
RÜSSELSHEIM – Mehr als 50 Prozent der heimischen Wildbienenarten stehen auf der roten Liste gefährdeter Arten. Gründe dafür sind unter anderem, dass die Tiere auf den sauber gemähten Rasenflächen und den pflegeleichten Schottergärten kaum noch Nahrung und Nistmöglichkeiten vorfinden. Die Stadt Rüsselsheim am Main will mit gutem Beispiel vorangehen und hat auf dem eigenen Rathausgrundstück ein Bienenhotel auf einer naturbelassenen Grünfläche aufgestellt. „Wir wollen zeigen, es braucht nicht viel, um der Natur etwas Gutes zu tun. Wir haben einfach eine Grünfläche sich selbst überlassen, die nur noch einmal im Herbst gemäht wird und somit den Wildbienen ein üppiges Buffet aus verschiedenen Wildblumen bietet. Die Bedingungen am Rathaus sind auch nicht anders als bei den Bürgerinnen und Bürgern im innerstädtischen Garten. Deswegen hoffen wir auf viele Nachahmer, die einen kleinen Grünstreifen für die Insekten zur Verfügung stellen“, sagte Stadtrat Nils Kraft.

Das neue Bienenhotel, das zwischen der Zu- und Ausfahrt der Rathaus-Tiefgarage aufgebaut wurde, hat rund 6.500 „Zimmer“ in Form von verschiedenen Röhren aus Schilf, Bambus und Bohrungen in Hartholzblöcke. Im Frühjahr sollen die ersten Röhren belegt werden, so dass im Folgejahr aus ihnen der Nachwuchs der solitär lebenden Wildbienen schlüpfen kann. „Wir erwarten ab dem Frühjahr die ersten summenden Gäste im Bienenhotel“, sagt Kraft. Zusätzlich zu den bisherigen Maßnahmen will der Bereich Umwelt und Naturschutz der Stadt Rüsselsheim weitere Pflanzen wie Wildkrokusse pflanzen, damit die Insekten schon im zeitigen Frühjahr Blüten mit Nektar vorfinden. Aber auch ohne Zutun durch Menschenhand haben sich bereits mehr als 30 Pflanzenarten von selbst auf der Wiese ausgesät, wie Hans-Joachim Sander, Vorsitzender des Naturschutzbeirats, kartiert hat.

Zielgruppe für das Bienenhotel sind Wildbienenarten wie Mauer-, Mörtel-, Woll- oder Holzbienen. Anders als Honigbienen, die mit ihren Artgenossen in einem Staat leben und Waben zum Nisten und Lagern von Pollen bauen, leben die Wildbienen solitär und sind nicht aggressiv. Da immer weniger natürliche Nistplätze wie hohle, dürre Stängel oder Totholz vorhanden sind, die im innerstädtischen Bereich meist schnell entfernt werden, ist die Wildbiene auf Nisthilfen angewiesen. Wer den Wildbienen helfen möchte, kann zuhause ebenfalls eine Nisthilfe anbieten. Zudem müsse darauf geachtet werden, dass die Wildbienen das ganze Jahr ausreichend Nahrung und Wasser im Umfeld der Nisthilfe finden. Pflanzenschutzmittel sollten auch nicht eingesetzt werden. Auch für Bürgerinnen und Bürger ohne Garten gibt es Möglichkeiten, Wildbienen ein Zuhause zu geben. So gibt es kleinere Nisthilfen, die man an die Hauswand hängen kann.
Der Bereich Umwelt und Naturschutz berät Bürgerinnen und Bürger gerne bei ihren eigenen Bienen-Projekten. Auskunft erteilt Harald Lehmann unter der Telefonnummer 06142 83-2181 oder per Mail an harald.lehmann@ruesselsheim.de.
Magistrat der Stadt Rüsselsheim am Main
Fachbereich Zentrales
Pressestelle