![Mombach. Maletengarde](https://journal-lokal.de/wp-content/uploads/2025/02/Mombach.-Maletengarde-640x388.jpg)
MOMBACH – Mit einem frischen, mitreißenden Programm begeisterte die Mombacher Maletengarde ihr Publikum bei der großen Fastnachtssitzung in der Mombacher Eintrachthalle. Es wurde geschunkelt, gelacht und gefeiert, echte Meenzer Fassenacht eben!
Schon zu Beginn zündete Protokoller Max Schwarztrauber ein wahres Feuerwerk an Pointen. Als Windbeutel vom Nieder-Olmer Carneval Club nahm er die Großen der Politik aufs Korn: die Trumps, die Ampel, den Kanzler und den Möchtegernkanzler, garniert mit einem Seitenhieb auf „den Haufen von Faschisten und Irren.“ Seine Schlussfolgerung: „Viel heiße Luft, aber nix dahinter.“ Doch als er sich als FCK-Fan outete, gab es aus dem Publikum Gegenwind.
Frech, ungeniert und mit reichlich Tempo fegte Frederik van der Sonne alias Tobias Christian Mayer über die Bühne. Als fegende Holländer bekannt, kehrte er erst mit seiner Patchwork-Uniform den Saal zu „Die Fassenacht muss sauber bleiben“ ausDann trieb er das Publikum von links nach rechts und persiflierte so den politischen Richtungswechsel seiner Wahlheimat. Selbst das Komitee scheuchte er von ihren Plätzen auf die Bühne und kalauerte von oben weiter.
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Foto: Ulrich Nilles
Feinsinniger wurde es mit einem Oberkellner, der die Weinszene humorvoll seziertein Sommeliers, Ahnungslose und echte Weinkenner: „Entweder er schmeckt, oder er schmeckt net.“ Über Geschmacksrichtung „Waldboden“ mutmaßte er, dass diese nur abgestürzten Mountenbikern bekannt sei. Beim rheinhessisch-japanischen Zwiegespräch fernöstlicher Weinliebhaber blieb im Saal kein Auge trocken. Als Gerd Brömser mit seiner grandiosen Satchmo-Imitation „Hede Wertschaft is schee“ anstimmte, sang er sich endgültig in die Herzen der Narren.
Einen Moment zum Durchschnaufen gab es mit der Showtanzgruppe „Fuego“, die das Publikum mit einer akrobatischen Rheinfahrt von Amsterdam nach Mainz verzauberte. Auch das anschließend folgende Männerballett bewies Taktgefühl. Die „Bordsteinschwälbcher“ aus Langendernbach traten als märchenhafte Prinzen mit Herz auf und sorgten für Jubel.
Dann war sie da, die Chefin vom Draiser Hähnchengrill. Als Tochter von Hahneloreaus Hahnheim sei sie in einer Fritteuse aufgewachsen. Ihre Duftkreation „SpicyChicken“ mit Fett- und Krautsalatnote habe ihr zwei Millionen Follower bei Google beschert. Auch ihre Spendengala „Ein Herz für Finther“ war ein voller Erfolg. Mit „Helau“ verabschiedete das Publikum Allegra Bob zurück nach Drais.
Den ersten Teil der Sitzung beendeten die musikalischen Cowboys vom kulinarischen Dreigestirn „Worscht, Weck un Woi“ mit einem schwungvollen Mix aus „Wer hat en Schobbe in der Hand“, „Wir geb’n ne Party“ und anderen Liedern. Da hielt es niemanden mehr auf den Sitzen.
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Foto: Ulrich Nilles
Traditionell trommelten die Essenheimer „Donnergugger“ das Publikum aus der Pause zurück in den Saal. Und dann war die Bühne frei für Dr. Dr. (Dr.ink Dr.ogge) Dorscht, Professor für Wein und Klavier. Singend und die Tasten bearbeitend referierte er über den gepflegten und weniger gepflegten Weingenuss. Auch andere Alkoholika blieben nicht unerwähnt: „Morgens heißt es der Weizen und das Korn, abends das Weizen und der Korn.“
Mit acht Fünfsitzern waren sie angereist und erwiesen der Sonne als Königin der Galaxie die Ehre. Die 21 Damen der Showtanzgruppe „Xpressive Dance“ von der Mainzer Klepper-Garde präsentierten eine energiegeladene Choreografie mit spektakulären Akrobatikeinlagen. Präzision und Fantasie auf höchstem Niveau, die ihresgleichen sucht.
Unauffällig betrat ein Pfarrer die Bühne: „Ich bin gekommen, um mit Euch zu frohlocken!“ Unter einem breitkrempigen Priesterhut in sein Brevier vertieft murmelte er in gregorianischem Singsang pastorale Anekdoten des letzten Jahres. Zugespitzt und doppeldeutig. Viele Lacher kamen erst beim zweiten Hinhören. Steffen Jobst spielte seinen Pfarrer Fulder als ungehobeltes Original mit derbem Humor. Das Publikum lauschte gebannt und verabschiedete ihn mit tosendem Applaus.
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Foto: Ulrich Nilles
Viel Applaus erntete auch ein junger Vater, der mit Selbstironie von den Leiden mit seinem neugeborenen Nachwuchs berichtete. Schon während der Schwangerschaft seiner Frau irritierten ihn deren seltsame Essenskombinationen. Und über den Kreißsaal dachte er, der sei rund. Zweifel an der „Krönung der Schöpfung“ blieben ihm nicht erspart. Während ein Giraffenbaby nach drei Stunden laufen könne, seien manche 20-Jährige ohne Eltern und Lieferando aufgeschmissen, so Boris Feldmann zum krönenden Abschluss seines Vortrags.
Zum großen Finale brachten die „Amigos del Sol“ mit fetzigen Evergreens die Narrhalla noch einmal zum Beben. Fünf Stunden echte Mainzer Fassenacht endeten auf ihrem Höhepunkt, souverän moderiert von Sitzungspräsident Ralf Ruthard, der sich mit einem dreifach donnernden „Helau“ verabschiedete.