Start Kultur Reich um jeden Preis? Theaterkreis Gonsemble präsentiert das Märchen „Das kalte Herz”

Reich um jeden Preis? Theaterkreis Gonsemble präsentiert das Märchen „Das kalte Herz”

Das zauberhafte Glasmännchen (Esther Klippel) gewährt Peter Munk (Heiko Bozem) drei Wünsche. Foto: Mandy Kramer

GONSENHEIM – Emotionaler Reichtum oder Geld in Hülle und Fülle? Was wiegt mehr? Dieser Frage geht der Theaterkreis Gonsemble bei seinem neuesten Stück „Das Kalte Herz” nach. An vier Abenden im November präsentiert die Gruppe das altbekannte Märchen nach Wilhelm Hauff im evangelischen Gemeindehaus in der Friedensstraße.

„Geld müsste man haben…viel Geld!”, träumt der Kohlenbrenner Peter Munk, gespielt von Heiko Bozem. „Ein anderer Stand als der meine, das würde mir besser gefallen.” Munk wünscht sich einen anderen Beruf und vor allem möchte er reich sein. Seine Geliebte Lisbeth, verkörpert von Beate Steinbronn, ist hingegen ein bescheidenes Mädchen; sie möchte Peter auch ohne finanziellen Reichtum heiraten. Doch Peter ist so vernarrt in die Vorstellung eines Lebens in materiellem Überfluss, dass er sich auf den Weg in den dunklen Wald macht, um ein zauberhaftes „Glasmännchen”, einen Waldgeist mit magischen Kräften, aufzusuchen. Dank eines Musikers, gespielt von Christopher Ritz, kann er den gereimten Zauberspruch vervollständigen, der die Märchenkreatur herbeiruft. Das Glasmännlein, dargestellt von Esther Klippel, bekundet: „Nie seid ihr Menschen zufrieden mit dem was ihr habt!”. Dennoch gewährt es Peter drei Wünsche. Dieser wünscht sich zunächst ein größeres Tanztalent als der bekannte „Tanzbodenkönig” und obendrein viel Geld. Weiterhin sehnt sich Peter nach dem Besitz der schönsten und größten Glashütte in der gesamten Umgebung. „Verstand hättest du dir wünschen sollen!”, ruft das Glasmännchen erzürnt und verwehrt ihm den dritten Wunsch. Diesen werde er zu einem späteren Zeitpunkt noch gut gebrauchen können.

Peter Munk (Heiko Bozem) möchte seine Geliebte Lisbeth (Beate Steinbronn) mit finanziellem Reichtum beeindrucken. Foto: Mandy Kramer

Noch am selben Tag verzockt der gierige Peter sein ganzes Vermögen beim Glücksspiel.  Da trifft er den Holländer Michel (gespielt von Josch Bauer), einen mafiösen, düsteren Schurken. Dieser möchte mit ihm Geschäfte machen und lockt mit großen Versprechen von ewigem Reichtum. „Dein Herz ist das Hindernis in deinem Leben”, bekundet der zwielichtige Mann und bietet Peter ein kaltes Herz aus Granit im Tausch gegen dessen fleischliches Herz an. Dieser geht kurzerhand auf das Angebot ein und geht fortan als Geschäftsmann auf Weltreise. Statt des angestrebten glücklichen Vagabundenlebens wird Peter jedoch verbittert und scheint dem Alkohol zugetan. Nun möchte er wieder sesshaft werden und heiraten. Der Holländer Michel schlägt ihm einige Damen vor, darunter eine „Würstchen-Marie” sowie eine Franziska, die nur nach mehrmaliger Ansprache rede. Peter möchte jedoch die „Beste” heiraten und kehrt nach langer Reise zu seiner Geliebten Lisbeth zurück.

Diese hat ein großes, warmes Herz und teilt ihren neu errungenen Reichtum selbstlos mit bedürftigen Menschen. Der geizige Peter reagiert tyrannisch und zerstört mit seiner kaltherzigen Art Lisbeths Leben. In Panik sucht er Hilfe beim Glasmännchen. Dieses fordert: „Schaff dir ein warmes Herz, Peter” und gibt ihm dafür drei Tage Zeit. Nun muss Peter den Holländer Michel überlisten, um den „Herzensvertrag” aufzulösen. Peter schafft es, den Stein gegen sein menschliches Herz einzutauschen und kann damit letztendlich auch Lisbeth retten.

Peter Munk tauscht sein Herz gegen einen Stein. Foto: Mandy Kramer

Die Idee hinter dem Stück sei ein altbekanntes Thema, welches bereits von Johann Wolfgang von Goethe in „Faust“ thematisiert wurde, erläuterte Michael Stuhldreher, welcher für „Das kalte Herz” erstmalig allein Regie führte. Ziel war es, das Thema des „Seelenvertrags” anhand der Vorlage des Märchens von Wilhelm Hauff in ein Kindertheaterstück zu adaptieren. Die engagierten Schauspieler hatten lediglich zweieinhalb Monate Probezeit und waren währenddessen mit „viel Herzblut dabei”, so Stuhldreher. „Ich bin selbst überrascht über die profihaften Bedingungen”, lobte er die Leistung der Schauspielenden. Die Musik zum Stück wurde eigens von Martin Steinbronn komponiert. Authentische Kostüme, eine atmosphärisch gestaltete Bühnenkulisse mit Nebelmaschine sowie eine Leinwand, die zauberhafte Effekte bot, bildeten den visuellen Rahmen des märchenhaften Theaterstücks.

Der Theaterkreis Gonsemble freut sich auch am 15. und 16. November jeweils um 17.30 Uhr auf ein zahlreiches Publikum. Das Stück ist eintrittsfrei und für Kinder ab acht Jahren sowie für „junggebliebene Erwachsene” geeignet.

Mandy Kramer