INGELHEIM – Gut drei Jahre nachdem ein Brandschutzgutachten das Aus für das Hauptgebäude und damit den größten Teil des Werkstattbereichs der in.betrieb gGmbH brachte, beginnt ein neues Kapitel in der Geschichte des Sozialunternehmens: Geschäftsführer Michael Huber unterzeichnete die Mietverträge für den neuen, dritten Standort in Ingelheim.
In dem offen gestalteten Gebäude werden eine Werkstatt mit Arbeitsplätzen für 100 Menschen und eine Tagesförderstätte mit 24 Plätzen für Menschen mit Schwerst-Mehrfachbehinderung Platz finden. „Die räumliche Einheit der beiden Einrichtungen ist Teil unseres Konzepts“, erklärt Michael Huber. „Wir wollen Kontakte fördern und Menschen mit schwersten Behinderungen nach ihren Möglichkeiten auch am Arbeitsprozess teilhaben lassen.“
Im Haus wird es in den Obergeschossen zudem Wohnungen geben, die teils von in.betrieb und einem weiteren sozialen Träger für das selbstbestimmte Wohnen von Menschen mit Behinderung angemietet werden und teils dem allgemeinen Wohnungsmarkt zur Verfügung stehen.
Die weitere Dezentralisierung des Angebots komme dem Wunsch- und Wahlrecht behinderter Menschen entgegen und stärke den Gedanken der Sozialraumorientierung, sagt der Mainzer Sozialdezernent Dr. Eckart Lensch, der als Aufsichtsratsvorsitzender von in.betrieb für dieses Konzept geworben hatte. Zudem deckten Werkstatt und Tagesförderstätte einen enormen Bedarf an modernen Teilhabeangeboten für Menschen mit Behinderung in Stadt und Kreis ab, ergänzt Ralf Claus, Oberbürgermeister von Ingelheim. Auch die Kreisbeigeordnete Ursula Hartmann-Graham freut sich darüber, dass „in.betrieb“ nun auch in Ingelheim einen Standort hat. Denn mit diesem Standort im nördlichen Teil des Landkreises würde sich das Angebot weiter dezentralisieren. „Das verkürzt die Wege. Überall im Kreis gibt es Menschen, die selbstständig wohnen möchten und hierbei Unterstützung benötigen“.
Auch finanztechnisch geht in.betrieb neue Wege, weil das Land sich für ein Investorenmodell zur Verwirklichung des neuen Standorts entschieden hat. „In der Sparkasse Mainz haben wir einen sehr aufgeschlossenen und zuverlässigen Partner als Bauherren gefunden“, freut sich Huber. Allerdings habe die Umsetzung zeitintensive Verhandlungen mit allen Beteiligten erfordert – schließlich wurde noch nie ein Werkstattneubau in dieser Größenordnung in einem Investorenmodell verwirklicht. „Umso glücklicher bin ich, dass wir jetzt endlich die Mietverträge über 30 Jahre unterzeichnen.“ Michael Weil, Vorstand der Sparkasse Mainz, betont die Bedeutung der Bauträgerschaft für sein Institut: „In diesem zukunftsweisenden Projekt kommen nachhaltige ökologische und wirtschaftliche Ansätze in vorbildlicher Weise mit der sozialen Nachhaltigkeit des Vorhabens überein. Das entspricht in hohem Maße unserer Philosophie als Sparkasse. “
Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Mainz, Thorsten Mühl, ergänzt: „Unser langjähriger Partner in.betrieb leistet für seine gesellschaftlichen Aufgaben von Beginn an Pionierarbeit. Wir freuen uns, in diesem Fall mit dem Investorenmodell auch bei der Finanzierung neue Maßstäbe setzen zu können.“ Huber hofft, schon in Kürze den ersten Spatenstich zu setzen. Im Frühjahr 2022 soll das neue Gebäude auf dem 2.700 qm großen Areal am „Kreisel der Partnerschaft“ bezugsfertig sein.