Start Kirche Nieder-Olm sagte „Auf Wiedersehen“ zu Pfarrer Hilsbos Ökumenische Verbundenheit und viele Gemeinsamkeiten

Nieder-Olm sagte „Auf Wiedersehen“ zu Pfarrer Hilsbos Ökumenische Verbundenheit und viele Gemeinsamkeiten

Pfarrer Hubert Hilsbos verabschiedete sich vor Kurzem in den Ruhestand. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

NIEDER-OLM – Wer dachte, dass sich nur die Katholiken aus Nieder-Olm und den angeschlossenen Pfarreien Sörgenloch und Zornheim von ihrem Pfarrer Hubert Hilsbos verabschieden würden, lag falsch. Ganz falsch. Nicht nur sie, sondern auch die Stadt und die Verbandsgemeinde Nieder-Olm sowie die evangelischen Christen sagten dem Seelsorger, der Anfang Oktober in den Ruhestand verabschiedet wurde, „Auf Wiedersehen“. Was Außenstehende vielleicht überraschte, war für die Beteiligten wenig verwunderlich: Hilsbos hatte sich in seinen 20 Jahren in Nieder-Olm den Respekt vieler verdient. Emotionen waren spürbar, und dem Verbandsgemeindebürgermeister Ralph Spiegler versagte zeitweise die Stimme.

Spiegler erinnerte in einer Anekdote an seine Kindheit, als sein Vater ihn auf zwei Respektspersonen hinwies: den Pfarrer und den Bürgermeister. Diese Begegnung habe ihn nachhaltig geprägt, sagte er. Spiegler sprach auch über die Anfänge der Zusammenarbeit mit Hilsbos und gab zu, dass es anfänglich Skepsis gab, weil sie aus unterschiedlichen religiösen und politischen Lagern stammten. Doch in Gesprächen und Begegnungen „haben wir gelernt, dass es nicht nur um die eigenen Überzeugungen geht, sondern darum, gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten“, betonte Spiegler.

Auch Nieder-Olms Stadtbürgermeister Dirk Hasenfuss erinnerte an gemeinsame Projekte. Schon die erste Begegnung mit Hilsbos auf einer Reise nach Griechenland legte den Grundstein für das Projekt „Komme zu Tisch“. Schmunzelnd fügte er hinzu: „Die besten Ideen kamen oft bei unseren Arbeitstreffen in Nieder-Olmer Gastwirtschaften.“ Hasenfuss hob besonders das Projekt „Kaffee dazwischen“ hervor, ein niedrigschwelliges Angebot für die Bürger der Stadt, das vollständig ehrenamtlich organisiert wird.

Danach trat die evangelische Pfarrerin Julia Freund ans Rednerpult. Schon dass sie zu Beginn der Messe direkt neben Hilsbos am Ende der Prozession in die Kirche schritt, war ein Zeichen für die jahrzehntelange ökumenische Zusammenarbeit vor Ort. Sie sprach von Offenheit und Großzügigkeit und bedankte sich dafür, dass die Katholiken unter Hilsbos ihre Kirche für evangelische Konfirmationsfeiern zur Verfügung stellten. „Unter deiner Leitung haben wir eine kreative und bereichernde ökumenische Zusammenarbeit erlebt, die auf gegenseitigem Respekt und Offenheit basierte“, wandte sich Freund direkt an den katholischen Geistlichen. Sie erwähnte ökumenische Gottesdienste, die Flüchtlingsarbeit und die ökumenische Gemeindereise nach Griechenland.

Evangelische Pfarrerin Julia Freund dankte für eine eine kreative und bereichernde ökumenische Zusammenarbeit. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

Hilsbos selbst nutzte seine letzte Predigt, um eine Art Vermächtnis zu hinterlassen. Franz von Assisi, dem die Nieder-Olmer Kirche geweiht ist, stellte er als Vorbild dar. „Wir tragen seinen Namen nicht bloß als Etikett.“ Hilsbos nahm die Zuhörer mit ins Jahr 1205, als der junge Franz eine prägende Begegnung mit einem Aussätzigen hatte – ein Symbol für die Aufgabe, Ausgegrenzte und Schwache in die Mitte der Gemeinschaft zu holen. „Sein Vorbild ist eine Verpflichtung.“ Christsein bedeutete für Franziskus radikale Menschlichkeit. „Distanzen überwinden, vom hohen Ross herabsteigen und den Menschen auf Augenhöhe begegnen“, betonte Hilsbos. „Die Kirche ist nicht nur ein Gebäude, sie ist ein offenes Haus für alle Generationen“, knüpfte er an die Vita von Franziskus an, der anfänglich den Auftrag, die Kirche wieder aufzubauen, wörtlich verstand. „Dieser Auftrag ging weit über den physischen Wiederaufbau hinaus.“

Dieselbe Botschaft trägt auch ein Banner am Eingang der Nieder-Olmer Kirche: „Das Evangelium ist keine Poesie, sondern ein konkreter Leitfaden für unser Leben“, so Hilsbos. „Friede sei nicht nur ein Wort, das wir aussprechen, sondern eine Haltung, die wir leben müssen.“ Mit den Worten von Franziskus verabschiedete sich Hilsbos von seiner Gemeinde: „Pax et bonum“ – „Frieden und Gutes“.

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Ich schreibe und fotografiere seit 2013 für Journal LOKAL - die lokale Zeitung. Die Begeisterung für die Lokalmedien entdeckte ich während des Studiums der katholischen Theologie und habe seit 2007 für Lokalzeitungen, öffentliche Einrichtungen und Online-Medien gearbeitet. Mich fasziniert der wunderbare Alltag. Unterwegs bin ich für Themen in Rheinhessen rund um Mainz.