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Eine Bühne voller Göttinnen und ein Advokat mit Haltung CVE-Kostümsitzung ein voller Erfolg

Die Göttinnen des TSC Dienheim brachten Glanz auf die Bühne Foto: Sabine Longerich

NACKENHEIM – Die Kostümsitzung des Carneval-Vereins Entenbrüder (CVE) in der voll besetzten Nackenheimer Carl-Zuckmayer-Halle war ein Feuerwerk der guten Laune im 125. Jahr des Vereinsbestehens. Sitzungspräsident Gerd Zimmermann führte souverän durch den Abend. Und Ortsbürgermeister René Adler schaffte es hinter dem Komitee-Tisch immer wieder, das Komitee beim Schunkeln beherzt in die richtige – nämlich einheitliche – Richtung zu bewegen.

Als Protokoller analysierte Zimmermann das politische Geschehen mit Biss: Von Wahlen in Ostdeutschland mit AfD-Zuspruch über Elon Musks Einmischung in den deutschen Wahlkampf bis hin zu Trumps möglicher Friedensmission im Nahen Osten – „Am besten schickt er David Hasselhoff in den Gaza-Streifen!“ Während einige irritierte Blicke aufkamen, gab es für seine These, der Fachkräftemangel sei ein Mythos, weil „Bürgergeld bequemer als Arbeit“ sei, ebenso geteilte Reaktionen wie für seine Attacke gegen Wirtschaftsminister Habeck, den er als „völlig unfähig“ bezeichnete. Dass die Ampel-Koalition gescheitert sei, habe seiner Meinung nach allein an den Grünen gelegen. Andere Parteien ließ er außen vor – dem straffen Programm geschuldet? Sein Fazit: Nach der Wahl stünden nur Verlierer bereit, alle tauglich fürs RTL-Dschungelcamp.

CVE-Ballett Dancing Ducks mit ihrem beeindruckenden Gardetanz. Foto: Sabine Longerich

Dann wurde es interaktiv, das Publikum war ständig zum Mitmachen aufgefordert und erhob sich immer wieder zum Schunkeln, Singen, Tanzen und Klatschen. „Handkäs un soi Mussig“ begeisterten einmal mehr mit ihren bekannten Melodien. Frauenliebling Markus Schönberg alias „Der Ignaz“ riss das Publikum mit Hymnen wie „Oh Schorsch, is des schee“ und seiner „Mainzer Nationalhymne“ von den Stühlen. Birgit Menger, seit über 20 Jahren auf der CVE-Bühne, überzeugte mit bekannten Fastnachtsliedern und ihrem ganz persönlichen Charme und die Altrheinstromer gründeten „drei neue Parteien“ und plädierten musikalisch für Zusammenarbeit statt ständigem Streit, was auf große Zustimmung stieß.

Ein Höhepunkt des Abends war Rüdiger Schlesinger als „Advokat des Volkes“. In gewohnt gereimter, pointierter Manier, unterbrochen von Gesangseinlagen, zum Beispiel dem „Rentner-Dubbes-Couplet“, sezierte er Politik und Gesellschaft. Besonders bissig wurde er bei Steuerungerechtigkeit und Bürgergeld: „Am Ende wird es vielleicht jeder hier einmal brauchen!“ Mit Fingerzeig auf Lindner und Scholz und einem Rückblick auf Napoleon Bonaparte warnte er: „Nimm dich in acht vor kleinen Männern.“ Eindrucksvoll zeichnete er das Bild der „braunen Rattenfänger der AfD“, denen vor allem selbstgerechte junge Männer auf den Leim gingen.

Vortrag mit Haltung: Rüdiger Schlesinger als Advokat des Volkes. Foto: Sabine Longerich

Die Partei biete diesen angeblich so starken Männern den Raum für ihr undemokratisches und dummes Verhalten. Schlesinger rief ausdrücklich dazu auf, wählen zu gehen, denn: „Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf!“, schloss er seinen Vortrag mit einem eindringlichen Appell. Auf seinen Ruf: „Nie wieder ist jetzt!“ reagierte das Publikum mit begeistertem Applaus.

