
STADECKEN-ELSHEIM – Vor einer musikalischen Premiere hohen Ranges steht die Rheinhessische Bläserphilharmonie (RBP). Mit der Welturaufführung der Sinfonie Nr. 7, die den Titel „Hildegard – Lichtgestalt“ trägt, erklingt am 23. März in Stadecken-Elsheim einerseits eine musikalische Hommage an Hildegard von Bingen. Außer der musikalischen kommt mit dem Werk aber auch eine starke regionale Note zum Vorschein: Zahlreiche Menschen haben über mehrere Jahre gemeinsam an vielen Strängen gezogen, damit das von Rolf Rudin komponierte Auftragswerk von Stadecken-Elsheim aus über Rheinhessen in die Welt aus gelangen kann. Über die musikalische Bedeutung hinaus reicht dabei der Versuch, einen Teil der regionalen Geschichte zu beleben. Am Ansehen gemessen, das Hildegard von Bingen beispielsweise in Australien, USA oder Japan genießt und das bisweilen an Verehrung gleicht, genießt sie in Rheinhessen immer noch zu wenig Beachtung. Nicht weniger als Hildegard als eine Lichtgestalt musikalisch in die Welt hinaustragen: das will die Bläserphilharmonie mit dem Werk.
Die Benediktinerin, Klostergründerin und Äbtissin, aber auch Mystikerin des 12. Jahrhunderts mit starken emanzipatorischen Zügen hat auch den Dirigenten, Stefan Grefig, beeindruckt. „Vor allem ihre ganzheitliche Sichtweise, egal ob es um Kunst, Musik, Spiritualität oder Medizin geht“, sagt er. Hildegards Ansichten seien zugleich erstaunlich modern. „Sie könnte heutzutage eine Botschafterin für die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen sein könnte“.
Mit dem Sinfonieauftrag an Rudin habe sich das Orchester nächst Mal ein Geburtstag zum 50. Jubiläum des Trägervereins gemacht, erläutert der Dirigent. Gemeinsam habe man die Entwicklung der Idee über Jahre sorgfältig fortentwickelt und im Auftragsnehmer einen der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten gefunden. „Seine Werke erfahren international große Anerkennung.“ Geschrieben habe Rodin „kein typisches Werk für sinfonisches Blasorchester“, meint Greifig.
Der Komponist habe sich von den schriftlich überlieferten Visionen der Nonne und der Musik ihrer Zeit inspirieren lassen. Die Klangsprache sei eher kammermusikalisch. „Aber genau das macht es so spannend. Die sieben Sätze sind keine lineare Erzählung von Hildegards Leben.“ Stattdessen werden die Zuhörer für eine Dreiviertelstunde „in mystische, faszinierende Klangwelten“ eintauchen, die im ersten und im letzten Satz wie durch zwei Klammern das Mittelalter mit der Gegenwart einfassen
„Uns war der regionale Bezug der Komposition wichtig“, kommt Grefig auf den Ausgangspunkt zurück. Als musikalische Botschafter der Region wollen die 50 Musikerinnen und Musiker aus Rheinhessen und dem Rheingau Hildegards Wirken und Schaffen eine Bühne geben. Was auch kein schlechtes Geschenk zum 209. Geburtstag von Rheinhessen sein würde.
Info:
Die Rheinhessische Bläserphilharmonie spielt die Sinfonie Nr. 7 „Hildegard – Lichtgestalt“ am 23. März in Stadecken-Elsheim (Selztalhalle) und am 30. März in Bingen (Rheintal-Kongress-Zentrum). Beginn: 18 Uhr, Werkeinführung ab 17.30 Uhr. Karten: 20 Euro (ermäßigt 10 Euro) online unter: rheinhessische-blaeserphilharmonie.de.
Gregor Starosczyk-Gerlach