RÜSSELSHEIM – Einen Gesamtüberblick über die Situation sämtlicher Rüsselsheimer Wochenmärkte gibt der Magistrat den Stadtverordneten in seinem neuen Wochenmarktkonzept. Darin informiert er nicht nur über den aktuellen Zustand, sondern benennt auch Kritikpunkte, stellt Qualitätsstandards auf, schlägt Maßnahmen zur Verbesserung vor und gibt konkrete Handlungsempfehlungen. Das Wochenmarktkonzept stellt damit einen Zwischenbericht zum Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zum Thema Marktplatz dar. Denn der Magistrat empfiehlt den Stadtverordneten, von der Ergänzung des Baumbestandes auf dem Marktplatz bis zum Vorliegen eines ganzheitlichen Marktplatz-Gestaltungskonzeptes abzusehen.
Wochenmärkte ergänzen oft den vorhandenen stationären Handel und bieten ein besonderes Einkaufserlebnis. Im besten Fall belebt ein Wochenmarkt die Innenstadt, sorgt für Aufenthaltsqualität und ist ein sozialer Treffpunkt mit besonderer Atmosphäre. „Um dieses traditionelle Marktgeschehen zu erhalten und weiterzuentwickeln, hat die Stadt die Wochenmärkte in Rüsselsheim genauer unter die Lupe genommen“, erläutert Oberbürgermeister Udo Bausch das Ziel des Konzepts.
An Wochenmärkten mangelt es in Rüsselsheim bekanntlich nicht. Sie finden an vier Tagen in der Woche statt. Neben dem Marktplatz in der Innenstadt (Dienstag und Samstag) werden auch Marktflächen in den Stadtteilen Königstädten (Mittwoch) und Dicker Busch (Donnerstag) in Anspruch genommen. „Seit dem vergangenen Jahr hat die Entwicklung der Rüsselsheimer Wochenmärkte einen erfreulichen Verlauf genommen. Es konnten für alle Wochenmärkte neue Marktbeschickerinnen und -beschicker gewonnen sowie Angebotslücken geschlossen werden. Die Akzeptanz der Wochenmärkte in der Bevölkerung hat deutlich zugenommen“, fasst Oberbürgermeister Bausch die Ist-Analyse des Wochenmarktkonzepts zusammen.
Im Detail wurden für die verschiedenen Wochenmärkte allerdings unterschiedliche Optimierungspotenziale und -bedarfe ermittelt. Am wenigsten Sorgen bereitet den Marktverantwortlichen der Wochenmarkt im Dicken Busch. Hier, so das Fazit der Marktverwaltung, sind Optimierungsmaßnahmen kaum notwendig, weil es ein breites Warenangebot gibt, das gut nachfragt wird. Deutlich mehr sei dagegen künftig für den Wochenmarkt in Königstädten zu tun. Mit sieben Marktständen ist der Markt nach einer Zeit des „Dornröschenschlafs“ zwar endlich erwacht, aber Akzeptanz und Kundenfrequenz hätten noch Potenzial nach oben. Der Samstagsmarkt auf dem Marktplatz ist mit 19 Verkaufsständen der größte und bekannteste Wochenmarkt in Rüsselsheim. Ihn zeichnen eine attraktive Standanordnung, ein vielfältiges Angebot und eine hohe Kundenfrequenz aus. Zusätzliche Bewirtungsflächen laden zum Verweilen ein. Gleichwohl sehen die Marktverantwortlichen der Stadt auch hier noch Optimierungsbedarf. Dies hängt insbesondere mit dem Wochenmarkt am Dienstag zusammen, der auch auf dem Marktplatz stattfindet. Dieser hat zwar ein hochwertiges, allerdings auch nur ein recht überschaubares Angebot zu bieten. Zwar hat sich mittlerweile die Akzeptanz des Dienstagmarkts verbessert und die Kundenfrequenz erhöht, aber für die Innenstadt wünscht sich die Stadt doch etwas mehr.
Um das inzwischen erreichte Niveau zu wahren oder sogar weiter zu verbessern, geht das Wochenmarktkonzept daher weiter. Dafür schlagen die Marktverantwortlichen unter anderem ein einheitliches Qualitätsniveau vor, was die Zusammenstellung des Angebots genauso umfasst, wie das Aussehen eines Wochenmarkts. Auch von einem professionellen gemeinsamen Marketing werden weitere gewinnbringende Effekte erwartet. Mit Events auf den Wochenmärkten könnte die Verweildauer von Besucherinnen und Besuchern erhöht sowie mit einer Anpassung der Öffnungszeiten in Richtung Nachmittag oder Abend neue Zielgruppe angesprochen werden. Die Liste der Vorschläge, wie sich die Wochenmärkte in vielen Details verbessern lassen, ist lang, sogar bargeldloser Zahlungsverkehr ist denkbar. „Die aufgeführten Optimierungsmaßnahmen dienen vor allem der Stärkung der Rüsselsheimer Wochenmärkte. Die Umsetzung der Vorschläge wird die Strahlkraft dieser erhöhen, zu einem größeren Attraktivitätsgrad beitragen und die Akzeptanz für Wochenmärkte unter der Bevölkerung weiter steigern können“, ist sich Bausch sicher.
Doch trotz der insgesamt sehr positiven Befunde nimmt das Wochenmarktkonzept auch Kritik auf. Die betrifft unter anderem die Wochenmarktsituation auf dem Marktplatz. Die Gestaltung des Marktplatzes wird seit dessen Fertigstellung vor wenigen Jahren dauerhaft kritisiert. Die betroffenen Marktbeschickerinnen und Marktbeschicker bemängeln vor allem den Bodenbelag, die Möblierung sowie den Baumbewuchs. Der Bodenbelag in Form einer wassergebundenen Decke zeichnet sich bei Trockenheit durch extreme Staubbildung aus. Und an nassen Tagen neigt der Boden zur Schlammbildung. Eine Einschränkung des Marktplatzes als Veranstaltungsfläche stellt auch der bestehende Baumbewuchs dar, der mehrmaliges Rangieren nötig macht, um die vorgesehenen Standplätze zu erreichen. Und eine Erweiterung des Baumbestandes kann eine Neuanordnung der Marktstände nach sich ziehen. „Von den betroffenen Marktleuten wird das daher mit Argwohn gesehen und negative Auswirkungen auf das derzeit gute Stimmungsbild auf dem Wochenmarkt sind zu erwarten“, ist Bausch sich sicher. „Und genau aus diesem Grund empfiehlt der Magistrat den Stadtverordneten, losgelöst von jedem Wochenmarktkonzept, ein für den Marktplatz ganzheitliches Gestaltungskonzept zu erstellen.“
Magistrat der Stadt Rüsselsheim am Main
Fachbereich Zentrales