RÜSSELSHEIM – Die Motorworld Manufaktur im Opel-Altwerk ist eines der großen Stadtentwicklungsprojekte in Rüsselsheim am Main. Schon jetzt hat sich hier ein vielfältiger Unternehmensmix angesiedelt. Davon überzeugte sich Oberbürgermeister Udo Bausch. Er besuchte die Unternehmen Sulfotools, Wieco und Fuchsgold, die das große Spektrum verdeutlichen. Denn sie stehen für Biotechnik, Bildung und Handwerkskunst.
Selbstredend hat auch die Motorworld Rhein-Main ihren Standort direkt am Hauptportal am Bahnhofsplatz, um die Vermarktung und die Entwicklung der Flächen voranzutreiben. Standortleiter Maximilian Dünkel berichtete Bausch, dass fast alle Erdgeschossflächen vergeben seien. In den oberen Geschossen gebe es aber noch kleine bis große Flächen. In Gesprächen mit Interessenten kann die Motorworld stets durch die Lage im Rhein-Main-Gebiet, die gute Anbindung an Autobahnen und den öffentlichen Nahverkehr und auch durch die zentrale Lage in Rüsselsheim selbst punkten. Zudem seien Coworking-Spaces gefragt, die mehrere Unternehmen flexibel nutzen können. „Auch für diesen Trend kann die Motorworld attraktive Flächen bieten“, sagt Dünkel. Günstig sei in diesem Zusammenhang auch die Nähe zum Flughafen.
Neben klassischer Anmietung von Büro- oder Geschäftsflächen haben sich Dünkel zufolge auch Medienschaffende und Handwerksunternehmen aus den Bereichen Elektro und Stuck angesiedelt. Zudem hat sich eine kreativschaffende Szene angesiedelt unter anderem mit Kunstateliers, einer Gesangsschule für Rock und Pop oder einem Filmstudio. „Die Szene ist jung und dynamisch und belebt ein solches Projekt“, sagt Maximilian Dünkel. Der Grundsatzgedanke der Motorworld sei es ohnehin, dass die Unternehmen gegenseitig voneinander profitieren sollen. Deswegen soll den Mieterinnen und Mietern auch die Möglichkeit gegeben werden, sich untereinander zu verknüpfen.
Neue Technologie für Medizin und Kosmetik
Ein noch junges Startup-Unternehmen ist die Sulfotools GmbH, die Mitte März 2021 in die Motorworld eingezogen ist. Die Geschäftsführenden Dr.-Ing. Sascha Knauer und Dr.-Ing. Christina Uth arbeiten daran, Wirkstoffe für Medizinprodukte und Kosmetik mit ihrem neu entwickelten Prozess herzustellen. „Mit dieser neuen Technologie können die bisher verwendeten giftigen organischen Lösungsmittel bei der Herstellung durch Wasser ersetzt werden. Dies ist kostengünstiger und umweltschonender“, erläutert Uth. Insbesondere in der Kosmetikbranche sei das Interesse groß, lösungsmittelfreie und umweltfreundliche Produkte zu entwickeln und entsprechend zu vermarkten. Für den Oberbürgermeister ist das Unternehmen einmal mehr Beweis dafür, dass sich in der Innenstadt ein großes intellektuelles Know-How gerade in der Medizintechnik angesiedelt hat. Als weitere Beispiele nannte er das Steinbeis-Transferzentrum, die Limbach-Gruppe und Prexion.
Das mehrfach ausgezeichnete Unternehmen hat sich aus der TU Darmstadt ausgegründet. Aufgrund der Nähe zum Steinbeis-Transferzentrum hat sich Sulfotools für den Standort in Rüsselsheim entschieden. Zum Besuch des Oberbürgermeisters schaltete sich auch Karel Kubias von i&i (inventions and investments, übersetzt Erfindungen und Investitionen) aus Prag dazu. I&i hat sich entschieden, in das Unternehmen zu investieren. Kubias hob hervor, dass durch das neue Verfahren, dauerhaft organische Lösungsmittel in der Produktion reduziert werden können. Das ist von besonderer Bedeutung, weil diese Lösungsmittel giftig, schwer recycelbar und zudem auch teuer sind. Eine solche nachhaltige Technologie passe zu dem Investor, weil es dessen Ziel ist, eine Brücke zwischen biotechnischen Projekten und der Industrie zu schlagen.
