Landrat Will überreicht Ehrenbriefe und würdigt freiwilliges Engagement: Großer Einsatz für die Gemeinschaft

KREIS GROSS-GERAU – „Ob in Vereinen, in Verbänden, in Parteien oder Kirchen, bei Rettungsdiensten und im Katastrophenschutz, ob in der Jugendarbeit, in der Arbeit mit benachteiligten Personen, ob beim Sport, in der Musik oder bei anderen Formen der Freizeitgestaltung: Jeden Tag engagieren sich im Kreis Groß-Gerau zahlreiche Menschen für unser Gemeinwesen. Längst wären viele Dinge ohne das Engagement der Ehrenamtlichen überhaupt nicht mehr möglich“ – mit diesen Worten hat Landrat Thomas Will am Freitag bei der Überreichung der Landesehrenbriefe und des Feuerwehrehrenkreuzes in Gold sechs verdiente Personen aus dem Kreis Groß-Gerau für ihren großen Einsatz für die Gemeinschaft gewürdigt. Die Feierstunde im Kreishaus fand in einem festlichen Rahmen statt und wurde vom Duo Tastenstreich musikalisch gestaltet.

„Denken Sie daran, dass die glücklichsten Menschen nicht diejenigen sind, die mehr bekommen, sondern diejenigen, die mehr geben.“ Landrat Will zitierte in seiner Ansprache den amerikanischen Autor H. Jackson Brown Jr.: Aber bei allem Glücksempfinden, das ein Ehrenamt erzeuge, müsse man aufpassen, dass man diejenigen, die aktiv sind, nicht überlaste, so Will. „Wir müssen schauen, dass wir neue engagierte Kräfte finden und junge Menschen dazu motivieren, sich ebenfalls in die Gemeinschaft einzubringen und etwas zurückzugeben von dem, das sie an Zuwendung und Chancen bekommen.“

„Das gesellschaftliche Leben kann nicht funktionieren, wenn immer mehr und immer nur Anspruchsdenken und Erwartungshalten vorherrschen, aber eben keine Bereitschaft, selbst mit anzupacken“, mahnte Will. „Alle möchten bei der Feier an der Theke mit Getränken und Essen bedient werden, aber niemand will das Bier zapfen, das geht nicht“, so der Landrat. Der Hessentag in Pfungstadt habe allerdings gezeigt, dass es noch immer viele hilfsbereite, ehrenamtlich tätige Personen gebe, die auch große Herausforderungen stemmen könnten. „Auch im Kreis Groß-Gerau haben wir viele engagierte Menschen.“ Damit dies auch in Zukunft bleibe, lebe und fördere der Kreis bürgerschaftliches Engagement und feiere dieses Engagement mit Auszeichnungen wie dem Come Together Preis oder dem Ehrenamtspreis – oder eben mit der Feierstunde. Gemeinsam mit der Kreisvolkshochschule lege der Kreis das Programm „Fit fürs Ehrenamt“ auf, in dem Ehrenamtliche viele nützliche Schulungs- und Informationsangebote finden.

Ausgezeichnet wurden an diesem Nachmittag Daniela Bisanz aus Worfelden, Gerhard Kuhlmann aus Nauheim, Dieter Rothermel aus Biebesheim, Reiner Kleemann aus Raunheim, Vanessa Schneider aus Riedstadt und Jürgen Karheiding aus Ginsheim-Gustavsburg. „Unser Kreis ist frei und weltoffen, weil er Menschen wie Sie in seinen Reihen zählt. Die sich einsetzen für ein solidarisches Miteinander, die für andere mit das Wertvollste geben, was sie haben: Zeit. Dafür gilt Ihnen mein herzlicher Dank“, rief Landrat Will den Ehrengästen zu. „Unsere Gesellschaft lebt von gegenseitigen Verpflichtungen, von Solidarität. Ich möchte nicht in einem Kreis leben, in dem jeder nur aufs eigene Fortkommen und Wohlergehen bedacht ist; in dem jeder nur auf die Meinungen in seiner eigenen Blase etwas gibt und in dem Gespräche über die jeweilige Interessensgruppe hinaus nicht mehr möglich sind. Nein, in einer solch kalten, distanzierten Gesellschaft möchte ich nicht leben“, sagte der Landrat. „Und Sie, die Sie heute hier sind, helfen dabei, dass der Kreis Groß-Gerau lebens- und liebenswert ist und bleibt.  Diese lebendige Vielfalt ist Ausdruck einer großen Bereitschaft, sich an der Weiterentwicklung der Gesellschaft zu beteiligen.“

Landesehrenbriefe

Daniela Bisanz, Worfelden
Daniela Bisanz ist schon seit 2004 in der Abteilung Karneval & Gardetanz des Radfahrerclubs 1903 Worfelden aktiv. Sie ist Trainerin der Garde und leitet wöchentlich Zwölf- bis Vierzehnjährige an. Seit 2006 wirkt sie im Komitee des Karnevals im RC 03 mit. 2014 kam die Öffentlichkeitsarbeit für den Verein hinzu. Sie schreibt nicht nur Berichte, sie betreut Homepage, Facebook und Instagram sowie kümmert sich ums Fotografieren. Daniela Bisanz ist seit ihrem 6. Lebensjahr ihrem Verein treu, durchlief als Tänzerin alle Garden und hat mit 18 Jahren den Einstieg in die Vorstandsarbeit gefunden.

