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Steinböcke und Gletscherseen

Im Klettersteig - Foto: Dirk André Krams

HOCHHEIM – Abgelegen von jeglicher Zivilisation in einem gemütlichen Selbstversorgerhaus in den Bergen gibt es viel zu sehen und zu erleben. Zwölf Jugendliche, drei ehrenamtliche Betreuer und eine Erlebnispädagogin verbrachten 9 Tage in den Alpen im Kaunertal . Jeden Tag ging es aufs Neue darum, sein eigenes Potential zu entdecken, Neues zu wagen, Grenzen auszutesten und zu spüren, was man alles kann. Und dies immer getragen von der gesamten Gruppe, die einen ermutigt und stützt. Der erste Tag stand ganz im Sinne des Felserlebnisses: Ausgestattet mit Seilen, Karabinern und Helmen ging es los, um den festen Griff im Kalk zu suchen oder auch die Verantwortung zu übernehmen einen Freund zu sichern. Nach einer Einführung in das Sichern und die Knotentechnik, werden die ersten Seile eingehängt und es konnte losgehen. Fast wird der Fels gestreichelt, bis der richtige Griff gefunden ist und ein beherzter Zug einen höher bringt. Das Gefühl von seinem Kletterpartner gut gesichert zu sein, gibt Mut und Sicherheit. Klettern verbindet und am Abend waren sich alle einig, dass sie vielleicht nicht immer den perfekten Tritt gefunden hatten, aber dafür das Leben und das Glück zu fassen gekriegt haben.

Gletschersee – Foto: Dirk André Krams

Ein weiterer Höhepunkt der Abenteuerwoche war die Hüttentour ins benachbarte Verpeiltal, um den 2778m hohen Madatschkopf zu besteigen. Gleichgewicht und Kondition waren hier gleichermaßen wichtig. Es galt Bäche zu überqueren und steinige Passagen auszubalancieren. Gegen Mittag hatte es dann die gesamte Gruppe geschafft und bei einer traumhaften Sicht bis nach Südtirol und auf die endlosen Gletscher konnte das Mittagessen genossen werden: Aus einem Rucksack kam ein großer Laib Brot, aus einem anderen ein Laib Käse hervor und mit viel Appetit wurde alles geschnitten und aufgeteilt.

Nach einer erholsamen Nacht im Schlaflager auf der Hütte ging es am nächsten Morgen los, um die Steinböcke zu finden, von der die Hüttenwirtin am Abend zuvor berichtet hatte. Und obwohl sich die Gruppe keine allzu großen Erfolgschancen ausrechnete, wurde sie nach ca. zwei Stunden von einer großen Herde Steinböcke auf dem Weg überrascht. Es waren wohl mindestens 30 Tiere, die uns gegenüberstanden und fast zum Greifen nahe waren. Der letzte Abschnitt über Geröll und Schrofen bis zum Gletschersee lief sich mit diesen Bildern im Kopf dann fast von alleine. Zu Baden traute sich allerdings nur eine tapfere junge Bergwanderin. Der Rest holte sich lieber Mütze und Handschuhe aus dem Rucksack, um nicht zu erfrieren. Gegenseitige Hilfe und Rücksicht aufeinander waren während der gesamten Tour eine Selbstverständlichkeit, genauso wie die zwingende Disziplin und Achtsamkeit. Die erfahrenen Jugendlichen halfen den Neulingen und gaben ihnen Vertrauen und Sicherheit in einem Gelände, das für viele Menschen sehr gewaltig, wenn nicht sogar bedrohlich, wirken kann.

Im Stollen – Foto: Dirk André Krams

Bei der Abschlusstour wurde allen Teilnehmern noch einmal einiges an Mut und Kondition abverlangt. Die letzte Wanderung führte die Gruppe über einen aussichtsreichen Steig zu einem alten Stollen. Mit Helmen und Stirnlampen ausgerüstet ging es 1 km lang durch einen stockdunklen Stollen. Mittendrin hieß es dann „Licht aus“ und die Helmlampen wurden ausgeschaltet. Jeder hatte nur noch seinen Vordermann und die feuchte Wand zur Orientierung. Langsam und Achtsam konnte nur noch ein Schritt vor den anderen gesetzt werden und jeder war froh darüber einen Helm zu tragen und eine Schulter vor sich zu spüren.

Die Abenteuerwoche ist eine Kooperation zwischen evangelischer und städtischer Jugendarbeit, die von Inge Seemann verantwortet wird. Cornelius Munck, Dominik Treier und Lars Eric Hientzsch waren als ehrenamtliche Betreuer dabei und haben es somit ermöglicht, das abwechslungsreiche Programm zu gestalten und anspruchsvolle Bergtouren zu unternehmen. Die Fahrt wird auch im nächsten Sommer wieder angeboten. Der voraussichtliche Termin hierfür ist der 01. bis 09. August 2020 sein.

Dirk André Krams