
RÜSSELSHEIM – Die Stadtwerke Rüsselsheim war vor fast 30 Jahren der erste kommunale Verkehrsbetrieb in Hessen, der seine Busflotte auf komprimiertes Erdgas (CNG) umgestellt hat. Nun verabschiedet sich das Unternehmen, das sich für die schrittweise Elektrifizierung seines Verkehrsbetriebs entschieden hat, von seinen letzten beiden CNG-Bussen. „Es ist das Ende einer Ära“, sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Hans-Peter Scheerer. Die ersten Erdgas-Busse fuhren Anfang 1996. In Spitzenzeiten hatten die Stadtwerke bis zu 17 mit CNG betriebene XXL-Gefährte in ihrer Flotte.
Scheerer bedauert, dass CNG nie aus der technologischen Nische herausgekommen sei. Bushersteller hätten sich in der Motorenentwicklung immer erst auf ihren Hauptmarkt, die Dieselbusse, konzentriert: „Deshalb waren Erdgasbusse, obwohl bei uns abgasarm mit Bio-CNG betrieben, manchmal dreckiger als Dieselbusse.“ Verkehrsbetriebe sind aber gehalten, immer die modernsten Abgastechnologien zu nutzen.
Marius Markieton, stellvertretender Leiter der Kfz-Werkstatt, erinnert sich an die Anfänge der CNG-Ära bei den Stadtwerken: „Wir waren ja eine der ersten Betriebe, die diese Busse bekamen. Das war damals für uns, aber auch für die Hersteller noch alles neu – und die Wartung hat uns gerade in den ersten Jahren ganz schön auf Trab gehalten.“
Künftig setzen die Stadtwerke auf E-Busse. Den Anstoß zur Elektrifizierung gab ein europäisches Gesetz, in Deutschland umgesetzt mit dem „Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz“, wonach öffentliche Auftraggeber bei der Neuanschaffung von Fahrzeugen verbindliche Quoten an sogenannten sauberen Antrieben erfüllen müssen. Daraufhin ließen die Stadtwerke in einer Studie mehrere Antriebsarten vergleichen. „Dabei sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass die Batterievariante die für uns günstigste Alternative ist“, sagte der Leiter des Verkehrsbetriebs, Michael Niere.
Für eine Übergangszeit setzen die Stadtwerke auf Dieselbusse, darunter bislang 13 Hybridfahrzeuge mit einem kleinen Elektromotor. Rein batteriebetrieben sollen Ende 2025 die ersten Linienbusse des kommunalen Unternehmens sein, bis 2037 dann alle 25 Fahrzeuge.
Die beiden letzten CNG-Busse, beide Baujahr 2013, sind diese Tage außer Dienst gegangen und werden nach Nordrhein-Westfalen verkauft. „Wir hatten auch schon Fahrzeuge, die ins Ausland abgegeben wurde“, berichtete Michael Niere. Den weitesten Weg brachte nach Recherchen von Peter Kunert (Vorsitzender des Fahrgastbeirats) ein CNG-Stadtwerkebus hinter sich, der dann in Transnistrien in der Republik Moldau fuhr.
Erdgas-Tankstelle wird geschlossen
Das Ende des CNG-Zeitalters bei den Stadtwerken Rüsselsheim betrifft auch die 1995 errichtete öffentliche Erdgas-Tankstelle, die bald zurückgebaut wird. Sie bleibt nur noch bis Ende Juni 2024 für private und gewerbliche CNG-Fahrzeuge geöffnet. Aus drei Gründen ist ein Weiterbetrieb keine Option, wie Scheerer erklärte: Die Fläche wird gebraucht, um dort die Trafoanlage für die Elektrobusse zu installieren. Der Betrieb der Erdgastankstelle ist unwirtschaftlich. Und weil es eine frei zugängliche Tankstelle ist, wird das Betriebsgelände der Stadtwerke nicht als solches eingestuft, sondern als öffentlicher Verkehrsraum. Diesen mit diversen Nachteilen verbundenen Status will das Unternehmen nicht länger in Kauf nehmen.
Jürgen Gelis
Stadtwerke Rüsselsheim GmbH