Start Allgemein Zukunftsprozess Lörzweiler Dorfmittelpunkt soll den Ort attraktiver machen und Begegnungsstätte sein

Zukunftsprozess Lörzweiler Dorfmittelpunkt soll den Ort attraktiver machen und Begegnungsstätte sein

Dieser Teil des Hofes soll abgerissen werden - durch das Tor sieht man die Königstuhlstraße. Foto: Wolf-Ingo Heers

LÖRZWEILER – Für Lörzweiler wegweisende Entscheidungen wurden und werden getroffen. U.a. beschloss der Gemeinderat, einen Zukunftsprozess anzustoßen – und das unter intensiver Beteiligung der Bürgerschaft.

Ausgangslage war, dass durch die Ausweisung von Bauplätzen zwar Menschen in den Ort ziehen, die sich mehrheitlich aber nicht ins Dorfgemeinschaftsleben integrieren wollen. So geht ein Teil der Identität und Seele von Lörzweiler verloren, das muss verhindert werden. Der Gemeinderat beschloss somit, keine weiteren Baugebiete mehr auszuweisen.

Auf der anderen Seite haben ältere Einwohner größere Häuser, die sie kaum mehr bewirtschaften können, würden gerne ausziehen, aber es gibt keine Wohnungsangebote im Ort. Leerstand gibt es darüber hinaus auch noch. Ziel soll es sein, ungebremstes Wachstum zu vermeiden.

Dem 1. Beigeordnete Dietmar Muscheid (SPD) wurde die Leitung übertragen. Er stellt fest, „ein solcher Prozess ist ohne eine intensive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger nicht gestaltbar. Deswegen haben wir schon einige Aktionen durchgeführt, von Befragungen, Workshops bis hin zu mehreren Dorfrundgängen! Und es nehmen immer viele Bürger teil.“

Bei einer Bürgerbefragung und dem anschl. Workshop konnten Themen vorschlagen werden. Kernfrage war: Wie kann, wie muss sich das Dorf entwickeln?

100 Themenvorschläge waren es insgesamt, die in eine Rangfolge gebracht wurden. Der Wunsch einen Dorfmittelpunkt zu haben, bekam die Priorität 1! Hier sollen Feste gefeiert und eine Aufenthaltsqualität geschaffen werden, Begrünung und ein Springbrunnen um den Platz attraktiv zu gestalten.

Da auch das Innenministerium ein Interesse an solchen Prozessen hat, wurden den gestellten Anträgen statt gegeben. Der moderierte Workshop wurde aus den Mitteln finanziert.

Der nächste Schritt war, die Anerkennung als „Schwerpunktgemeinde“ zu erhalten, wodurch die dann durchzuführenden Maßnahmen durch das Ministerium gefördert würden. Das Konzept hat überzeugt, und nun soll es an die Umsetzung gehen.

Dietmar Muscheid: „Wir haben viele sehr aktive Vereine im Ort, wir haben die Bücherei, die Dorfgemeinschaft lebt zum Glück noch! Jetzt fehlt der Mittelpunkt von Lörzweiler noch. Geplant ist, das von der Gemeinde erworbene Nachbargrundstück umzugestalten. Das bildet dann ein Viereck aus Rathaus, Kirche und Gemeindezentrum sowie dem zu entwickelnden Grundstück.“

Das Vorderhaus und der Seitentrakt sind von der Bausubstanz nicht erhaltenswert und sollen abgerissen werden. Dadurch öffnet sich eine freie Blickachse in die Königstuhlstaße – der Kö. Die hinten im Grundstück liegende Scheune soll renoviert werden und als Halle für Feste und Feiern bereitstehen. Eine spätere Verbindung über eine Treppe zum Kirchplatz ist durchaus denkbar. Die Katholische Kirche ist bereit, sich aktiv in die Umgestaltungspläne auch des Kirchplatzes einzubringen.

Dietmar Muscheid freut sich, dass „aktuell durch die Mainzer Hochschule geprüft werde, ob sich hier ein Projekt für Studierende ableiten lässt. Das brächte einen ungeahnten Input an Ideen und Umsetzungsvorschlägen!“

Auch Parkraum ist – wie in den meisten alten gewachsenen Ortschaften – so auch in Lörzweiler ein Problem. Überlegt wird, die freie Fläche des Dorfplatzes wochentags auch als Parkplatz auszuweisen. Auch Plätze für Carsharing, E-Ladestationen für Räder und E-Autos ist vorgesehen.

Dietmar Muscheid hofft, dass „ viel Eigenleistung erbracht werden kann bei der Umsetzung des Projektes. Im Scherz gesagt: Wenn wir heute sagen würden, morgen geht es los, kämen ganz viele Bürger:innen! Trotzdem rechnen wir mit Kosten zw. 400 und 500.000 €!“

Die Themenbezogenen Dorfrundgänge sind sehr gut besucht. Hier geht es um mögliche Begrünungsflächen an Straßenecken oder nicht bebauten kleineren Grundflächen oder gemeindeeigenen Ausgleichsflächen. Die Initiative „LöBlüh“ bepflanzt die Ortseingänge und hat darüber hinaus schon viele weitere Ideen.

Ein weiterer Rundgang fand im Lörzweiler Wäldchen statt, um dort die Entwicklung der Bäume im Kontext zur Klimaveränderung zu sehen. Vorgeschlagen wird, aufzuforsten und auch das Wäldchen attraktiv zu gestalten.

„Pandemie-bedingt stieg die Zahl der Homeoffice Mitarbeitenden. Wir planen als ein weiteres Projekt „Co-Working-Spaces“ zu schaffen, so 1-2 Räume, wo jemand sich tage- oder wochenweise einmieten kann um zu arbeiten. Internet und ein Schreibtisch reichen da aus. Das Land würde so etwas fördern,“ betont Dietmar Muscheid.

Das Thema Verkehr wurde natürlich auch sehr weit nach oben geschoben. Zu Fuß durch Lörzweiler – und das auf der Hauptstraße – ist sehr gefährlich. Enge Gehsteige, viel Verkehr, viele parkende Autos. Vorgeschlagen wurde, Fußwegverbindungen zu schaffen, abseits der Hauptstraße und die sehr deutlich zu markieren. „Tempo 30 wäre wünschenswert, ist aber kaum durchsetzbar. Da müssen so viele Behörden mitspielen, da geht es um jeden Meter Straße!“ stellt Dietmar Muscheid fest.

Kommen wir zurück zur Mangelsituation von bezahlbarem Wohnraum auch in Lörzweiler. Ebenfalls anstoßen soll der Zukunftsprozess, dass Lörzweiler gemeinsam mit der Kreiswohnungsbau Gesellschaft Wohnraum erstellt, sowohl für Single aber auch Mehrpersonenhaushalte, barrierefrei wäre wünschenswert.

Wolf-Ingo Heers

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Ich engagiere mich in der VG Bodenheim, und das in vielen verschiedenen Bereichen. Dies zum Beispiel als Vorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes des Ortsvereins der VG Bodenheim. Ich war aber auch viele Jahre Vorsitzender des Bodenheimer Verkehrsvereins und war lange Zeit aktiv beim DLRG. Ich suche den Kontakt mit den Menschen und bin immer da, wenn Hilfe gebraucht wird. Darüber hinaus erzähle ich gerne über das, was in der VG Bodenheim los ist. Und das, was ich zu erzählen habe, das schreibe ich immer wieder gerne für das Journal LOKAL – die lokale Zeitung. Denn so erfahren es alle, die diese Zeitung lesen.