Nackenheim – Wenn alle Generationen beim Weinfest etwas für sich finden und die Festtage beieinander verbringen, dann haben die Organisatoren wenig falsch gemacht. „Ja, wir sind zufrieden“, sagt Achim Ramler. Am Sonntagmorgen dem dritten Tag des Weinfestes von Nackenheim gönnt sich der Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsvereins Nackenheim (HVV) eine Pause und genießt einen Latte Macchiato im Café der Kirchengemeinde St. Gereon. Ein Jahr habe die Vorbereitung gedauert, die ein Ziel gehabt habe, das Prädikat ,Rheinhessen ausgezeichnet – Weinfest’ des Dienstleistungszentrums Landwirtschaftlicher Raum zu bekommen. „Wir haben es auf Anhieb geschafft“, sagt er stolz. Die fein gedeckten Tische drum herum sind fast alle besetzt. Der Frauenkreis von St. Gereon bietet den Gästen eine Auswahl von 65 Kuchen.
Was beim Schlendern tatsächlich auffällt: Bei der 84. Ausgabe des Nackenheimer Weinfestes können sich Jung und Alt gleichermaßen angesprochen fühlen.
Einen Anteil dazu haben beispielsweise die „Templer“ beigetragen. Eine Gruppe befreundeter junger Erwachsener, die sich seit sechs Jahren für das Weinfest engagieren. „Wir wollen nicht, dass unser Fest stirbt“, sagt ihr Sprecher, Helmut Schmidt. Einst haben sie in der Ringerhalle zusammen trainiert, jetzt gehen sie beruflich verschiedene Wege. „Aber wir treffen uns einmal im Jahr für das Fest“. Das Frühstücksbüffet, das die „Templer“ am Sonntag aufgetischt haben, sorgte an den anderen Ständen wie dem der Jungen Union aus Nackenheim für neidloses Lob. Die Lounge sprach sowohl das junge wie auch das etwas reifere Publikum an. Vor allem aber die Jugend profitiert vom Engagement. „Und sie benehmen sich alle“, sagt Schmidt. Die Musik passt auch, so scheint es. „Am Samstagabend wurde vor der Bühne ausgiebig getanzt“, sagt Schmidt. Apropos Musik, mit Andy Ost eröffnete eine echte Größe das Weinfest.
Bereits die Weinprobe in der Alten Mistkaut im Vorfeld bezeichneten die Organisatoren als einen „fantastischen Abend“ und ein Beispiel dafür, wie man in Nackenheim für das Fest an einem Strang zieht. In der Not hat die örtliche Freiwillige Feuerwehr mit einem Stromaggregat ausgeholfen.
So lassen sich beim Nackenheimer Weinfest jedes Jahr neue Nuancen ausmachen. Neu sind Angebote für die Kinder. Die Scooter sind verschwunden, die Verlagerung der Festmeile hat sich als positiv erwiesen, findet Ramler. Neu sind auch ungewohnte Perspektiven. Vom Höhenfeuerwerk zur Eröffnung hat Marco Lorenz einen Film mittels einer Drohne angefertigt, den man im Internet bewundern kann. „Tolle Sache, nicht wahr“, meint Ramler. Am Rezept für die Zukunft des Weinfestes will er festhalten: „Die Jugend mitnehmen und ständig das Grundkonzept anpassen und auch auf die kritischen Stimmen hören“. Eine Herausforderung für die Zukunft gibt es. Weil manche Winzer aus Mangel an Nachfolge ihre Betriebe aufgeben, müsse ein Weg gefunden werden, „dass das Weinfest von Nackenheim ein Weinfest mit Winzern bleibt, die einen Bezug zum Ort haben“. Das engagierte Team vom HVV wird das gemeinsam mit den Kooperationspartnern mit ziemlicher Sicherheit meistern.