BRETZENHEIM – Erhält der Bretzenheimer Ortskern bald eine Fußgängerzone? Für die probeweise Einführung einer Fußgängerzone in der Bahnstraße zwischen den Kreuzungen Rathausstraße und Albert-Stohr-Straße für ein Jahr sprechen sich die Bretzenheimer Sozialdemokraten und die Grünen aus. Die SPD Bretzenheim informierte nun alle interessierten Bürgerinnen und Bürger an einem eigenen Infostand der Ortsbeiratsfraktion, der direkt vor Ort in der Bahnstraße aufgebaut war. „Wir wollen eine höhere Aufenthaltsqualität erreichen, aber nicht gegen die Gewerbetreibenden“, erläuterte SPD-Ortsvorsitzender Michael Wiegert den Hintergrund. Die Gewerbetreibenden hatten sich in einem offenen Brief an die damalige Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne) bereits im September 2020 gegen die Schaffung einer Fußgängerzone ausgesprochen und unter anderem die notwendige gute Erreichbarkeit des Bretzenheimer Gewerbes als Grund aufgeführt. 30 Gewerbetreibende und Arztpraxen hatten damals unterschrieben. „Die Verkehrsberuhigung soll keine Bedrohung sein, sondern eine Chance für die Gewerbetreibenden“, sagte Michael Wiegert jetzt am Infostand. Ein „buntes mediterranes Flair“ im Ortskern wünscht sich SPD-Ortsbeirätin Eva Müller-Shah. Wiegert: „Uns ist wichtig, im sachlichen Dialog mit den Bürgern und den anderen Parteien zu bleiben.“
Im Ortsbeirat war zuletzt das von der Verwaltung vorgeschlagene „Probeprojekt Fußgängerzone und Verkehrsumleitung“ kontrovers diskutiert worden und hatte keine Mehrheit gefunden. Die Bahnstraße als Fußgängerzone, eine Umleitung über Albert-Stohr-Straße, Am Mühlbach und An der Riegelspforte sowie in einem zusätzlichen Schritt noch ein Einbahnstraßensystem zwischen Wilhelmsstraße und Zaybachstraße wurde vor allem von den CDU-Vertretern als „absurd“ und „nicht durchdacht“ abgetan. Ortsvorsteherin Claudia Siebner (CDU) wünscht sich, dass zunächst in den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern getreten wird und dann ein Gesamtkonzept erarbeitet wird, über das der Ortsbeirat mitentscheidet.
Die streckenweise sehr unsachliche Diskussion im Ortsbeirat über die umstrittene Verfügung von OB Michael Ebling (SPD) an die Verwaltung, künftig nur noch drei Anträge aus dem jeweiligen Ortsbeirat beantworten zu lassen, war weiteres Thema am SPD-Stand. In der emotionalen Diskussion waren Michael Wiegert und Grünen-Fraktionssprecher Fabian Ehmann von CDU- und FDP-Vertretern persönlich angegangen worden (die Lokale berichtete). „Es liegt viel an der Sitzungsleitung, die Ortsvorsteherin hatte die Diskussion nicht im Griff“, kritisierte Michael Wiegert jetzt am SPD-Stand. Das sei ganz bewusst so geschehen. Claudia Siebner sei „Politprofi genug“. Er werde sich ebenso wie Fabian Ehmann noch persönlich bei der Ortsvorsteherin beschweren, sagte Michael Wiegert. „Ich war überrascht, dass das so emotional vorgetragen wurde“, ergänzte Fabian Ehmann (Grüne), der ebenfalls am SPD-Stand vorbeischaute. Er sprach sich wie schon im Ortsbeirat für die probeweise Einführung der Fußgängerzone aus. „Wir sind im engen Kontakt mit der Verwaltung, die das Projekt befürwortet“, sagte Ehmann. „Es gilt weiter, Überzeugungsarbeit zu leisten. Ein Pilotprojekt über ein Jahr ist sinnvoll.“