Bildung und Ausbildung
Das WIECO Bildungszentrum ist vor Kurzem vom Hasengrund in die Motorworld umgezogen. Grund war vor allem die gute Verkehrsanbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Da viele Kundinnen und Kunden aus Frankfurt kommen, ist dies besonders relevant. WIECO ist ein zertifizierter Bildungsträger. Das Zentrum vermittelt seiner Kundschaft grundlegende Fähigkeiten und Fertigkeiten der gastgewerblichen und hausmeisterlichen Tätigkeiten. Damit erhöhen sie die Karrierechancen in den Bereichen Gastronomie, Hotellerie sowie Hausmeisterservices. „Der Bedarf steigt seit Wochen deutlich an“, sagt Geschäftsführer Ahmet Coban. In den vergangenen Monaten hätten sich viele Beschäftigte der Hotellerie und Gastronomie dauerhaft beruflich umorientiert. Grund war die Corona-Pandemie, die zu Kurzarbeit oder Unsicherheit in dieser Branche geführt hat. „Nun zieht es wieder an, und es werden in der Regel höhere Löhne bezahlt“, unterstreicht Coban. WIECO habe ein großes Netzwerk und könne attraktive Arbeitsplätze unter anderem in Hotels wie Steigenberger, Hilton, Mercure und Achat vermitteln. Voran ginge immer ein unverbindliches zweiwöchiges Praktikum, in dem sich Auszubildende und Unternehmen kennenlernen können. „Wir wollen die Ausbildung nachhaltig gestalten und die Möglichkeit bieten, dauerhaft gut zu verdienen“, sagt Coban.
Das Unternehmen arbeitet bereits an einem weiteren neuen Feld. Geschäftsführer Markus Wieseler will dem Mangel an Pflegekräften entgegenwirken und Pflegekräfte aus Vietnam eine Ausbildung in Deutschland ermöglichen. Sie waren bereits weit vorangeschritten, jedoch machen ihnen die aktuellen Ein- und Ausreiserestriktionen derzeit einen Strich durch die Rechnung. „Sobald sich diese wieder dauerhaft lockern, werden wir den Faden wieder aufnehmen und können kurzfristig handeln“, versichert Wieseler.
Fuchsgold: Die Manufaktur in der Manufaktur
Einem ganz anderen Metier widmet sich Theresa Fuchs, Inhaberin von Fuchsgold. Sie ist Meisterin im Goldschmieden und Edelsteinfassen. Fuchs fasst Edelsteine wie unter anderen Smaragde, Rubine und Diamanten und stellt individuelle Schmuckstücke und Kleinserien aus Gold, Silber und Platin her.
Anfang 2021 war sie beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks hessische Landessiegerin und Kammersiegerin sowie zuletzt sogar Bundessiegerin. In ihrem geschmackvoll eingerichteten Atelier arbeitet sie quasi als Manufaktur für andere Unternehmen oder Private, mit denen sie teilweise über ihre Online-Aktivitäten in Kontakt gekommen ist.
Die Geschäftsidee passt. Das zeigt unter anderem, dass Fuchs aufgrund der großen Nachfrage bereits eine Teilzeitkraft einstellen konnte. „Das ging schneller als gedacht“, sagt Fuchs. Zufrieden zeigt sie sich mit ihrem Standort in der Motorworld. Sie ist auch bereits mit Unternehmen in ihrer Nachbarschaft und aus dem Handwerk im Gespräch, um sich zu vernetzen und unter Umständen gemeinsam zu werben oder Veranstaltungen durchzuführen.
Motorworld Manufaktur
Auf 65.000 Quadratmetern des Opel-Altwerks direkt am Bahnhof entsteht ein neues Stadtquartier. Das Unternehmen Activ-Immobilien schafft hier mit ihrem Standort Motorworld Rhein-Main Flächen für Einzelhandel, Gewerbe, Büroflächen, Wohnungen, Gastronomie, Hotel, Veranstaltungshallen und Raum für Automobilbegeisterte.
Magistrat der Stadt Rüsselsheim am Main
Fachbereich Zentrales