Start Gesellschaft „Jüdisches Leben wieder in die Mitte holen“

„Jüdisches Leben wieder in die Mitte holen“

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EBERSHEIM – Ebersheimer Bürger gedachten der Ereignisse der Reichspogromnacht vom November 1938. Immer wieder und Jahr für Jahr daran zu erinnern, sei ihr persönliches großes Anliegen, sagte Ortsvorsteherin Anette Odenweller (CDU) „Die Geschichte darf sich so nie wiederholen.“ Die Ortsvorsteherin bedankte sich bei einem Dutzend Bürger aus dem Stadtteil, die das Datum gleichermaßen von der Öffentlichkeit nicht unbemerkt verstreichen lassen wollten.

An jedem der elf in Ebersheim verlegten Stolpersteine sowie an der Gedenktafel für die ehemalige Synagoge in der Konrad-Adenauer-Straße legte die Gruppe Rosen nieder.

In der Vergangenheit kam es wiederholt zur Schändung jener sichtbaren Erinnerung. „Wir fanden zertretene Rosen“, sagte Marion Poensgen. Sie und ihr Mann Herbert Poensgen begleiteten das Gedenken an die ehemaligen Ebersheimer jüdischen Glaubens mit Statements. „Es ist wichtig, dass wir dem Gedenken einen breiteren Rahmen gebe“, sagte Herbert Poensgen. Die lange und akribisch gesammelten und in kurzen Lebenslaufen vorgestellten Daten ließen vor den geistigen Augen der Teilnehmer schattenhaft Bernhard Goldschmidt, Leopold Goldschmitt, Sara Goldschmidt, Isaak Goldschmitt, Nelly Goldschmitt, Rosaline Goldschmitt, Lazarus Goldschmitt, Nathan Goldschmitt, Mathilde Goldschmitt Hildegard Goldschmitt und Sophie Berney erscheinen. Den Lebensdaten fügte Marion Poensgen einige überlieferte Details aus der jeweiligen Vita hinzu. Sie stammen vor allem von den Schilderungen des Zeitzeugen Georg Bertz, der als Mitherausgeber des Buches „Juden in Mainz-Ebersheim“ viele Jahrzehnte lang in die Bewahrung des Andenkens investiert habe, sagte Marion Poensgen.

Aus der Überlieferung zum 9. November 1938 geht hervor, dass die Ebersheimer Synagoge in Brand gesetzt wurde und zugleich die jüdischen Mitbürger in ihren Häusern aufgesucht und eingeschüchtert worden waren. Das Inventar ihrer Wohnungen wurde zerstört und verbrannt. „Mit der Reichspogromnacht endete das jüdische Leben in Ebersheim“, sagte Herbert Poensgen. Die jüdischen Mitbürger suchten nach der schrecklichen Nacht Schutz in Mainz und flüchteten vor allem in die so genannten Judenhäuser. „Es hat dann noch vier Jahre gedauert, bis die Deportation begonnen hat.“ Aus Mainz abtransportiert, fanden sie den grausamen Tod in Theresienstadt oder in Piaski. Lediglich einzelne Personen wie beispielsweise Lazarus Goldschmitt starb 1940 in Mainz.

„Es ist an der Zeit, der jüdischen Geschichte von Ebersheim mehr Raum zu geben“, appellierten die Eheleute Poensgen und brachten den Wunsch zum Ausdruck, den Jüdischen Friedhof in Ebersheim, der immer noch geschlossen ist, zu öffnen. „Wie das in vielen deutschen Städten wieder geschieht.“ Dies sei eine Möglichkeit, das jüdische Leben in die Mitte zu holen und die Ausgrenzung, die durch den geschlossenen Friedhof gegeben ist, zu beenden.