Gerhard Kuhlmann, Nauheim
24 Jahre, von 1998 bis 2021, war Gerhard Kuhlmann Ortslandwirt in Nauheim; im vergangenen Jahr hat sein Sohn das Amt übernommen. In der Funktion des Ortslandwirts hat er sich um die Belange der örtlichen Landwirte gekümmert, wenn es um Grundstücksangelegenheiten ging, um die Entwicklung von Bauland, um Flurbereinigungsverfahren – so im Zusammenhang mit der Ostumgehung Nauheims – oder auch um Naturschutzfragen. Der Ortslandwirt ist Bindeglied zwischen Landwirtschaft und Verwaltung, zwischen Landwirtschaft und Naturschutz. Sachverstand und Ortskenntnis sind gefragt, wenn es darum geht einzuschätzen, wie wichtig und wertvoll bestimmte Ackerflächen sind.

Dieter Rothermel, Biebesheim
Seine Tätigkeit als ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht Darmstadt übt der Projektingenieur Dieter Rothermel seit Oktober 2008 bis voraussichtlich zum 30. September dieses Jahres aus. Er wägt ab zwischen den Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmer*innen; das ist in der Realität oft komplizierter, als es in einem lockeren Gespräch über einen Fall erscheinen mag. Urteile müssen fundiert sein. Rothermel ist zudem ebenfalls bereits seit 2008 in seiner Heimatgemeinde Biebesheim sachkundiger Bürger in der Partnerschaftskommission. Dafür hat er 2015 die Ehrennadel für Verdienste in Bronze erhalten.

Reiner Kleemann, Raunheim
Auch der Raunheimer Reiner Kleemann ist ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht Darmstadt. Dabei ist zu betonen, dass die Ehrenamtler vollwertige Richter sind, nicht etwa nur „Beiwerk“. Nicht nur juristisches Fachwissen, auch gesunder Menschenverstand und Kompromissfähigkeit und gute Ideen sind bei den Entscheidungen gefragt. In der Regel werden die Ehrenamtler vier bis fünf Mal pro Jahr in den Einsatz berufen. Diese Zahl kann aber auch abweichen, die Einsätze können zunehmen, wenn beispielsweise andere ehrenamtliche Richter*innen krank werden. Reiner Kleemann, von Beruf Materialprüfer, erfüllte die damit verbundenen Aufgaben von 2007 bis 2022.

Vanessa Schneider, Riedstadt
Die Automobilkauffrau Vanessa Schneider aus Riedstadt befindet sich gerade mitten in einer Amtsperiode: noch bis 31. Juli 2027 wird sie als ehrenamtliche Richterin am Arbeitsgericht Darmstadt fungieren. Begonnen hat sie diese Arbeit am 1. August 2007. Am Ende werden also mindestens 20 Jahre Ehrenamt dabei herauskommen. Die Arbeitsgerichte brauchen für praxisnahe Entscheidungen Arbeitnehmer*innen (und Arbeitgeber*innen), die fest im Arbeits-Leben stehen; die unabhängig und nur dem Gesetz unterworfen als ehrenamtliche Richter und Richterinnen ihren Teil zur funktionierenden Gerichtsbarkeit beitragen.

Feuerwehrehrenkreuz in Gold

Jürgen Karheiding, Ginsheim
2018 erhielt er das Feuerwehrehrenkreuz in Silber, nun folgte die Ausgabe in Gold: Jürgen Karheiding war von 1980 bis 1984 in der Jugendfeuerwehr Ginsheim und wechselte danach in die Einsatzabteilung. Nach der feuerwehrtechnischen Qualifikation übernahm er 1989 die Funktion des Gruppenführers der Einsatzabteilung Ginsheim. In den Jahren 1999 bis 2013 übte er die Funktion des Gemeindebrandinspektors aus und übernahm im direkten Anschluss die Position des Stadtbrandinspektors, die er bis heute innehat. „Aus den Reihen der Feuerwehr hört man nur Gutes über Jürgen Karheiding“, so der Landrat: „Man kann immer auf ihn zählen, egal ob jemand eine Frage hat oder Hilfe bei einer handwerklichen Arbeit benötigt. Die Leute können sich einfach immer auf ihn verlassen.“

Der Kreisausschuss des Kreises Groß-Gerau