
RÜSSELSHEIM – Bereits im Jahr 2021 hat die Feuerwehr Rüsselsheim am Main einen ersten Pickup mit Wechselmodulen in den Dienst gestellt. Nun wurde ein zweites Fahrzeug inklusive eines weiteren Moduls ausgeliefert und von Stadtrat Nils Kraft an den Leiter der Feuerwehr Jörg Wintermeyer übergeben.
„Die bisherigen Erfahrungen mit diesem innovativen Fahrzeugkonzept sind sehr positiv. Die neuen Pickups sind sehr wirtschaftlich, flexibel und schnell im Einsatz“, erklärte Kraft und lobte die Feuerwehrleitung für den verantwortungsvollen Umgang mit den Haushaltsmitteln.
Bei den Grundfahrzeugen handelt es sich um einen handelsüblichen Pickup. Das erste Fahrzeug ist für eine Besatzung von zwei Einsatzkräften ausgelegt. Dadurch entsteht eine längere Ladefläche, die sich für sperrige Ladegüter eignet. Das neue, zweite Fahrzeug ist für eine Besatzung von bis zu fünf Personen ausgelegt. Hier könnten neben den Einsatzkräften der Feuerwehr auch Notarzt und Rettungssanitäter oder betroffene Zivilpersonen Platz finden.
Beide Fahrzeuge sind mit zuschaltbarem Allrad, Geländeuntersetzung und entsprechender Bereifung ausgestattet, um auch unwegsames Gelände überwinden zu können. Ebenso verfügen beide Fahrzeuge über Seilwinden zur Selbstbergung und dem Entfernen von Hindernissen auf Wegen. Die Fahrzeuge können Wasser bis zu einer Tiefe von 70 Zentimetern ohne Probleme durchfahren, so dass die Feuerwehr sie auch bei Unwetter- und Starkregenlagen vielseitig einsetzen kann.
Vielseitigkeit ist ohnehin das Steckenpferd der kLkw (klein-Lastkraftwagen, so die offizielle Bezeichnung der Fahrzeuge im Feuerwehrjargon): Ein Spezialunternehmen aus Südtirol hat auf den Ladeflächen ein Schienensystem aufgebaut, welches unterschiedliche Wechselcontainer aufnehmen kann. Diese Wechselcontainer können von zwei Einsatzkräften in etwa drei Minuten getauscht werden. Damit erfüllen die Fahrzeuge, je nach Einsatzerfordernis, unterschiedliche Einsatzzwecke. „Durch die Möglichkeit die Einsatzbereiche der Fahrzeuge in kurzer Zeit auf einfachste Weise zu verändern, konnte die Stadt auf die Beschaffung spezialisierter Fahrzeuge verzichten und somit Gelder und Folgekosten einsparen“, so der Stadtrat.
Durch die Wechselmodule entstehen dazu noch weitere Vorteile: Beim Ausfall oder dem geplanten Werkstattaufenthalt eines Fahrzeugs bleiben alle Module einsatzbereit, da die Fahrzeuge und Module untereinander kompatibel sind. Doch auch ohne Modul leisten die Fahrzeuge gute Dienste. Die Ladeflächen können rund eine Tonne und etwa drei Kubikmeter Ladevolumen aufnehmen. Ohne Weiteres lassen sich so Paletten mit Einsatzmaterial, Gitterboxen oder lose Sandsäcke verladen.
Drei Module sorgen für breites Einsatzspektrum
Für spezielle Einsätze stehen in Rüsselsheim drei Module zur Verfügung: Ein Modul zur Bekämpfung von Waldbränden mit Hochdrucklöscheinrichtung, 400 Litern Wasser und spezieller Ausrüstung zur Bekämpfung von Vegetationsbränden. Dieses Modul war bereits im Laufe des vergangenen, heißen Sommers bei zahlreichen Bränden im Einsatz. Die Ausbreitung der Brände auf andere Flächen konnte erfolgreich bekämpft werden, bis weitere Einheiten herangeführt waren. Hierbei waren auch die kompakten Maße des Fahrzeugs gegenüber den großen Löschfahrzeugen von Vorteil.
Das zweite Modul besitzt eine spezielle Aufnahme für eine sogenannte Schleifkorbtrage, mit der sich Verletzte transportiert lassen. Zusätzlich finden auf dem Modul zwei Rettungsdienstmitarbeitende Platz, welche verletzte Personen beim Transport begleiten können. Am Rahmen des Moduls können unterschiedliche Medizingeräte verschraubt werden, sodass eine Versorgung wie in einem Rettungswagen möglich ist. Gepaart mit den Fahreigenschaften des Pickups können so Verletze an entlegenen Stellen erreicht werden, die mit normalen Fahrzeugen nicht zu erreichen sind. Auch dieses System hat sich bei der Rettung eines verunfallten Mountainbikers bereits bewährt.
Das dritte, neue Modul hat derzeit noch keine Beladung, wird aber in Kürze und in enger Abstimmung der Mitarbeitenden der Rüsselsheimer Feuerwehr durch deren eigene Werkstatt selbst ausgebaut. Das Modul soll zur Bewältigung von Kleineinsätzen dienen. Dazu zählen „Wasser im Keller“, „Ölspur“ oder „Insekten“. Durch den Ausbau in der eigenen Werkstatt können weitere Kosten eingespart und kurzfriste Änderungen einfach umgesetzt werden.
Auch als Zugpferde sind die Fahrzeuge, ob mit oder ohne Modul beladen, geeignet. Ungebremste Anhänger ziehen sie bis 750 Kilogramm und gebremste Anhänger bis 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht. Dies umfasst alle Anhänger der Feuerwehr Rüsselsheim, so zum Beispiel auch den neuen Anhänger zur Wasserrettung, der ebenfalls in der feuerwehreigenen Werkstatt ausgebaut wurde. Auch hier zeigt sich ein Vorteil der kleineren Fahrzeuge gegenüber einem Lkw: Das rückwärts Rangieren mit Anhänger ist wesentlich vereinfacht und demnach schneller und sicherer durchführbar.
Magistrat der Stadt Rüsselsheim am Main