BRETZENHEIM/ HECHTSHEIM –„Tage wie Türkis schmecken nach Pfefferminze und Lakritz. Sie atmen Widerstand ein und Freundschaft aus. Sie beginnen immer und enden nie. (…) Sie fühlen sich zum Tanzen an. (…) Tage wie Türkis sind alles was du willst. (…) Was zählt ist das Das.“ So poetisch, blumig und wortreich kommt die Hechtsheimer Autorin Jennifer Hilgert daher, die ihre mit einem Lyrik-Preis ausgezeichnete philosophische Novelle „Tage wie Türkis“ von 2016 jetzt bei einer Lesung vor 15 interessierten Zuhörern im Bretzenheimer ZMO-Buchstabensalon vorstellte. Diese handelt von der Protagonistin Amy, die ihr altes Tagebuch wiederfindet und auf eine innere Reise geht.
Drei Gedankenstränge durchziehen die Novelle: der Erzählstrang, die Tagebucheinträge und die Gedanken von Amy. Deutlich wird, dass Amy eine notorische Grüblerin ist. „Wenn ich könnte, würde ich jetzt an nichts denken“, sagt sie. Und: „Wo steht man eigentlich, wenn man neben sich steht?“ Die innere Zerrissenheit der Amy und ihre Identitätskrise werden deutlich. „Kopfgeister und Grübelgedanken“, nennt das die Autorin, die von einem teilweise autobiografischen Werk spricht, das ursprünglich als Text für einen Poetry Slam geplant war. Die einzelnen Kapitel hat sie übrigens nach Mineralien benannt. Doch am Ende meistert Amy ihr Kopfkino. Mehr wird nicht verraten.
Die Zuhörer im Buchstabensalon zeigten sich von der blumigen, bilderreichen Sprache sehr angetan. „Sehr frisch, sehr poesievoll, sprachlich sehr schön“, so ein Kommentar. „Eine junge Frau mit depressiven Zügen, die da rauskommen will.“ ZMO-Vorsitzende Jutta Hager: „Amy versucht, ein handlungsfähiges Element der Gesellschaft zu werden. Das fällt ihr augenscheinlich sehr schwer.“ Die Hechtsheimer Autorin Jennifer Hilgert ist gelernte Erzieherin. Sie lebte bis Dezember 2017 mit Mann und Tochter in San Francisco, bevor es die kleine Familie zurück in die Heimat verschlug. „Tage wie Türkis“ ist ihr fünftes eigenes Werk. Ihr neuestes Buch heißt „Das Märchen vom modernen Frieden“.