX a4“ oder wie bei dem Stück mit mittelalterlichem Text „Te deum laudamus“ von M.R. Delalande (1657-1726), bei dem die Töne modern und anspruchsvoll wurden.
Groovig, jazzig langgezogen wurde es auch mal, wenn der Zug der Posaune ganz ausgefahren wurde. Dazwischen das wohl für Trompeten und Posaunen schwierigste und schönste Stück des Abends: „Großer Gott wir loben dich““ von Mathias Grabisch (*1961).
Die Musiker an der Trompete, die in manchen Stücken die schnellen Passagen übernahmen, beeindruckten durch die atemberaubende schnelle Bewegung ihrer Finger an der Trompete, denen man mit den Augen fast nicht mehr folgen konnte, sondern sich nur dem Klang hingab.
Selbst einem Laien wurde klar: Dass, was die hochkarätigen Musiker auf die Bühne brachten, was sie aus Posaune und Trompete herausholten, war nicht nur ein Ohrenschmaus, sondern auch höchst professionell.
Nach der Pause ging es weiter mit dem Werk „Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen“ von Traugott Fünfeld (*1971). „La vie en rose“ im Arrangement von Ingo Luis war ein ganz besonderes Highlight an diesem Abend, ebenso wie der „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saens (1835-1921) im Arrangement von Andreas Tetkov. Der „Königliche Marsch des Löwen“ und die plumpen Elefantenschritte gefielen den Zuhörern besonders gut. Der Karneval besteht aus 14 Sätzen, der Dirigent beschränkte sich auf zwei.
Hervorzuheben ist, dass alle Stücke von dem Dirigenten in humorvoller und unterhaltsamer Weise angekündigt wurden. Das Publikum bedankte sich bei allen Beteiligten mit Ovationen und der Posaunenchor durfte noch eine Zugabe spielen.
Autorin: Claudia Röhrich