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Nina Lay – eine Gonsenheimerin erobert das Theater Gunnar Schwarting vom Heimat- und Geschichtsverein Gonsenheim verfolgte die Spuren der in Gonsenheim geborenen Nina Lay

Gunnar Schwarting erläuterte die Stationen von Nina Lay. Foto: Elke Fauck

GONSENHEIM – Wie kommt man auf die Idee, sich intensiv mit dem Leben einer bis dato in Gonsenheim total unbekannten Schauspielerin zu befassen? Gunnar Schwarting vom Heimat und Geschichtsverein (HGG) offenbarte sein Motiv. Vor einiger Zeit erreichte die Vorsitzende Manuela Müller-Horn eine Anfrage eines Bürgers aus Coburg, dass der Platz vor dem Coburger Globe nach Nina Bellosa benannt wurde, die gemäß Hinweisschild als Nina Lay am 23. Dezember 1823 in Gonsenheim geboren sei. Da beide Namen keinem der Beteiligten etwas sagten, begab sich der Zweite Vorsitzende des HGV, Gunnar Schwarting, zunächst im Internet auf Spurensuche. Sein Ergebnis präsentierte er nun bei einem Vortrag im gut gefüllten Museum Gonsenheim.

Überrascht von der Fülle der Informationen, führte er analoge Recherchen durch. Er begann damit in der Kirchengemeinde bezüglich Taufe. Da dieser Punkt erfolglos blieb, war die Stadtverwaltung die zweite Anlaufstelle. Hier erfuhr er, dass sie als „Maria Friederike Wilhelmine Pauli“ eingetragen war, allerdings bereits 1822 geboren, und das Geburtsdatum den Eintrag 22. Dezember hatte. Ihre Mutter Jeannette, eine Näherin,  erreichte aus Amsterdam kommend gerade noch hochschwanger den Wohnort ihrer Eltern zur Entbindung. Der Großvater war kurzzeitig Intendant am Mainzer Theater.

Mit zahlreichen Fotos wurde die Spurensuche untermauert. Foto: HGG

Ende der 30er-Jahre ging Nina Lay zunächst ans Mannheimer Theater, wurde aber dann für Oldenburg entdeckt. In dem Schauspiel „Vor hundert Jahren“ von Dr. Raupach bekam sie ihre erste Rolle am Theater Oldenburg. Es war die Rolle, die vorher Louise Moltke, die kurz zuvor verstarb, inne hatte. Auch als  Demoiselle Kuppinger war Nina Lay mittlerweile  bekannt, da ihre Mutter zwischenzeitlich mit einem Herrn Kuppinger verheiratet war.

Im Dezember 1841 wurde die junge Schauspielerin zu Nina Moltke, da sie Gustav Carl Moltke, den Witwer ihrer Vorgängerin in ihrer ersten Rolle in Oldenburg, heiratete. Sie  gebar eine Tochter, Caroline Marie Louise. Sie bekam eine lebenslange Anstellung am Theater, obwohl zu dieser Zeit nur Jahresverträge üblich waren. Auch mussten sich die Schauspieler selbst um ihre Kostüme kümmern. Pünktlichkeit war Voraussetzung und bei Zuspätkommen war eine Strafzahlung fällig.

Nach einigen Jahren zog die aktive Schauspielerin trotz Daueranstellung ohne ihren Mann nach Elbig und Königsburg. 1850 wurde sie in Coburg engagiert und heiratete nach ihrer Scheidung zwei Jahre später Carl Bellosa. In Coburg ging die Theaterliebe von Ernst II. Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha inzwischen so weit, dass er mit „Santa Chiara“ seine eigene Oper komponierte und in Meiningen zur Uraufführung brachte.

Nina Bellosa verließ 1857 sowohl Coburg als auch ihren Ehemann, um ihre Karriere in Berlin fortzusetzen. Doch diese Rechnung ging nicht auf, da sie aufgrund ihres inzwischen erreichten Alters sehr schlechte Kritiken erhielt. Noch heute ist die gebürtige Gonsenheimerin Ehrenmitglied des Coburger Theaterensembles. Ein aufschlussreiches Ergebnis einer tollen Recherche. spannend erzählt!

Elke Fauck