Start Gesellschaft „Es gibt Hoffnung“ Die Auferstehungsgemeinde von HaMü zeigt Solidarität

„Es gibt Hoffnung“ Die Auferstehungsgemeinde von HaMü zeigt Solidarität

Mit geistlicher und folkloristischer Musik trug der Chor der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde aus Mainz-Finthen zum Gottesdienst und zum Konzert in der Auferstehungsgemeinde bei. Foto: Ulrich Nilles

HA-MÜ – „Dieser Abend hat alle meine Erwartungen übertroffen“, konstatiert Philippe Gieseler, einer der beiden Initiatoren von „Es gibt Hoffnung – Nadiia Je“. Die Solidaritätsveranstaltung für die Ukraine fand am Samstagabend, dem 15. Juni 2024 in der Auferstehungsgemeinde auf dem Hartenberg statt. Er hätte dem Leiden und Sterben in der Ukraine nicht untätig zusehen können, so Gieseler: „Egal, welcher Aufwand erforderlich sein würde, ich wollte etwas tun.“

So fiel Ende März die Entscheidung zu „Nadiia Je – Es gibt Hoffnung“. Mit Nataliya Hammer stellte ein weiteres Mitglied aus der Gemeinde als Co-Organisatorin ein. Pfarrer Dr. Jens Martin Sautter gab als Hausherr seine uneingeschränkte Zustimmung. Nach zweiundeinhalb Monaten Netzwerkarbeit stand das Programm des Abends, das es verdient, als beispielhaft für zivilgesellschaftliches Engagement bezeichnet zu werden.

„‘Musik, Gemeinschaft, Ermutigung‘ ist die Überschrift des heutigen Abends“, begrüßte Pfarrer Dr. Sautter die etwa 250 Gäste. Zum gottesdienstlichen Beginn waren Ukrainerinnen und Deutsche, Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Menschen mit und ohne Handicap gekommen. Pfarrer Ilija Tschaika von der ukrainisch-baptistischen Gemeinde Ramstein predigte zum biblischen Gleichnis vom Hausbau. Seine Kernbotschaft: „Das echte Fundament zu einem Haus ist das Wort Gottes.“

Ihm zur Seite stand Viktoriya Jost, die Gründerin des Ukraine Vereins Mainz. Sie übersetzte bei der gesamten Veranstaltung auf Deutsch und auf Ukrainisch. Es folgten Gebete, ein Totengedenken und Fürbitten. In diesen wortgeprägten Teil waren instrumental begleitete Gesänge eingestreut. So unter anderem das ukrainische Lied „Na Nebi / Im Himmel“ der ukrainischen Rockband Okean Elzy, ein „Vater unser“ des österreichischen Komponisten Franz Fuchs Senior und das aus Taizé bekannte „Laudate omnes gentes“.

Das um ein Cajon ergänzte „Trio Menton“ spielte mit „Nadiia Je“ den Mottosong der Veranstaltung.
Foto: Ulrich Nilles

„Wir haben uns bewusst dazu entschieden, den Abend in einen gottesdienstlichen und einen musikalischen Teil zu gliedern“, äußerte Hammer sich zum Konzept der Veranstaltung. Letzteren eröffnete der Chor der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde, ansässig in Mainz-Finthen. Er hatte bereits bei der Gottesdienstgestaltung mitgewirkt und pflegt darüber hinaus das Liedgut des Landes.

Dieses Mal präsentierte er Scherzlieder, bei denen es um Liebe und so manche Doppeldeutigkeit ginge, verriet Chorleiter Petro Tkalenko. Das Publikum staunte nicht wenig, als Tkalenko die Zahl von fast 16.000 ukrainischen Volksliedern nannte, die in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen seien.

Weiter ging es mit dem „Trio Menton“, benannt nach einem französischen Grenzort in der Provence. „Der Namen bringt unser Anliegen nach, grenzüberschreitender Musik zum Ausdruck“, erläutert Philippe Gieseler (Akkordeon) die Wahl. Das Trio begann mit dem einem ukrainischen Lied über ein Boot, das durch schwierige Gewässer fährt.

„Lange vor dem Krieg habe ich zwei Jahre in Kiew gearbeitet und dort die ukrainische Volksmusik für mich entdeckt“, stellt Mitgründer Felix Schmidtke den Bezug zum Abend her. Es folgten „Isralästina“, eine vielsprachige Eigenkomposition und zum Abschluss „Nadiia Je“, das Motto gebende Lied mit Marie Froehlich am Tenorsaxophon.

Als letzte Gruppe betrat „Singfried“ den Altarraum. Das Quartett unter Leitung des professionellen Musikers Vladimir Gerasimov erfreute die Herzen des Publikums mit Evergreens wie „We are the world“, „Sunny“ und „You raise me up“. Bei Kriegsausbruch war Gerasimov mit dem Wunsch an Andreas Philipp Breier von der Diakonie Kaiserslautern herangetreten, etwas geflüchtete Kinder und junge Erwachsene tun zu wollen. Die Kinder – wir singen für den Frieden – wurden die Namensgeber und die Erwachsenen verstehen sich als transkulturelle Gruppe, die gerne wachsen möchte.

„Singfried“ war aus Kaiserslautern angereist, um seinen Beitrag zum Abend zu leisten.
Foto: Ulrich Nilles

Mit im Boot war an diesem Samstagabend eine Gruppe von Freiwilligen aus Mainz und Umgebung. Sie unterstützen seit 2014 Menschen, die vor der russischen Besatzung aus dem Donbas und von der Krim geflüchtet sind. Unter anderem betreiben sie in Lwiw/Lemberg ein Hospiz für 120 Kinder und sie nutzen die Räumlichkeiten der Auferstehungsgemeinde zum Zwischenlagern von Spenden.

Dabei war auch der Ukrainische Verein Mainz. Seit 2022 hat er zusammen mit dem von Sven Hieronymus ins Leben gerufenen „Nicht reden. Machen!“ und weiteren Partnern über 1.000 Paletten an Hilfsgütern Richtung Ukraine gefahren (Journal LOKAL berichtete). Für den Abend hatte der Verein einen Verkaufsstand aufgebaut und das anschließende Beisammensein mit ukrainischen Spezialitäten bereichert.

Der dritte im Bund war „Partnerschaft für die Zukunft“ (PaZu), ein Verein, der sich seit 25 Jahren in der westukrainischen Stadt Kamenez-Podilskjy engagiert. Mit vier Fachkräften betreut PaZu seit Kriegsausbruch aus dem Osten des Landes geflüchtete, traumatisierte Kinder.

PaZu war einer der beiden Adressaten für die am Ende des Gottesdienstes gesammelten Spenden. Der andere, „Rhein-Dnipro“ aus Koblenz, hat Stand heute 33 mit Hilfsgütern beladene Lkws und 35 Pkws in die Ukraine befördert.

Am Ende des Gottesdienstes wurden Spenden gesammelt. Ein Adressat war der Verein „Partnerschaft für die Zukunft“ aus Mainz, der andere, „Rhein-Dnipro“ aus Koblenz. Für die Veranstaltung hatte der Ukrainische Verein Mainz einen Verkaufsstand aufgebaut und das anschließende Beisammensein mit ukrainischen Spezialitäten bereichert.

 

Ullrich Nilles