Die junge Nackenheimerin, Allegra Bob, brillierte als Fraa vom Hähnchergrill in Anlehnung an das Fastnachts-Duo „Heiniger und Schier“ und deren großen Hit. Sie steht erst im zweiten Jahr auf der närrischen Rostra des CVE und bewies, dass Frauenpower unbedingt auf die Bühne gehört. Die Herpes House Band lieferte eine schräg-geniale Mischung aus Kokolores und Musik. Ihre Parodie als „Amigos, Flippers und Modern Talking“ und die Probleme der Algorithmen von Google und „Nackenum“ brachten den Saal zum Toben. Dass die „Flippers“ nun auch Therapieschwimmen anbieten, erfreute die Zuschauer sehr.

Schräger Kokolores am Puls der Zeit: Die Herpes-House-Band mit den Guntersblumer Klicker-Bube. Foto: Sabine Longerich

Und auch bekannte Fastnachtsgrößen gaben sich die Ehre: Jürgen Wiesmann glänzte als Ernst Lustig mit skurrilen Alltagsbeobachtungen. Seine Panne mit dem Smarthome der Nachbarn, das versehentlich seine Badehose an den Mähroboter verfütterte, sorgte für Lachtränen. Gardist Marcus Schwalbach wetterte über das „hässlichste Zugplakettchen aller Zeiten“ und forderte: „Plakettscher zum Selberschnitzen – Make Plakettscher great again.“ Zum Brüllen komisch seine Erkenntnis, dass eine Vasektomie nur zu einer anderen Hautfarbe des Kindes führe, nicht aber der Verhütung diene.

Emotional wurde es mit Gaby Elsener alias Appolonia, die nach über 30 Jahren Abschied von der närrischen Bühne nahm. Mit einem Best-of ihrer Auftritte bewies sie ihre tiefe Verbundenheit mit dem Publikum, das ihr zum Dank im Stehen applaudierte. Den Abschluss machte Stimmungskanone Hansi Greb als „Der Hobbes“. Mit scharfem Wortwitz und Situationskomik regte er sich wie gewohnt über alles und jeden auf – zur Freude des Publikums, das nochmal Tränen lachen konnte.

Sexy und schrittsicher: Das Pümpel-Ballett im Moulin Rouge. Foto: Sabine Longerich

Tänzerisch glänzten die niedlichen CVE-Küken als Pippi Langstrumpf (Leitung: Manu Andresen, Melissa Hoffmann) und die CVE-Dancing Ducks mit ihrem wunderschönen Gardetanz (Leitung: Maren Senhen, Yvonne Hees). Die Männer vom CVE-Pümpelballett unter der Leitung von Jasmin Schlager und Andrea Wolf überraschten als sexy Can-Can-Tänzerinnen des Moulin Rouge zu Klängen von Jacques Offenbach, und die Sweet Honeys vom TSC Dienheim öffneten mit akrobatisch-tänzerischen Höchstleistungen das „Tor zur Götterwelt“. Die ganze Bühne voller goldener Göttinen – ein wunderbarer Anblick.

Ein dreifaches „Nackenheim Helau!“ beschloss eine Sitzung, die Maßstäbe setzte. Die Band Sound Check begleitete den Abend musikalisch professionell und trug maßgeblich zur ausgelassenen Stimmung bei.

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Nach mehr als 25 Jahren Berufserfahrung im Bereich der Kommunikations-, Redaktions- und Pressearbeit und mehr als 30 Jahren Autorentätigkeit bin ich seit April 2024 für Journal LOKAL unterwegs. Da ich - gut vernetzt in der gesamten VG Bodenheim - mitten im alten Ortskern von Bodenheim wohne weiß ich, über welche Neuigkeiten und Projekte man unbedingt berichten sollte. Mein besonderes Interesse gilt dem sozialen Miteinander, kulturellen und sportlichen Veranstaltungen sowie der Orts- und VG-Politik. Journalistische Ausflüge führen mich u. a. auch nach Laubenheim, in die VG Rhein-Selz und an andere schöne Orte.