HOCHHEIM – Der Parkplatz Königsberger Carré wurde mit Abnahme der Bauleistung am 14.06.2021 fertiggestellt. Die Bauzeit betrug nach Start im Februar durch einige witterungsbedingte Zwangspausen rund 5 Monate, die den ursprünglich für Mitte April anvisierten Fertigstellungstermin nach hinten verschoben.
Das zuvor unbebaute und brachliegende Grundstück, nordwestlich des Kreisverkehrsplatzes Königsberger Ring/Danziger Allee gegenüber dem Weihergelände gelegen, weist eine Gesamtgröße von 3.300 m² auf und bietet nun 98 Stellplätze in Senkrechtaufstellung. Zwei Fahrgassen in Längen von ca. 95m und ca. 78m in Asphaltbauweise bilden den Kontrast zu den in hellgrauem Versickerungspflaster ausgeführten Parkständen. Für die Straßenentwässerung wurde ein 75 m langer Regenwasserkanal auf dem Grundstück verlegt, an den die insgesamt 22 Straßeneinläufe angeschlossen wurden. Die Verlegung der Leitungen erfolgte im offenen Graben. Im Norden des Grundstückes wurde, mit Anschluss an den Gehweg des Königsberger Ring, ein 2 m breiter Fußweg angelegt, welcher mit 6 der insgesamt 7 auf der Fläche gestellten LED-Leuchten auch beleuchtet wird. Die 52 m lange Feuerwehraufstellfläche wurde mit Rasengittersteinen befestigt und zur Begrünung mit Rasensamen eingesät.
Die einfassende Begrünung der Fläche, bestehend aus 16 neu gepflanzten Bäumen und ca. 390 m² mit Bodendeckern und Sträuchern angelegte Grünfläche, erlaubt eine künftige Nutzung der Fläche vor allem auch für den Hochheimer Markt, was von Anfang an ein wichtiges Kriterium in der Planung war. Aus diesem Grund wurden bei der Planung für den Parkplatzneubau auch 2 Festplatzverteiler für Strom und eine Freifläche zur Nutzung vorgesehen. Die Gesamtbaukosten belaufen sich auf ca. 478.000 Euro inkl. der genannten Beleuchtung für den Fußweg und der beiden Festplatzverteiler. Dieses Projekt wird aus Mitteln des Kreisinvestitionsfonds des Main-Taunus-Kreises gefördert.
Kerstin Koschnitzki
Stadt Hochheim
Hintergrundinformationen vom Bürgermeister Herrn Dirk Westedt:
Nach rund 25 Jahren Beschäftigung mit der Fläche einer damaligen Industriebrache nach Schließung des Möbelhauses Busch/Franz kam die Gestaltung mit der Eröffnung der Parkplatzfläche jetzt zu einem guten Abschluss.
Bis zum Ende des 2.Weltkrieges lag die Fläche der jetzigen Bebauung noch weit außerhalb der Stadt und war ein Bachtal. Dieser Bach ist jetzt verrohrt und heute noch in einer Tiefe von ca. 3,0 m vorhanden und wird erst ab dem Käsbachspielplatzes wieder offen geführt, auch wenn nicht immer Wasser vorhanden ist.
Im Jahr 1949 wurde dann auf diesem Grundstück außerhalb des Ortes auf damals städtischen Grund eine kleinere Porzellanfabrik Tross („Hochheimer Porzellan- und Steingutindustrie“, die allerdings nur bis 1951 produzierte und dann aufgrund einer Knappheit an Rohstoffen und Finanzmitteln schließen musste) erbaut. Nachfolgend siedelte sich in diesen Räumen dann eine Strumpffabrik (Rose-Strumpfwerk) an, die die Anlagen weiter ausbaute und über mehrere Jahre an dieser Stelle Strümpfe herstellte. Auch diese Produktion wurde 1956 eingestellt bzw. der Betrieb verlagert. Lange Zeit waren die leerstehenden Fabrikationshallen ein Spielplatz für die Hochheimer Jugendlichen, die Gebäude verfielen.
Im Jahr 1961 kam die Familie Busch auf die Stadt zu und wollte an dieser Stelle einen Möbelhandel gründen. Der Magistrat stimmte zu und es kam zu einer langen Zeit des Möbelhandels an dieser Stelle in Hochheim. Die Gebäude wurden 1962, 1967 und 1977 erneuert und ausgebaut. Als letztes wurde das prägnante „Küchenhaus“ an der Kreuzung zur Danziger Allee hin errichtet. In den 70er Jahren wurde die Weststadt bebaut, jetzt lag dieser Komplex mitten in der Stadt. Jedoch stand der Gebäudekomplex „quer“ im Kaltluftstrom des Weihergeländes, so dass er das Innenstadtklima negativ beeinflusste.
Es gab in den 90er Jahren massive Veränderungen im Möbeleinzelhandel. Die Familie Busch hatte den Betrieb des Möbelhauses an die Kette Möbel Franz aus Haiger verkauft. Dieses Unternehmen ging 1995 in die Insolvenz, das Möbelhaus wurde geschlossen. Es kam zu einem langjährigen Leerstand .
Bereits 1996 gab es einen ersten Versuch durch die damalige Mehrheit aus SPD und FWG, diesen städtebaulich prägenden (oder störenden?) Gebäudekomplex zu übernehmen, jedoch waren die Preisvorstellungen des Insolvenzverwalters noch recht hoch. Am 13.7.1998 wurde der Ankauf von 9688 qm vom Insolvenzverwalter für 5,75 Millionen DM dann vom Parlament mit großer Mehrheit beschlossen. Am 10.1.2000 begann dann der Abriss des Gebäudekomplexes. Dieser kostete ca. 1,0 Millionen DM.
In Folge wurden parlamentarisch mehrere Nutzungsvarianten eingehend geprüft und auch wieder verworfen. Dies waren unter anderem:
- Einkaufsmarkt mit und ohne Wohnen,
- ein großes Pflegeheim,
- ein Bürogebäude für einen damals in Hochheim ansässigen Gewerbebetrieb,
- ein Hotelkomplex mit Stadthalle und Hallenbad.
All diese Nutzungen hatten sich im Laufe der Jahre zerschlagen. Nach langwierigen Abstimmungen im Stadtparlament hatte man sich 2013 dazu entschlossen, den mittleren Teil, den jetzt eröffneten Parkplatz, als Frischluftschneise freizuhalten und sowohl den nördlichen Grundstücksteil (4500 qm Grundstücksfläche für Wohnen) wie danach auch den südlichen Teil (3163 qm als Mischgebiet) in einem Bieterverfahren zu veräußern. Die Bebauung erfolgte sukzessive in den letzten 4 Jahren. Den baulichen Abschluss bildete jetzt der Parkplatz, der im Eigentum der Stadt bleibt.