LAUBENHEIM – Auf der Festivalbühne von „Kultur im Park“ in Laubenheim und Bodenheim ist Platz für lokale Gruppen und künstlerischen Nachwuchs aus der Region. Das ist gut so. Schön ist aber für das Publikum, dass die Veranstalter von Mayence Music Management und der Privaten Musikschule Laubenheim genauso freigiebig künstlerische Prominenz aufbieten können. Wie Bodo Wartke beispielsweise. „Der Klavierkabarettist“, als solcher stellte sich der Künstler seinem Publikum im Intro-Lied vor, litt bisher genauso unter den Auflagen der Pandemie-Zeit wie die Zuhörer, die ihm in Laubenheim kräftig applaudierten.
„Die Kultur musste lange warten“, rief Wartke aus. Nun wieder freigegeben, „entfaltet sie sich an Orten, die wir nicht für möglich gehalten hätten“. Nach genau solchem feinen Humor sehnte sich das Publikum. Weil der eigentliche Festivalort, die Laubenheimer Parkanlage, wegen Umbauarbeiten nicht genutzt werden kann, steht die Bühne auf einer Pferdekoppel. „Danke. Ich wurde mit einem Geräusch begrüßt, das ich lange nicht vernahm.“ Erneut Applaus. Ja, das wollte man in Laubenheim hören: Trotz der nervigen Mücken und grauer Wolken am Abendhimmel. „Sollte es regnen, so bin ich auf diese Gelegenheit vorbereitet“, setzte Wartke fort. „Ich habe für den Fall ein Lied geschrieben.“
Wartke hat mit dem Programm „Wandelmut“ im Gepäck, das er praktisch kaum gespielt habe, „aus Gründen, die ich nicht näher erläutert will“ (erneut Lacher), das Kabarett nicht neu erfunden. Aber er präsentierte grundsolides, durchdachtes Handwerk seiner Zunft, das mit abwechslungsreichen Wendungen und witzigen Reimen unterhielt. Ein wenig Kokolores hier, ein paar Aphorismen und Schüttelreime da.
„Wo liegen die Gemeinsamkeiten zwischen LSD und DSL? Denn es gibt sie.“ LSD und DSL: „Mit beiden, sagen die Kunden, fühlt man sich besser verbunden.“ Witzig hinterfragte Wartke die äußeren und künstlerischen Vergleiche seiner Person mit Harry Potter oder mit Rainald Grebe, ließ aber zwischendrin den gesellschafts- und religionskritischen Blick nicht missen: „Ihr handelt nicht in meinem Namen. Shalom. Inshalla. Amen.“
Wartkes Inhaltsträger und Markenzeichen bleibt die Musik. Egal, ob er dabei Gangster-Rap-Lyrics mit Helene Fischers „Atemlos“ verschmelzt oder für Momente jazzige Improvisationen einstreut. Gleichwohl ließ sich in seinem Auftritt eine Art Demut angesichts der pandemischen Wüstenzeit erkennen. Die ausdrückliche Würdigung der Pferdekoppel als Veranstaltungsort für fernsehtaugliche Kultur dürfte einen wahren Kern beinhalten. Eine solche Haltung wird in Mainz mit seinem Unterhaus und dem Deutschen Kleinkunstpreis, den Wartke übrigens auch mal bekam, durchaus geschätzt.