Start Gesellschaft 100 Jahre Karmeliterkirche Bischof Kohlgraf feierte Messe in der Innenstadt

100 Jahre Karmeliterkirche Bischof Kohlgraf feierte Messe in der Innenstadt

Die Karmeliterkirche in der Mainzer Innenstadt ist 100 Jahre alt. Foto: Oliver Gehrig

MAINZ – Vor 100 Jahren kehrte der Karmeliterorden nach Mainz zurück. Anlässlich des 100. Weihetages der Karmeliter-Kirche in der Mainzer Innenstadt hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf die Eucharistie in der Kirche gefeiert, teilt die Bischöfliche Pressestelle Mainz mit. In seiner Predigt würdigte er das Wirken der Ordensgemeinschaft im Bistum Mainz. Wörtlich sagte Bischof Kohlgraf in seiner Predigt: „Dass Sie da sind, ist ein Zeichen für Gottes stille Treue und Gegenwart. Wir alle können Ihnen nur danken für dieses treue Dasein.“

Am 15. Dezember 1924 hatte der Mainzer Bischof Ludwig Maria Hugo die Karmeliterkirche geweiht. Sie war zuvor als Magazin und Lager genutzt worden. Zunächst lebten drei Mitbrüder aus den Niederlanden in einem Nebenraum der Kirche. Daran erinnerte der Prior des Mainzer Konventes, Pater Josef Kemper, O.Carm. in seiner Begrüßung. Wörtlich sagte er: „Diese 100 Jahre waren eine fruchtbare Zeit für uns und für das Bistum. Und ich bin dankbar, dass uns das Bistum Mainz tatkräftig unterstützt.“ Derzeit leben zwölf Brüder im Konvent. Sie wirken auch in das Bistum hinein, wie Bischof Kohlgraf betonte. „Ihre Gottesdienste und die seelsorglichen Angeboten werden geschätzt“, versicherte Bischof Kohlgraf in seiner Predigt. „Die Geschichte der Brüder hier in Mainz erinnert daran, dass es immer wieder Abbrüche und Neuanfänge gegeben hat. Heute blicken wir dankbar zurück auf das viele Gute, das die Brüder des Karmel hier gewirkt haben und beten um Gottes Geleit für die Zukunft“, sagte der Bischof.

In seiner Predigt nahm Kohlgraf auch Bezug zum Propheten Elija, der dem Orden ein großes Vorbild sei. Es sei „gut für uns heute, wenn Menschen auch stellvertretend für die vielen, die nicht mehr nach Gott fragen, vor Gott stehen“, sagte er. Und weiter: „Ich halte das für einen der wichtigsten Dienste, den gerade die Orden in unserer Zeit leisten können. Vor Gott zu stehen und für die Menschen einzutreten.“ Begleitend zum 100-jährigen Jubiläum der Wiederkehr der Karmeliten nach Mainz ist bis zum Jahresende eine Ausstellung in der Karmeliterkirche zu sehen. Darüber hinaus präsentiert das Mainzer Dom- und Diözesanmuseum noch bis zum 15. März 2025 eine Ausstellung über die Karmeliterchorbücher.

Um 1270 kamen die ersten Karmeliter nach Mainz. Die erste erhaltene urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1285. Das erste eigentliche Kloster wurde zusammen mit der Kirche in der ersten Hälfe des 14. Jahrhunderts gebaut. Eine Blütezeit erlebte das Kloster in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Im Zuge der Säkularisation wurde das Kloster 1802 aufgehoben. Im Jahr 1924 kehrten niederländische Karmeliter nach Mainz zurück. Bei den Verhandlungen mit dem Bistum Mainz spielte Pater Titus Brandsma eine wichtige Rolle. Er wurde 1942 im Konzentrationslager Dachau ermordet und 1985 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen und am 15. Mai 2022 von Papst Franziskus heiliggesprochen. Sein liturgischer Gedenktag ist der 27. Juli.

Mit dem Bau des heutigen Klosters wurde 1963 begonnen. Im Mainzer Konvent, das seit 2004 als Ausbildungshaus für die deutsche Provinz des Karmel dient, leben heute insgesamt zwölf Karmeliter. In den Jahren 2009/2010 erfolgte eine große Innenrenovierung der Klosterkirche. Auch für Glaubens- und Beichtgespräche im Besuchszimmer des Klosters stehen die Brüder zur Verfügung.

Im Unterschied zu vielen anderen Ordensgemeinschaften haben die Karmeliter keinen Ordensgründer. Der Orden hat seinen Ursprung im Einsiedlerleben zur Zeit der Kreuzzüge auf dem Berg Karmel im Heiligen Land. Nachdem die Einsiedler am Berg Karmel zunächst nur eine lose Gemeinschaft gebildet hatten, baten sie den Patriarchen Albertus von Jerusalem, ihre Lebensweise in einer Regel festzulegen. Die Übergabe der Regel wird auf 1207 datiert. Die Regel wurde von Papst Honorius III. erstmals 1226 bestätigt. Endgültig bestätigt wurde sie von Papst Innozenz IV. im Jahr 1247. Als die Karmeliter das Heilige Land verlassen mussten, versuchten sie zunächst ihr Einsiedlerleben in Europa fortzuführen, glichen ihre Lebensweise aber sehr bald den gerade entstandenen Bettelorden, wie den Franziskanern und Dominikanern, an. Der Orden breitete sich rasch in Europa aus. Mitte des 15. Jahrhunderts wurden unter dem Generalprior Johannes Soreth die ersten Karmelitinnenklöster gegründet. Die Reformen von There­sia von Avila (1515-1582) und Johannes vom Kreuz (1541-1591) führten zur Gründung eines neuen Ordenszweiges, der sich bei den Männern „Unbeschuhter Karmel“ und bei den Frauen „Theresianischer Karmel“ nennt. Die Kontemplation (Betrachtung) ist die Grundlage für den inneren Weg der Karmeliter. Der alttestamentliche Prophet Elija, dessen Geschichte eng mit dem Berg Karmel verbunden ist, gilt als „Vater und Leiter“ des Ordens. Sein Wort „So wahr Jahwe, Israels Gott, lebt, vor dessen Angesicht ich stehe…“ (1 Kön 17,1) ist Leitsatz für das Wirken der Karmeliter. Dieses „Stehen vor Gott“ als Geisteshaltung prägt bis heute die karmelitische Spiritualität. Neben Elija verehren die Karmeliter in besonderer Weise Maria als zweites Vorbild des Ordens. Der offizielle Name der Ordensgemeinschaft lautet auch heute noch „Brüder der seligsten Jungfrau Maria vom Berg Karmel“.

red