KREIS GROSS-GERAU – Kürzlich von der Stadt Frankfurt a. Main bereitgestellte Flugbewegungsdaten für das Jahr 2024 bestätigen erneut die Haltung der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Zukunft Rhein-Main (KAGZRM), dass ein erheblicher Anteil der Kurzstreckenflüge überflüssig ist und auf die Schiene verlagert werden sollte. Die Zahl der Flugbewegungen um den Frankfurter Flughafen lag über das gesamte Jahr 2024 betrachtet bei 440.854 und damit nicht weit entfernt vom bisherigen Höchststand von 513.912 Flugbewegungen im Jahr 2019.
Bei den Flügen in der Nachtrandstunde (22 bis 23 Uhr) zeigt sich eine steigende Tendenz. Auffallend ist auch, dass die Verspätungsflüge am Flughafen Frankfurt zwischen 23 Uhr und 5 Uhr mit knapp 1400 fast das Niveau des Jahres 2018 mit ca. 1650 Verspätungsflügen erreicht haben, u.a. aufgrund von späten Abflügen aus den Tourismusregionen und Unwettern.
Die KAGZRM fordert seit Jahren ein absolutes Nachtflugverbot zwischen 22 und 6 Uhr, um die Bevölkerung besser vor den schädlichen Auswirkungen des Fluglärms auf die Gesundheit zu schützen. Solange es kein absolutes Nachtflugverbot gibt, sollte nach ihrer Auffassung zumindest ein kontinuierliches Abschwellen des Lärms stattfinden, aber dies ist nicht zu erkennen.
Am Frankfurter Flughafen haben Kurzstreckenflüge im Jahr 2024 einen Anteil von fast 20 Prozent ausgemacht. 18 Destinationen erzeugten 90 Prozent der Kurzstreckenflüge – darunter innerdeutsche Ziele wie Hamburg, München, Leipzig, Düsseldorf oder Berlin sowie europäische Ziele wie Amsterdam, Brüssel, Paris oder Zürich. Diese und weitere Kurzstreckenziele werden auch in der Nachtrandstunde noch eng getaktet angeflogen. 50 Prozent der Kurzstreckendestinationen sind innerdeutsche Ziele, von denen viele auch gut mit der Bahn erreicht werden können oder dies auch zeitliche Vorteile bringen würde. Dies ist beispielsweise bei den Verbindungen von Frankfurt nach Leipzig, Stuttgart, Berlin oder Düsseldorf der Fall. „Angesichts der Erderwärmung und der dramatischen Fluglärmsituation im Rhein-Main-Gebiet sollte aus unserer Sicht auf Kurzstreckenflüge verzichtet werden, wenn das Reiseziel in ähnlicher Zeit mit der Bahn erreicht werden kann“, sagt Thomas Will, KAGZRM-Vorstandsvorsitzender.
Zwar wurde das Angebot an Inlandsflügen seit den Corona-Jahren reduziert. Doch gibt es schon neue, von Condor geplante Angebote, in diesem Jahr zwei tägliche Flugangebote von Frankfurt nach Paris sowie weitere Flüge nach Berlin, Hamburg oder München zu schaffen. 40 bis 50 Prozent aller innerdeutschen Flüge sind dabei Anschlussflüge. Auch ist noch fraglich, wie sich die Flugbewegungszahlen im nächsten Jahr mit der Eröffnung des Terminal 3 entwickeln werden.
„Natürlich geht es uns bei der Forderung nach einer Reduzierung von Kurzstreckenflügen nicht darum, einfach Lärm auf Schiene und Straße zu verlagern. Wir wünschen uns, dass es insgesamt leiser wird in der Region, was neben Maßnahmen zum Schutz vor Fluglärm natürlich auch den Schutz vor Straßen- und Bahnlärm und weiterer Luftverschmutzung mit geeigneten Maßnahmen wie E-Mobilität, dem Einsatz nachhaltiger Kraftstoffe oder dem Bau weiterer Lärmschutzwände umfasst“, so Thomas Will
Nach Angaben des Umweltbundesamtes verursacht eine in Deutschland lebende Person pro Jahr im Schnitt 10,3 Tonnen CO2-Äquivalente (CO2e) und liegt damit mehr als 60 Prozent über dem globalen Durchschnitt. Eine in Indien lebende Person verursacht pro Jahr etwas mehr als eine Tonne CO2e und liegt damit nur knapp über dem Wert, der nach dem Pariser Klimaabkommen als Grenzwert vereinbart wurde, um die Temperaturerhöhung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.
„Dies bedeutet auch, dass jeder Einzelne sein eigenes Verhalten überdenken und klimaverträglicher gestalten müsste. Wäre eine Alternative zum Flieger möglich? Brauche ich zwingend ein Produkt, das per Flugzeug transportiert wird oder gibt es regionale oder lokale Alternativen?“, ergänzt Thomas Will abschließend.
Der Kreisausschuss des Kreises Groß-Gerau