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Besuch in die Vergangenheit

(v.l.n.r.): Bürgermeister Dennis Grieser, Linda Perlin, Richard Perlin und Christian Bihn vom Stadt- und Industriemuseum Rüsselsheim - Foto: Stadt Rüsselsheim am Main

RÜSSELSHEIM – Das amerikanische Ehepaar Linda und Richard Perlin ist das erste Mal in Deutschland. Sie befinden sich beide auf Spurensuche ihrer Vorfahren, die nach Angaben von Linda Perlin Deutschland 1937 wegen der – Verfolgung ihres jüdischen Glaubens in Richtung Vereinigte Staaten verlassen haben. Bürgermeister Dennis Grieser empfing sie zum Start ihrer Tour durch die familiäre Vergangenheit im Rathaus. Richard Perlins familiäre Herkunft liegt in Eschwege und Linda Perlin entstammt einer Rüsselsheimer Familie.

„Wir freuen uns über Ihren Besuch und sind bewegt, dass Sie den Kontakt zu Rüsselsheim und zu uns gesucht haben“, erklärte Grieser im historischen Sitzungssaal des Rathauses, wo sich das Ehepaar Perlin zuvor ins Gästebuch der Stadt eingetragen hat. Im Gespräch mit Grieser zeigten sich die Perlins sehr interessiert für den Aufbau des politischen Systems in Deutschland. Auch das großformatige Gemälde „Wir lieben das Marschieren“ von Hans Diebschlag weckte ihr Interesse. Bürgermeister und Kulturdezernent Dennis Grieser erläuterte das Zustandekommen des Werks und hob hervor, dass der Künstler mit der bildlichen Darstellung des Lynchmobs von 1944 als Karnevalsumzug eine breite gesellschaftliche Debatte in Rüsselsheim auslöste. „Der ausführliche Diskurs, den die Rüsselsheimer Stadtgesellschaft seinerzeit führte, unterstreicht die Bedeutung, die das Gemälde für die Aufarbeitung dieses Teils der Ortsgeschichte hat“, erklärt er.

Nach dem Empfang führte Bürgermeister Grieser die Gäste noch persönlich durch das Rathaus. Anschließend ging es in Begleitung eines englisch sprechenden Stadtführers weiter durch die persönliche Stadtgeschichte der Perlins. Das Stadt- und Industriemuseum der Stadt Rüsselsheim hatte dazu eine Führung durch die Stadt mit einem besonderen Augenmerk auf die Geschichte der jüdischen Gemeinde organisiert. Nach Abstechern in das Schäfergassenviertel und den Verna-Park ging es für das amerikanische Ehepaar ins Stadt- und Industriemuseum der Stadt Rüsselsheim. Bereits im Vorfeld des Besuchs hatte das Stadtarchiv in Erfahrung bringen können, wo das Haus der Familie Schott an der Frankfurter Straße stand. Wie die Nachkommen der Schotts vor Ort feststellen konnten, findet sich heute dort ein Parkhaus. Doch ein historisches Foto aus dem Stadtarchiv ließ die Welt der Großeltern fotografisch erlebbar machen. Die Führung endet schließlich in der ehemaligen Synagoge, wo ihnen die virtuelle Rekonstruktion vorgeführt wurde. Weitere Stationen der Reise von Linda und Richard Perlin sind, nach Eschwege und Rüsselsheim, München, Wien und Prag.

Linda Perlin ist die Enkelin von Babette (Betty) Minkel, eine geborene Schott, und dem aus Mayen stammenden Emil Minkel. Babette Schott wurde 1891 in Rüsselsheim geboren. Auch der Vater von Linda Perlin, Bernhard Minkel, wurde in Rüsselsheim geboren. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts ist der Name Schott in Rüsselsheim häufig belegt. Der Urgroßvater Ludwig Schott wohnte mit seiner Familie vermutlich ab den 1880/90er Jahren, mindestens aber ab 1908 in der Frankfurter Straße. Im Jahr 1937 folgt die Auswanderung der Familie nach Nordamerika.

Magistrat der Stadt Rüsselsheim am Main
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